Das Gottschalk-Komplott
richtig begreifen.
Einer der Kunstgriffe, die sich als sehr nützlich erwiesen haben, war das Einschieben kurzer „Notizen“, wie die Gedichte in Schafe blicken auf oder die Zeitungsausschnitte in Morgenwelt und Das Gottschalk-Komplott. Man könnte diese Einschübe vielleicht mit der Technik vergleichen, die Brecht im Theater verwendet hat. Ein plötzliches Innehalten, eine Erinnerung, daß die erfundene Welt hier und heute vielleicht Entsprechungen hat. Dieser Trick ist Bestandteil der Montagetechnik. Es sind scheinbar nebensächliche Hinweise, daß hier und heute vielleicht Ähnliches passiert.
Ich denke, jemand, der diese Bücher wie die herkömmlichen Romane zu lesen versucht, erleidet einen Schock. Aber die Leute, die diese Bücher als eine Art Zeitung begreifen und auch so lesen, greifen darauf zurück und sagen ‚es klappt’. Ich glaube, dieser Montage-Schreibstil hat sich jetzt durchgesetzt, obwohl er schwieriger zu lesen ist als die herkömmlichen Geschichten. Aber auch die Wahrnehmung vieler Leute hat sich geändert. Ich habe vorhin schon auf Kino und Fernsehen hingewiesen. Ich denke, daß diese Art von Büchern leichter von Leuten zu verstehen sind, die man als Angehörige der Fernsehgeneration bezeichnen könnte.“
In voller Länge ist dieses Interview in der Kölner Stadt-Revue und in der Science Fiction Times erschienen. Brunners Hoffnung, daß sich SF-Leser von der ungewohnten und nicht ganz leicht zu rezipierenden Montagetechnik nicht vom Lesen abhalten lassen und am Ende gar Gefallen an dieser Technik finden, ist nicht unbegründet, denn eines der drei genannten Werke, Stand on Zanzibar , wurde mit dem Hugo, dem Publikumspreis der Science Fiction, ausgezeichnet – sicherlich ein überzeugender Beweis dafür, daß der „neue“ Brunner voll akzeptiert wurde.
Hans Joachim Alpers
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