Das Gottschalk-Komplott
Möglichkeit gewesen sein, ihr Talent für statt gegen ihn einzusetzen: indem sie den ultrakomplexen Gottschalks-Computer störte …
Aber er brachte es nicht fertig, sich selbst davon zu überzeugen; er war nur dazu in der Lage, sich mit dem ansatzweisen Verdacht abzufinden, daß es sich so abgespielt haben könnte.
„Nun ja“, sagte Voigt mit erneuter Lebhaftigkeit, „abgesehen davon, daß ich Ihnen zur wie gewohnten Fortsetzung Ihrer Show ab Montag gratulieren darf, gibt es jetzt eigentlich nur noch einen Punkt zu klären, Mr. Flamen. Würden Sie … äh … würden Sie bereit sein, Ihre Tätigkeit in Zusammenarbeit mit Mr. Diablo wiederaufzunehmen? Ich habe ihn inoffiziell gefragt, und er sagt, er ist zur Zusammenarbeit bereit, wenn Sie’s sind. Aus irgendwelchen Erwägungen will er trotz der Amtsenthebung von Bürgermeister Black …“
„Er auch?“
„Sie haben sich wirklich allen Neuigkeiten völlig entzogen, Mr.
Flamen“, sagte Voigt mit unverhohlenem Erstaunen. „Ja, Bürgermeister Black ist gestern nachmittag als seinem Amt psychisch nicht gewachsen befunden worden. Aber ich warte auf Ihre Antwort.“
„Ja, mir ist es recht“, sagte Flamen mit Entschiedenheit. „Ich habe seine Sendung während unserer Unterhaltung mitangesehen, und mit Genugtuung. Er ist verdammt tüchtig. Aber weshalb möchte er nicht nach Hause, nachdem man Bürgermeister Black nun abgesägt hat?“
„Es gibt seit neuestem in Knieblanks-Kreisen … äh … gewisse Reibereien“, antwortete Voigt. „Möglicherweise aufgrund der Tatsache, daß Bürgermeister Black sich Uys ins Land geholt hatte. Wie auch immer, auf jeden Fall sind wir inzwischen der Sorge enthoben, die uns die Anwesenheit von Morton Lenigo bereit hat, Gott sei Dank.“
Benommen hob Flamen eine Hand an seinen Kopf. „Mir ist, als hätte ich kaum geblinzelt, und die Welt ist eine andere.“
„Das ist sie auch“, entgegnete Voigt mit unvermuteter Ernsthaftigkeit. „Eine Woche lang sind wir nun schon mit etwas in Ruhe gelassen worden, von dem ich lange gehofft habe, Sie würden einmal den Mut finden, es anzuprangern.“
„Was meinen Sie?“
„Gottschalks-Propaganda. Ich hätte selbst nicht geglaubt, wie effizient sie mittlerweile war, wären sie nicht in der vergangenen Woche durch eine Fraktion in ihren eigenen Reihen direkt in die Angelegenheiten der Kommunikation verwickelt worden, wäre ich nicht dadurch dazu gezwungen worden, mit einstweiligen Verfügungen gegen sie vorzugehen, damit sie nicht unsere Bestimmungen verletzen, die verbieten, daß Firmen öffentlich-rechtliche Fernsehanstalten durch Mehrheitsaneignung kontrollieren, um sie zur Werbung für die eigenen Produkte zu benutzen. Ich weiß nicht, für wie lange ihnen dadurch die Hand gebunden ist, aber … Mr. Flamen, darf ich wohl etwas tun, was völlig illegal, der Ethik zuwider und außerdem rein persönlich motiviert ist? Ich möchte Sie bitten, den kleinen Gefallen, den ich Ihnen erweisen kann, damit zu erwidern, daß Sie von nun an soviel Zeit ihrer Show wie möglich verwenden, um die Gottschalks-Techniken zum Verbreiten und Schüren von Zwietracht, Haß und Argwohn zu analysieren und zu entlarven?“
Zum erstenmal in ihrer langjährigen Bekanntschaft sah Flamen Voigt soviel Gefühl offen zeigen. Er bebte fast.
„Ich kann sie für einige Wochen in Schach halten, vielleicht sogar ein paar Monate, bis sie ihre Holokosmos-Anteile wieder verkaufen und aus den Restriktionen ausbrechen können. Bis dahin haben wir die Chance, ihnen einen kräftigen Schlag zu versetzen.“
„Aber trotz allem sind sie doch jetzt meine Arbeitgeber.“
„Nichtsdestotrotz müssen sie alles hinnehmen, was Sie in der Sendung bringen. Die Charta besagt, daß Sendungen des Nachrichtenprogramms – und Ihre Show zählt zum Nachrichtenteil – nicht zensiert werden dürfen, bloß weil die Aktionäre des Senders einen Sponsor vor ungünstiger Öffentlichkeit hinsichtlich ihrer Produkte oder Dienstleistungen schützen wollen.“ Plötzlich grinste Voigt wie ein dicker Kater. „Wir sind dazu imstande, schneller vom einen zum anderen Argument zu wechseln, als sie uns folgen können, Mr. Flamen. Ich hab’s Computern lassen, und es wird klappen. Sie werden also vielleicht diesen … äh … Dienst an der Allgemeinheit erbringen, den ich erwähnt habe?“
„Ja“, gab Flamen mit heftigem Nachdruck zur Antwort.
„Vielen Dank, vielen herzlichen Dank. Ich … Oh, Mrs. Flamen!“ Voigts Augen weiteten sich, und
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