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Das Grab - Roman

Das Grab - Roman

Titel: Das Grab - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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gehört.«
    Randy murmelte etwas Unverständliches und machte einen Schritt zur Seite, wobei er Doug einen Stoß versetzte, als sei alles irgendwie seine Schuld.
    Vicki und Ace gingen weiter und ließen die beiden einfach stehen.
    »Danke«, sagte Vicki.
    »Du schuldest mir ein Ding-dong.«
    »Heute gibt’s nur Twinkies.«
    »Ein Twinkie ist auch okay. Bist du plötzlich Melvins Bodyguard oder was?«
    »Es war mein Zettel, den er gegessen hat.«
    »Es war meine Spucke.«
    »Das macht ihn zu deinem Blutsbruder«, erklärte Vicki.
    »Igitt! Ich glaub, du brauchst ’ne Lobotomie, Mädchen!«

Kapitel Drei
    Am Samstagmorgen half Vickis Vater ihr, alles, was sie für ihr Wissenschaftsprojekt brauchte, im Kofferraum zu verstauen, und fuhr sie zum Gemeindezentrum.
    Der Frühlingsmarkt der Wissenschaft war eine der städtischen Standardveranstaltungen, die ebenso wie die Antiquitätenmesse, die Waffenschau und die Handwerksmesse vor allem dazu dienten, den Einwohnern von Ellsworth an den Wochenenden die Zeit zu vertreiben.
    Die meisten anderen Ausstellungen brachten Händler und Besucher von außerhalb in die Stadt, was gut für die Motels und Restaurants war. Die Wissenschaftsmesse nicht. Sie war das Vorzeigeprojekt der einheimischen Schüler, die teilnehmen und ihre Werke vorführen mussten, um ihre Abschlussnoten in den naturwissenschaftlichen Kursen zu bekommen. Schüler und Lehrer kamen umsonst rein. Für alle anderen kostete es zwei Dollar Eintritt, und es schien, als wollte niemand in der ganzen Stadt dieses Ereignis versäumen.
    Nicht nur, weil die meisten der Kids, die daran teilnahmen, eine ganze Schar von Verwandten hatten, sondern auch weil bei der Demonstration der Exponate zuverlässig irgendetwas schiefging und daher die Leute mit Stoff für Klatsch versorgte – und Klatsch und Tratsch waren ihre liebste Freizeitbeschäftigung.
    »Ich kann’s nicht glauben«, sagte Dad, »dass das deine letzte Wissenschaftsausstellung ist.«
    »Und sie kommt keinen Augenblick zu früh.«
    Es würde ihre zwölfte sein – eine jedes Jahr seit der ersten Klasse. In früheren Jahren hatten ihr die Wissenschaftsausstellungen großen Spaß gemacht. Ihr erstes Projekt waren ein Hühnerei und eine 100-Watt-Glühbirne gewesen, die das Ei erwärmte. Später hatte sie aus einem Nagel und einer Trockenbatterie einen Elektromagneten gebaut.
    »Erinnerst du dich noch an deinen Vulkan?«, fragte Dad. Offenbar dachte auch er an die guten, alten Zeiten.
    »O Gott, das war eine Katastrophe.«
    In der sechsten Klasse hatte Vicki einen spektakulär aussehenden Vulkan aus Gips modelliert, den sie auf einen Sockel stellte, unter welchem ein chemischer Feuerlöscher verborgen war. Ab und zu drückte sie leicht auf den Hebel des Feuerlöschers, worauf eine Sirene jaulte und eine weiße Wolke aus dem Krater des Vulkans quoll. Der Vulkan bebte sogar jedes Mal, wenn sie eine Eruption auslöste. Als jedoch die Preisrichter auftauchten, wollte sie ihnen einen Vulkanausbruch vorführen, den sie nicht so schnell vergessen würden, und hielt den Hebel heruntergedrückt. Die Sirene jaulte schauerlich. Die Leute um sie herum duckten sich, pressten die Hände auf ihre Ohren – und verschwanden dann in dem weißen Nebel, den der Feuerlöscher verströmte. Der Vulkan bebte. Es sah alles bestens aus, soweit Vicki es durch den dichten Nebel sehen konnte, bis ihre Hand abglitt, der Schlauch des Feuerlöschers aus seiner perfekten Position unter dem Krater rutschte, das mit großem Druck hervorzischende Pulver die Front ihres Vulkans wegsprengte und den Preisrichtern die Gipsbrocken wie Granatsplitter um die Ohren flogen.
    »Du warst der Hit der Ausstellung«, sagte Dad.
    »Gott sei Dank hab ich niemanden umgebracht.«
    »Ich hätte den Vulkan gerne noch einmal gesehen. Du hättest ihn für dein letztes Projekt wiederbeleben können. «
    »Jetzt, wo ich ein großes Mädchen bin, hab ich nicht mehr ganz so viel Spaß daran, mich zum Affen zu machen. «
    Von wegen Spaß. Sie wusste noch, wie sie danach geheult hatte. Der heftige Applaus war kein Trost gewesen.
    »Die Teile einer ausgeweideten und zerlegten Ratte auszustellen«, sagte Dad, »hat nicht halb so viel Flair wie ein Vulkanausbruch. Obwohl man einen gewissen Gruseleffekt nicht leugnen kann.«
    »Ich dachte, ich sollte dieses Jahr vielleicht etwas Nützliches machen.«
    »Lass dir mit dem Aufschneiden von Leichen noch ein paar Jahre Zeit.«
    »Erinner mich nicht daran.«
    »Vielleicht solltest du besser

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