Das Grab des Ghouls
sich hätte bücken müssen. Er ging normal weiter und ließ das Licht der Lampe brennen.
Der Strahl wies ihm den Weg bis zum Ende des Gangs. Von hier zweigten weitere Stollen ab, von denen einige zu den Verliesen führten, in denen früher die Gefangenen gefoltert wurden. Auch sie waren von Don Carter präpariert worden, und seine Zentrale mit dem Steuermechanismus lag ebenfalls in einem Verlies, das nur ein Eingeweihter finden konnte. Man erreichte es zwar vom Gang her, musste aber eine Mauer zur Seite schieben, die ansonsten fest als künstliches Etwas in diese unterirdische Welt integriert war und einer fremden Person auf keinen Fall auffiel.
Als er sie erreichte, drückte er auf eine bestimmte Stelle in der Decke. Ein kratzendes Geräusch erklang, dann konnte er vor ihm eine Tür nach innen schieben.
Carter betrat den dunklen Raum. Hier hatte er seine Technik aufgebaut. Er sorgte zunächst mal für Licht. Die Tür ließ er offen. So kam er sich nicht so eingeschlossen vor.
Von einem Pult aus ließ sich das Grauen lenken. Er stellte die Tasche mit dem Werkzeug ab und sorgte dafür, dass der Generator anfing zu arbeiten, damit es Strom gab.
Es war alles recht einfach gestrickt, und so dauerte es eine Weile, bis der Saft da war.
Donald Carter führte den Check wie immer nach genauen Regeln durch, die er selbst aufgestellt hatte. Zuerst sorgte er für Licht in den verschiedenen Gängen. Man konnte nicht unbedingt von Helligkeit sprechen, das Licht war düster und wirkte irgendwie auch schmutzig mit seiner dunkelgelben Farbe, die einen Stich ins Rötliche bekommen hatte.
Carter wusste, dass nicht nur das Licht eine entsprechende Atmosphäre schaffte, es gehörte noch etwas anderes dazu. Der Nebel, das Schreien der Geister, die schrecklichen Geräusche, die aus versteckt angebrachten Lautsprechern drangen, und das alles so echt wie möglich und auch nicht zu übertrieben, damit es nicht lächerlich wirkte. Die Menschen hier sollten einen gesunden Schrecken erleben und mit dem Gefühl nach Hause fahren, etwas für ihr Geld bekommen zu haben.
Das kannte er, das war klar, das lief ab wie immer, und es würde auch an diesem Abend so sein.
Ein kratzendes Geräusch fiel ihm auf. Es war seitlich und zugleich hinter ihm erklungen. Und es passte nicht in diese Stille.
Plötzlich rann es kalt über seinen Rücken. Er wollte schnell herumwirbeln, doch er tat das Gegenteil davon und bewegte sich nur langsam.
Der Schrecken, den die Mitglieder der Reisegruppe erleben sollten, erfasste auch ihn, und er merkte, dass sich der Druck in seinem Magen immer mehr ausbreitete.
Etwas Kaltes rieselte seinen Nacken hinab, als er sah, wer in der offenen Tür zum Hang hin stand.
Es war der verschwundene Mann aus der Reisegruppe!
Er war deutlich zu sehen, so deutlich, dass Don Carter auch die gewaltige Wunde an seinem Hals sah, mit der ein normaler Mensch kaum überlebt hätte.
Don Carter wusste mit einem Schlag Bescheid. Dort war jemand gekommen, um das echte Grauen zu bringen...
***
»Du siehst nicht gut aus«, sagte Rita McQueen und nickte der Besitzerin des Hotels zu.
»Das weiß ich selbst.«
»Probleme?«
Rosali Carter hob die Schultern.
»Ja oder nein?«
»Ich weiß es nicht, Rita. Ich weiß es wirklich nicht. Es ist wie immer. Wir stehen uns hier an der Rezeption gegenüber, und trotzdem ist es nicht so wie sonst.«
»Hm... Was stört dich?«
Rosali Carter musste überlegen. »Wenn du dich umschaust, siehst du nichts, aber mich stört trotzdem etwas.«
»Was denn?«
»Die Atmosphäre, Rita. Es ist die gesamte Atmosphäre, mit der ich schlecht zurechtkomme. Sie ist völlig anders, obwohl es dir vielleicht nicht auffällt. Unterschwellig, meine ich.«
»Ich sehe das nicht so, ehrlich.«
»Das kann ich mir vorstellen. Du lebst schließlich nicht hier im Haus. Aber wenn man länger hier wohnt, dann kann man schon unterscheiden, was gut ist oder nicht. Und ich habe das Gefühl, dass hier einiges nicht stimmt.«
»Liegt es daran, dass dieser Desmond Wayne verschwunden und bisher noch nicht wieder aufgetaucht ist?«
»Das ist ein Grund.« Rosali Carter senkte die Stimme. »Er ist ja nicht der Einzige, der nicht mehr zurückkehrte. Das darfst du nicht vergessen.«
»Ist schon wahr. Nur was können wir dafür, wenn sich Mitglieder aus der Reisegruppe absetzten?«
Rosali hob die Schultern. Ansonsten glitten ihre Hände über das alte Holz der Rezeption hinweg.
»He.« Rita lachte. »Sag was!«
»Ja, ja, schon gut.
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