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Das Gottesgrab

Das Gottesgrab

Titel: Das Gottesgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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dann nicht in Makedonien?»
    «Es gibt eine Erklärung für Siwa. Die Inschrift.»
    «Ja», sagte Dragoumis. «Aber was besagt die schon genau? Dass die Schildknappen ein Grabmal für Alexander an der Ruhestätte seines Vaters errichtet haben und dass sie die Wüste durchquert haben, um ihn dorthin zu bringen. Das trifft auf Siwa zu, richtig. Amun war Alexanders göttlicher Vater, und Siwa liegt in der Libyschen Wüste. Aber es trifft auch auf Makedonien zu. Philipp war Alexanders leiblicher Vater. Und die Schildknappen hätten die Wüste Sinai durchqueren müssen, um dorthin zu gelangen.»
    Elena fiel die Kinnlade herunter. Die Logik konnte sie nicht leugnen, trotzdem war sie entsetzt. «Man wird es dennoch herausfinden», erwiderte sie schwach.
    «Das hoffen wir auch», grinste Nicolas.
    «Wie meinen Sie das?»
    «Was glauben Sie, welche Reaktion es hervorrufen wird, wenn Athen versucht, uns den Schatz zu entreißen? Und der internationale Druck wird die griechische Regierung dazu zwingen. Können Sie sich den Aufschrei vorstellen? Makedonien wird das niemals hinnehmen.»
    «Es wird Krieg geben», bemerkte Elena wie betäubt.
    «Genau», stimmte Nicolas zu.
    Elena wandte sich an seinen Vater. «Ich dachte, sie wären ein Mann des Friedens», sagte sie.
    «Das bin ich», sagte er. «Aber jede Nation hat das Recht auf Selbstverteidigung. Und das steht auch uns zu.»

IV
    Der Ort, an dem Gailles Vater zu Tode gestürzt war, lag am östlichen Rand der Siwa-Senke und war ungefähr drei Stunden von Siwa entfernt. Die ersten Kilometer folgten sie der Bahariyya-Route, dann wandten sie sich nach Norden. Es war eine wunderschöne, wenn auch etwas unheimliche Landschaft. Hohe Felsen ragten aus dem großen Sandmeer heraus. Dort draußen gab es keinerlei Grün. Eine weiße Schlange glitt von ihnen weg, eine steile Düne hinunter. Abgesehen davon sah Gaille kein einziges Lebewesen, nicht einmal einen Vogel.
    Von dort, wo sie geparkt hatten, mussten sie fünf Minuten bis an den Fuß einer hohen, steilen Felswand klettern. Ein Steinmal markierte die genaue Stelle. In den obersten Stein hatte man seinen vollen Name gemeißelt: Richard Josiah Mitchell. Er hatte es immer gehasst, Josiah genannt zu werden. Seine engsten Freunde, die das wussten, hatten ihn gnadenlos damit aufgezogen.
    Sie hob den Stein auf und fragte die beiden Führer, ob einer von ihnen für das Mal verantwortlich war. Sie schüttelten den Kopf und meinten, es müsse Knox gewesen sein. Sie legte ihn wieder zurück und wusste nicht, was sie denken sollte.
    Während sie dort standen, erzählte Mustafa, wie die beiden und Knox hinuntergeklettert waren und ihren Vater gefunden hatten. Er war bereits kalt gewesen, überall war sein Blut verspritzt. Er erzählte, wie sie Knox angeboten hatten, die Leiche im Lastwagen zurückzubringen, und wie er sie angefaucht hatte.
    Sie drehte sich um und schaute zum Lastwagen. «Sie meinen diesen Lastwagen?», fragte sie.
    «Ja.»
    Sie fühlte sich ein bisschen schwach. «Die Leiche meines Vaters lag in Ihrem Lastwagen?»
    Mustafa sah verlegen aus. Er sagte ihr, wie sehr er und Zayn ihren Vater geachtet hatten und welche Tragödie es gewesen sei, wie unnötig. Gaille starrte hinauf, während er sprach. Die steile Felswand erhob sich hoch über ihr. Bei dem Anblick kribbelten ihre Zehen. Ihr wurde etwas schwindelig. Sie hatte immer unter Höhenangst gelitten. Sie trat einen Schritt zurück, stolperte und wäre vermutlich gefallen, wenn Zayn sie nicht am Arm gepackt und wieder ins Gleichgewicht gebracht hätte.
    Gaille war immer noch unwohl, als sie mit Mustafa die Felswand zu erklimmen begann. Zayn wollte beim Lastwagen bleiben, falls Räuber kämen. Gaille schnaubte leise, als sie das hörte. Räuber! In einem Umkreis von fünfzig Meilen war keine Menschenseele. Aber sie konnte es ihm nicht verübeln. Die zunehmende Hitze und die Steigung machten das Klettern wesentlich schwerer, als sie gedacht hatte. Es gab keinen Pfad, nur eine Reihe steiler Felsstufen, die zu sandig waren, um sicheren Halt zu bieten. Ungeachtet seines dicken weißen Gewandes und bestimmt fünf Mal größeren Körpergewichtes ging Mustafa mit seinen zerlumpten Flip-Flops tänzelnd voran. Jedes Mal, wenn er weit genug voraus war, hockte er sich wie ein Frosch auf eine Felsnase, um eine seiner stinkenden Zigaretten zu rauchen und freundlich zuzuschauen, wie sie sich abmühte, um ihn einzuholen. Allmählich wurde sie immer ungehaltener. Wusste er denn nicht, dass

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