Das Gottesgrab
Preisnamens hatte er sich gerade noch aus der Klemme geholfen. Für einen Moment hatte Knox genau aus diesem Grund überlegt, den Deal abzulehnen. Aber nicht allein sein Schicksal hatte auf dem Spiel gestanden. «Gut», hatte er geantwortet. «Aber Sie brauchen auch die Zustimmung von Gaille.»
«Die habe ich bereits», hatte Umar erwidert und auf seine Tasche geklopft. «Offenbar wollte sie Ihnen das Gefängnis genauso ersparen wie Sie ihr.»
«Kann ich sie sehen?»
«Noch nicht. Sobald wir Ihre Aussage umgeschrieben haben, werden wir eine Pressekonferenz geben. Sie, Gaille und Yusuf werden der Welt erzählen, wie Sie gemeinsam mit Hassan die Pläne dieser heimtückischen Griechen vereitelt haben. Danach können Sie beide tun, was immer Ihnen beliebt.»
«Nachdem wir für immer kompromittiert sind, meinen Sie.»
Umar hatte nur gelächelt.
Und so waren sie hier gelandet. Yusuf Abbas beendete die Pressekonferenz und dankte den Journalisten für ihr Kommen, die sich mit weiteren Fragen bitte direkt an ihn und nicht an Knox oder Gaille wenden sollten. Dann legte er seine Hände flach auf den Tisch, stemmte sich mit verzerrtem Gesicht aus dem Stuhl und schaute sich strahlend im Saal um, als erwartete er Applaus. Als der ausblieb, winkte er Gaille und Knox an seine Seite und legte beiden für ein paar letzte Gruppenfotos die Arme um die Schultern, so als wären sie die besten und ältesten Freunde. Schließlich erstarb das Kameraklicken, und die Scheinwerfer gingen aus. Während die Journalisten der Reihe nach hinausmarschierten, zückten sie ihre Handys, riefen ihre Büros oder Freunde an und widmeten sich bereits anderen Dingen. Knox blieb seltsam ernüchtert zurück. Er hatte das Rampenlicht nie gesucht, aber unbestreitbar hatte es etwas Berauschendes an sich.
Yusuf ließ die Arme um ihre Schultern, als er sie durch die Hintertüren des Konferenzsaals führte und sich neugierig nach ihren Plänen erkundigte. Kaum gingen jedoch die Türen hinter ihnen zu, setzte er eine finstere Miene auf, wich von ihnen ab und schüttelte angewidert seine Hände, als befürchtete er, Knox und Gaille könnten ihn mit einer gefährlichen Krankheit anstecken. «Denken Sie nicht einmal daran, ohne meine Erlaubnis mit der Presse zu sprechen», warnte er sie.
«Wir haben unser Wort gegeben.»
Yusuf nickte mürrisch, als würde er genau wissen, wie viel das Wort solcher Leute wert war. Dann wandte er sich energisch von ihnen ab und trottete davon.
Knox schüttelte sich und schaute Gaille an. «Wollen wir abhauen? Ich habe ein Taxi rufen lassen.»
«Worauf warten wir dann noch?»
Sie machten sich auf den Weg durch das Gewirr von Gängen.
«Ich kann nicht glauben, dass Yusuf davonkommen wird», knurrte Knox.
«Wir hatten keine andere Wahl», versicherte ihm Gaille. «Es gibt keine Beweise gegen ihn. Aber gegen uns. Und es ist nicht unser Fehler, dass die Ägypter ihn zum Generalsekretär ernannt haben.»
«Dein Vater hätte diesem Deal nie zugestimmt.»
«Doch, das hätte er. Er hatte einen Deal mit Dragoumis, oder?» Sie lächelte und nahm seinen Arm. «Hauptsache, es ist vorbei. Lass uns bitte über etwas anderes sprechen.»
«Worüber zum Beispiel?»
«Zum Beispiel darüber, was du jetzt vorhast?»
Traurig dachte er an Rick. «Ich muss zu einer Beerdigung.»
«Oh, Gott, natürlich.» Sie senkte ihren Kopf. «Und danach?»
«Ich habe noch nicht darüber nachgedacht», sagte Knox, obwohl das eine Lüge war. Seit Umar ihm das Angebot unterbreitet hatte, ging ihm der Gedanke an eine neue Ausgrabung nicht mehr aus dem Kopf. «Und du?»
«Ich werde mit der ersten Maschine, die ich kriegen kann, nach Paris fliegen.»
«Ach.» Er blieb stehen. «Wirklich?»
«Ich habe beschlossen, die Sorbonne zu verlassen», sagte sie. «Aber die Leute dort haben es verdient, dass ich es ihnen persönlich sage. Sie sind sehr gut zu mir gewesen.»
Knox’ Miene heiterte sich sofort wieder auf. «Und dann?»
«Ich habe vor, zurückzukommen und mir einen Job bei einer Ausgrabung zu suchen. Ich will praktische Erfahrungen sammeln, verstehst du? Wie ich gehört habe, sucht Augustin immer Assistentinnen. Vielleicht könnte ich …»
«Augustin!», wiederholte Knox entsetzt. «Der geile Bock! Das kann doch nicht dein Ernst sein.»
«Ich dachte, er wäre dein Freund?»
«Er ist mein Freund. Und genau deshalb möchte ich nicht, dass du für ihn arbeitest.»
«Aber ich brauche einen Job», entgegnete Gaille. «Hast du einen besseren
Weitere Kostenlose Bücher