Das Gottesgrab
Schaufel als Schild, an der die Kugeln abprallten. Dann raste er auf Nicolas zu, der zur Seite hechtete und sich wegrollte. Die anderen Griechen schossen auf ihn. Mohammed zog den Kopf ein und nahm Costis mit der Schaufel auf. Er gab Gas, fuhr den Abhang hinunter und wurde durch die Schwerkraft und die Neigung immer schneller. Als er sich umschaute, sah er, dass die Griechen ihm zu Fuß und mit den Geländewagen folgten. Der Bagger holperte über den Sand, Costis hüpfte auf der Schaufel umher, fiel aber nicht herunter. Nachdem Mohammed flacheres Terrain erreicht hatte, lud er Costis ab und hielt so an, dass der Bagger zwischen der Leiche und den Griechen stand. Er warf die Kabinentür auf und beugte sich hinab. Er kam nicht ganz an Costis heran. Mohammed drehte das Lenkrad so weit es ging und versuchte es erneut. Aber noch immer konnte er ihn nur mit den Fingerspitzen berühren. Brüllend kamen die Griechen näher und schossen wild um sich. Mohammed streckte sein rechtes Bein aus und hob Costis’ Kopf mit seinem Stiefel hoch, bis er einen Haarbüschel zu fassen bekam. Er zog ihn daran hoch, packte sein Kinn, seinen Kragen und schließlich seinen Gürtel. Vier Schlüssel hingen an der Kette. Zwei waren Autoschlüssel. Die anderen waren klein und nicht gekennzeichnet. Er musste Costis noch weiter hochziehen, um den ersten Schlüssel ins Schloss der Handschellen zu stecken. Er passte nicht. Als er den zweiten probierte, explodierte etwas hinter seinem Ohr, und dann wurde ihm schwarz vor Augen.
III
Nicolas hätte vor Wut platzen können, aber er beherrschte sich. «Neuer Plan», sagte er angespannt, als er vor dem Bagger stand und sah, dass Mohammed bewusstlos war und Blut aus einer Kopfwunde floss. «Legt die Leichen auf den Tieflader und versenkt ihn und den Bagger im See.»
Vasileios hielt mit dem zweiten Geländewagen vor ihm an. Er deutete nach hinten. «Und das Mädchen?»
Nicolas schaute in den Wagen. Gaille lag bewusstlos auf dem Rücksitz. Da fiel ihm ein, dass er Knox in dem Chaos vergessen hatte. Plötzlich überfiel ihn eine böse Vorahnung. Er schaute sich um. Seine Männer standen vor ihm, alle hatten die Verfolgung des Baggers aufgenommen. Ohne Costis oder seinen Vater waren sie zu einem führungslosen, undisziplinierten Haufen geworden. «Wo ist Knox?», wollte er wissen. Doch in seinem Innersten kannte er die Antwort bereits. «Wer hat auf Knox aufgepasst, verdammte Scheiße?» Niemand sagte etwas. Die Männer wichen seinem finsteren Blick aus. Er ballte die Fäuste, sprang zu Vasileios und Bastiaan in den Geländewagen und fuhr den Hang wieder hinauf. Von Knox war nichts zu sehen. An der Stelle, an der sie ihn zurückgelassen hatten, lagen nur die Seile, mit denen er gefesselt gewesen war. Nicolas schloss die Augen, um die aufflackernde Wut abklingen zu lassen. Manchmal konnte man beinahe das Gefühl haben, dass Gott nicht auf ihrer Seite stand. Der ganze Sand war voller Fußabdrücke, die man nicht auseinanderhalten konnte. Knox konnte überallhin verschwunden sein. Er konnte sich in den Sand eingegraben haben oder über den Berg geflohen sein. Die Sonne stieg immer höher. Bei Tageslicht wären sie nicht mehr sicher. An einem klaren Tag konnte man in der Wüste meilenweit sehen. Ihre Fahrzeuge würden wie Leuchtfeuer hervorstechen. Die Touristen und Naturkundler verließen bereits ihre Hotels. In den Kasernen wurde zum Wecken geblasen. Sie mussten sofort abhauen.
Nicolas zog Gaille halb aus dem Wagen und drückte die Mündung der Walther an ihre Schläfe. «Knox!», rief er. «Hörst du mich? Das Mädchen stirbt, wenn du uns Probleme machst. Hast du gehört? Wenn du Probleme machst, stirbt die Tochter deines alten Freundes.»
Seine Stimme hallte von den Bergwänden wider, dann herrschte Stille.
KAPITEL 38
I
Hinter einem Felsvorsprung versteckt beobachtete Knox, wie Nicolas und ein Teil seiner Männer mit dem Sattelschlepper und einem der Geländewagen nach Norden davonfuhren. Der andere Teil seiner Männer blieb zurück, um die Leichen von Rick, Elena und Costis in den Tieflader zu verfrachten, den sie dann im See versenkten. Er wühlte eine große weiße Welle auf, als er über die Oberfläche trieb, neigte sich bald auf die Seite und versank. Hilflos und traurig musste Knox ansehen, wie die Leiche seines Freundes Rick auf diese erbarmungslose Art den Fluten übergeben wurde. Außerdem fühlte er sich schuldig, denn Rick war nur hier gewesen, um ihm zu helfen. Doch jetzt war keine Zeit
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