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Das Gottesgrab

Das Gottesgrab

Titel: Das Gottesgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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Männer seines Alters nicht pausenlos Teer inhalieren und trotzdem so fit sein konnten? Finster schaute sie zu ihm hoch. Er winkte ihr vergnügt zu. Trotz der Lederstiefel schmerzten ihre Füße, ihre Ober- und Unterschenkel zitterten vor Anstrengung, und ihr Mund war klebrig vor Durst. Schließlich erreichte sie ihn, sackte zusammen, holte ihre Wasserflasche hervor, spülte ihren Mund aus und schluckte das Wasser hinunter. «Sind wir bald da?», fragte sie wehleidig.
    «Zehn Minuten.»
    Argwöhnisch sah sie ihn an. Das hatte er jedes Mal gesagt.

V
    Zuerst traf der Sandsturm relativ harmlos auf den Jeep. Rick lehnte sich mit einem erleichterten Lächeln zurück. «So schlimm ist es gar nicht», sagte er.
    «Wenn es nicht schlimmer wird.»
    Obwohl der Sand gegen die Türen und Fenster fegte, war es noch so hell, dass sie den Weg sehen konnten. Im Grunde konnte man Sandstürme in zwei Kategorien einteilen. Bei der ersten handelte es sich eigentlich um einen Staubsturm, der Hunderte Meter hoch war und die Sonne verdeckte, weshalb man leicht die Orientierung verlor. Aber er war nicht besonders heftig. Bei der zweiten hatte man es mit einem echten Sandsturm zu tun, und das war hier der Fall. Der unbändige Wind nahm den Sand von den Dünen auf und feuerte ihn ab wie Schrotkugeln.
    Es dauerte nicht lange, bis Rick seine Worte bereute. Der Wind schüttelte sie so stark durch, dass die Federung quietschte. Karosserie und Fenster wurden unablässig von einem lauten und rasenden Sperrfeuer traktiert, das offenbar die fragilen alten Scheiben durchbrechen wollte. Die Sicht verschlechterte sich so sehr, dass Knox kaum noch den Weg erkennen konnte. Der Jeep schlingerte abwechselnd über weichen Sand, der unter den Rädern hängen blieb, und über scharfkantige Felsen, die die Reifen aufzuschlitzen drohten. Knox musste in den ersten Gang zurückschalten und langsam weiterschleichen.
    «Sollten wir nicht besser anhalten?», fragte Rick.
    Knox schüttelte den Kopf. Wenn man auch nur eine Minute stehenblieb, blies der Sturm den Sand unter den Reifen weg, sodass man in den dadurch entstehenden Furchen versank und schließlich steckenblieb. Dann würde sich am Wagen eine Verwehung auftürmen, bis er völlig begraben und die Türen blockiert waren. In dem Fall wären sie auf Hilfe angewiesen. Und auf die konnte man hier draußen lange warten.
    Der Sturm wurde unbeschreiblich heftig. Die ganze Zeit schaukelten sie gefährlich hin und her. Plötzlich versanken die Räder auf der linken Seite. Im gleichen Moment blies eine Böe mit derartiger Wucht, dass es so schien, als würden sie jeden Moment auf die Seite kippen. «Mein Gott!», knurrte Rick und klammerte sich an den Türgriff, als sie wieder auf die Räder krachten. «Hast du so was schon mal erlebt?»
    «Einmal», sagte Knox.
    «Wie lange hat es gedauert?»
    «Sieben Tage.»
    «Du verarschst mich.»
    Knox musste lächeln. Es passierte nicht oft, dass er Rick verunsichert sah. «Du hast recht», sagte er. «Es waren eher siebeneinhalb.»

VI
    Zigarettenqualm wehte in Gailles Nase, sie musste husten. Mustafa hob entschuldigend eine Hand und trat die Kippe mit seinen Flip-Flops im Sand aus. Gaille tropfte Wasser in ihre Hand, wischte sich damit die Stirn ab und stand widerwillig auf. «Wie weit noch?», fragte sie.
    Mustafa nickte eifrig. «Zehn Minuten», sagte er. Sie biss die Zähne zusammen. Auf keinen Fall wollte sie ihm die Genugtuung geben, um eine längere Pause zu bitten. Erschöpft folgte sie ihm durch einen Hohlgang den Berg hinauf. Nach einer Weile endete der Gang plötzlich, und Gaille konnte kilometerweit hinaus in die goldene Wüste schauen. Sie sah endlos aus. «Sehen Sie», sagte Mustafa und machte eine Handbewegung wie ein Conferencier. «Zehn Minuten.»
    Sie waren verdammt hoch. Gaille wagte sich ein Stückchen näher an die Kante. Unter ihr nichts als nackte Felsen, die von dunklen Schatten durchzogen waren. Bevor man wieder den sicheren Rand eines Hohlgangs erreichte, führte ein Felsvorsprung über den jähen Abgrund. Er war lächerlich schmal und im Grunde kein Weg, sondern nur eine Reihe von Trittsteinen. «Da sind Sie rübergegangen?», fragte sie.
    Mustafa zuckte mit den Achseln. Er zog seine Flip-Flops aus und ging los. Mit der linken Hand stützte er sich an den Klippen ab, mit den nackten Fußsohlen suchte er geschickt Halt auf dem schmalen Übergang. Ein kleiner Stein unter ihm löste sich. Gaille legte eine Hand an den Fels und beugte sich vor, um ihn

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