Das Grab des Ghouls
über seinen Rücken hinweg.
Er fand keine Erklärung für diese Erscheinung.
Oder doch nicht?
War nicht davon gesprochen worden, dass es in der Ruine spuken sollte und ein unheimlicher Geist dort sein verdammtes Unwesen trieb?
So sehr ihn dieser Gedanke auch beschäftigte, eine Lösung oder Erklärung war das für ihn nicht.
Aber er beobachtete den Nebel weiterhin und drehte dem Grab dabei den Rücken zu. Sekundenlang bewegte sich das helle Gebilde nicht von der Stelle. Es waberte nur leicht hin und her, aber es gab doch eine Veränderung, und die begann in der Tiefe des Nebels.
Dort glühte etwas auf. Als hätte jemand eine Lampe eingeschaltet, die einen roten Schirm besaß. Er wusste nicht, ob das Glühen sich genau in der Nebelzone gebildet hatte oder ein Stück davon entfernt. Da täuschte die Dunkelheit schon.
Desmond Wayne wollte sich nicht fertig machen lassen. Er zwang sich dazu, einen klaren Kopf zu bewahren. Er wollte keine Geister und keinen Spuk akzeptieren.
Geister, Gespenster, das rote Glühen – das alles konnte nachgestellt werden. Praktisch als Generalprobe für den nächsten Abend, wenn die Busgesellschaft erschien.
Aber war das wirklich so einfach?
Plötzlich überkamen ihn Zweifel. Er musste auch an Bill Conolly denken, der in seinem Job solchen Fällen nachging und sie auch als real erlebte. Es konnte sein, es musste nicht sein, und Desmond Wayne war überfragt. Er stand in der Nähe des Grabs und wusste nicht, was er noch unternehmen sollte.
Beides störte ihn. Das einsame Grab und der unheimliche Vorgang an der Ruine. Es gab hier etwas, das er sich nicht so einfach erklären konnte, und er dachte daran, was er Bill Conolly versprochen hatte. Er wollte ihn anrufen, wenn etwas Ungewöhnliches passierte, und in diesem Fall war etwas Ungewöhnliches geschehen.
War es das wirklich?
Desmond Wayne befand sich in einer Zwickmühle. Er wusste nicht, wie er sich verhalten sollte; denn auf der einen Seite hatte er Angst davor, sich lächerlich zu machen.
Was bedeutete dieser Nebel, der im Innern rot glühte? Da konnte sich auch jemand einen Scherz erlauben. Aber er schaute wieder hin zur Ruine und stellte fest, dass der Nebel an dieser höheren Stelle verschwunden war.
Ein Lachen drang aus seiner Kehle. Richtig erlöst klang es nicht. Da musste es noch etwas anderes geben, dessen war er sich sicher. Er hatte nur keine Ahnung davon, wie er es sich alles erklären konnte. Kein Nebel mehr, kein Wabern - und das Grab...?
Er drehte sich wieder um.
Ja, es hatte sich nicht verändert. Es war auch noch immer aufgewühlt oder aufgerissen. Als hätte jemand versucht, aus ihm hervor an die Oberfläche zu steigen.
Er dachte an lebende Leichen. An Zombies, die darauf lauerten, alles Lebendige zu töten. So etwas kannte er aus Filmen und Büchern, doch er wollte nicht akzeptieren, dass es so was auch in der Wirklichkeit gab.
Jedenfalls stand er hier in der Einsamkeit und suchte noch immer nach einer Erklärung. Egal, was ihm da auch vorgegaukelt wurde, er musste jetzt Kontakt mit einer anderen Person aufnehmen. Nur das konnte ihm mehr Ruhe bringen.
So holte er sein Handy hervor, um Bill Conolly im fernen London anzurufen...
»Du bist mit deinen Gedanken nicht bei der Sache, Bill«, erklärte Sheila und nickte ihrem Mann über den Tisch hinweg zu.
»Stimmt.«
»Wunderbar. Schmeckt dir das Essen nicht?«
Bill lachte. »Keine Sorge, der Seeteufel ist wunderbar und die scharfe Soße dazu ebenfalls. Das ist es nicht, worüber ich mir meine Gedanken mache.«
»Sondern?«
Bill ließ sein Besteck sinken. »Es ist...«
Sheila kam ihm zuvor. »Lass mich raten. Es ist dieser Desmond Wayne, von dem du mir erzählt hast.«
»Genau.«
»Und was ist daran so schlimm?«
Bill senkte den Blick, als wollte er den Fisch sezieren. »Das kann ich dir auch nicht so genau sagen. Ich weiß nicht, ob ich ihn nicht von der Reise hätte abhalten sollen. Es steht fest, dass Menschen aus dieser Gruppe verschwunden sind, das hat Desmond recherchiert. Zumindest haben sie nicht mehr die Rückreise angetreten.«
»Sind sie denn tot?«
»Keine Ahnung, Sheila. Ich habe mich ja nicht intensiv mit dem Fall beschäftigt. Es ist Sache der Polizei. Der Vermisstenabteilung und...«
»Das will ich wohl meinen«, unterbrach sie ihn. »Denk daran, dass wir schon genug Probleme gehabt haben und sie auch noch weiterhin haben werden.«
»Du hast ja Recht. Trotzdem habe ich irgendwie ein schlechtes Gewissen.«
»Ach. Hat John das
Weitere Kostenlose Bücher