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Das Grab des Ghouls

Das Grab des Ghouls

Titel: Das Grab des Ghouls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wollte, in Wirklichkeit hatte er etwas ganz anderes vor, denn er wollte dorthin, was als eigentliches Ziel der Wanderung angegeben worden war.
    Die alte Ruine.
    Der Weg war auf der Karte eingezeichnet. Da die Dämmerung sich heranschlich und Desmond an einer nicht eben hellen Stelle stehen geblieben war, nahm er seine Taschenlampe zu Hilfe, um sich orientieren zu können. Er fand den Weg, der als Strichmuster eingezeichnet worden war, und er schätzte auch die Entfernung ab.
    Die alte Ruine war durch ein Kreuz markiert. Aber er konnte nicht erkennen, ob er steigen musste oder nicht. Egal, er würde ihr einen Besuch abstatten.
    Gutes Schuhwerk hatte er an. Auf seine Kondition konnte er sich auch verlassen, und so begann er mit seinem Marsch, der zuerst durch ein feuchtes und flaches Gelände führte, auf dem Niederwald wuchs und sich mit manchem Buschwerk verknotet hatte.
    Schneereste sah er nicht mehr. Alles war geschmolzen, und das Wasser hatte den Untergrund recht weich und manchmal auch glatt werden lassen.
    Desmond Wayne wunderte sich, wie gut er vorankam, und er freute sich auch darüber, dass der Wind die dicken Wolkenberge vertrieben hatte. So sah er über sich einen recht klaren Himmel, an dem sich der Mond als ein noch rund zu werdendes Gebilde abzeichnete und sein kaltes Licht in Richtung Erde schickte.
    Wayne hatte nicht die Zeit, sich Gedanken über die nahe Zukunft zu machen. Er wollte das Ziel erreichen und es sich schon mal aus der Nähe ansehen, bevor die anderen Fahrgäste dort herumtrampelten.
    Ein leiser Fluch huschte über seine Lippen, als er sah, dass der bequeme Weg vorbei war. Wenn er die Ruine erreichen wollte, musste er einen Hang hochgehen und den lichten Wald verlassen. Er lag flach vor ihm, wurde vom blassen Mondschein beschienen, und auf seiner Kuppe malte sich etwas ab.
    Das musste die Ruine sein!
    Viel war aus dieser Entfernung nicht zu erkennen. Er sah einige Buckel, zumindest sahen sie so aus, doch es konnte sich durchaus um eine Ruine handeln. Es gab überall im Land die Reste der alten Burgen und Festungen. Wer hier mal vor Jahrhunderten gelebt hatte, war ihm unbekannt. Auch die Reiseleiterin hatte darüber nichts gesagt. Den Teilnehmern war nur bekannt, dass es dort spuken sollte, und diesen Spuk wollten natürlich alle erleben.
    Desmond Wayne schätzte ab, wie lange er unterwegs sein würde. Mit einer halben Stunde musste er schon rechnen, aber das war für ihn kein großes Problem.
    Er machte sich auf den Weg. Bisher war er allein geblieben, und das änderte sich auch nicht. Desmond musste nur erkennen, dass der Hang nicht so leer war. Hin und wieder sah er große Steine als Hindernisse, die umgangen werden mussten. In den feuchten Boden hatten sie sich förmlich hineingeklammert. Es gab auch Buschwerk oder höher wachsendes Gras, das seinen Winterschlaf hinter sich hatte. Zudem war der Hang nicht so steil, dass er außer Atem gekommen wäre. Er war sogar in der Lage, den Weg mit zügigen Schritten hinter sich zu bringen.
    Manchmal schaute er sich um. Einen Verfolger entdeckte er nicht, aber er konnte bei dieser Sicht schon die kleine Ortschaft erkennen, die sie als letzte durchfahren hatten. Dort funkelten die ersten Lichter und gaben so etwas wie eine Orientierung.
    Was ihm am meisten auffiel, war die Stille. Desmond Wayne – ein Kind der Großstadt – gab zu, dass er sie nicht gewohnt war. Deshalb kam sie ihm auch so unnatürlich vor. Er hörte nur sich selbst, denn die Natur um ihn herum schwieg.
    Die Ruine rückte näher, und Wayne stellte fest, dass er sich in der Richtung etwas vertan hatte. Er würde nicht genau an ihr landen, sondern links von ihr. Als tragisch sah er das nicht an. Die paar Schritte würde er auch noch zurücklegen können.
    Auf den letzten Metern wurde es noch etwas steiler, und dann hatte er es geschafft.
    Desmond lachte. Er blieb stehen, atmete tief durch, stemmte seine Hände in die Seiten und gestattete sich einen ersten Rundblick über das neue Gelände.
    Ja; die Ruine schien zum Greifen nahe vor ihm zu liegen. Ihre Mauern waren doch höher und auch breiter, als es von unten her den Anschein gehabt hatte. Früher musste die Festung mal ein Koloss gewesen sein, aber das war Geschichte.
    Dort sollte es spuken...
    Er wollte darüber lächeln, nur schaffte er es nicht, denn wenn er ehrlich sich selbst gegenüber war, dann machte ihm dieses alte Gemäuer schon ein wenig Sorgen. Er kannte den Grund nicht, denn wer fürchtet sich schon vor einer Ruine.

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