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Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Titel: Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Fischer-Fabian
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gehen, wobei sie
Stutterbold begegnen, der ihnen auf allen Vieren entgegenkommt und
nachdrücklich behauptet:
    »Ich bin ein Moppel und heiße
Frau Brown.«
    Was nicht stimmen kann, ist
doch die wirkliche Mrs. Brown gerade damit beschäftigt, an jeder Säule des
Ballsaales die duftende Inschrift zu hinterlassen »Mrs. Brown was here!«,
während es Mr. Miller gerade gelungen ist, den Kapitänsmützenschirm von der
eigentlichen Kapitänsmütze zu trennen.
    Gegen 4.30 Uhr ereignet sich
ein kleiner Zwischenfall, dem die fröhliche Anteilnahme aller Gäste zuteil
wird. Frau Radke, vom Greifer einst heftig umworben und später fallengelassen
wie eine heiße Kartoffel, stellt denselben zur Rede und sagt zu ihm in schönem
Dialekt ihrer Heimatstadt Frankfurt: »Was sind Sie für ein Oos, ein
schlääächtes.«
    »Sie sind verhaftet. Folgen Sie
mir!« ist alles, was dem Greifer einfällt, wobei er diesmal nicht versäumt,
sich mit seinen Handschellen an die Verhaftete anzuketten.
    Der späteren Aufforderung von
seiten der Radke, »nun machen Sie mich mal wieder los«, kann er nicht folgen,
da die Schellen, durch langjähriges Pensionistendasein angerostet, fest
geschlossen bleiben wie Austern.
    Unter den fachmännischen Ratschlägen
eines großen Teils der Ballgäste, versuchen nacheinander ihr Glück: Tochter
Erika (mit einer Gabel), die Schwestern Nielsen (mit Speiseöl), Beatus Hügeli
(mit einem Pfeifenreiniger), James P. Stutterbold (mit Geduld), René Cantal
(mit Gewalt), der Schiffsarzt (mit Verwünschungen). Vergeblich. Das sowohl
entzweite als auch eng verbundene Paar verbringt den Rest der Nacht Hand an
Hand auf einem Fauteuil im Rauchsalon und schweigt sich verbissen bis zum
Sonnenaufgang an. Ungefähr zur selben Zeit sendet der Funkoffizier ein
Telegramm ab, das (über Seefunkstation Norddeich) nach Zürich gerichtet ist und
wie folgt lautet: »Liebste Mulle, bin morgen abend bei Dir. Frag mal bei
Borchardt, ob sie schon Frühmastgänse haben. Dein alter Beatus.«
     
    Als die »Aphrodite« am
dreiunddreißigsten Tag ihrer Fahrt wieder am Pier sieben von Zeebrugge
festmacht, gleicht sie einem Totenschiff. Die Passagiere, von den Anstrengungen
der letzten Nacht schwer gezeichnet, klettern unsteten Schrittes das Fallreep
hinab. Man verabschiedet sich, tauscht seine Karten aus, sagt: »Wenn Sie mal
nach X kommen, dann melden Sie sich« oder »Sie sind jederzeit ein gerngesehener
Gast« und verspricht sich gegenseitig ein Wiedersehen, das niemals stattfindet.
    Nur Tante Annegret und Erika
und James P. Stutterbold und Trixi und René Cantal sollten sich wiedersehen,
wollen sich Wiedersehen, müssen sich wiedersehen: in 10 Monaten... in New
York...

New York,
New York,
die tote
Tante wird ‘reingelegt,
Aphrodite
ist an allem schuld.
Finden Sie,
daß Trixi sich richtig verhält?
     
     
     
    Die Dämmerung ist
hereingebrochen über New York. Ein Juliabend beginnt. Es ist ein tropisch
warmer Abend, denn der Tag war heiß wie am Äquator. Die Mauern der
Wolkenkratzer strahlen die am Tage gespeicherte Wärme aus. Wie riesige
Kachelöfen. Die New Yorker flüchten in die Restaurants, in die Kinos, in die
Theater. Überall dorthin, wo Kühlgebläse blasen. Und das ist der Grund, warum
so viele New Yorker mitten im Sommer einen Schnupfen haben.
    Auch James P. Stutterbold
hüstelt. Was aber einen anderen Grund hat: Denn erstens hüstelt er sowieso, und
zweitens treffen in knapp 24 Stunden die Erben ein. James P. ist nervös.
    »Zum Teufel, nun hören Sie
endlich auf mit dem Herumgekrame, John. Es ist doch völlig egal, ob die
blödsinnige Vase unter dem blödsinnigen Gemälde steht oder nicht.«
    »Ich darf Sie darauf aufmerksam
machen, Sir, daß es sich bei der, hm, blödsinnigen Vase um ein Erzeugnis der
Ming-Dynastie handelt, dreizehnsiebenundsechzig bis sechzehnundvierundvierzig,
und bei dem Gemälde um...«
    »Um einen Picasso, ich weiß.
Sie sind hier als Butler angestellt und nicht als Museumsführer.«
    »Sehr wohl, Sir.« John ist so
beleidigt, wie nur Butler beleidigt sein können. Er nimmt die Ming-Vase mit den
60 blutroten Rosen und stellt sie wieder auf den Louis Seize-Tisch.
Selbstverständlich würde sie zum grünen Haar des Picasso-Portraits besser
passen. Aber über Geschmack läßt sich bekanntlich nicht streiten (»De gustibus
non disputandum est«.) Abgesehen davon, daß Mr. Stutterbold gar keinen hat.
    »Machen Sie mir noch einen
Bourbon, John, aber nur mit Eis diesmal.« Er steht auf, durchquert

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