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Das Grauen im Bembelparadies (German Edition)

Das Grauen im Bembelparadies (German Edition)

Titel: Das Grauen im Bembelparadies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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der Töpferei Maurer angerufen, der Bembel sei fertig und er, der Simon, könne ihn jederzeit abholen. Und hübsch sei er geworden, eine echte Augenweide.
    An der Sachsenhäuser Warte bestieg Herr Schweitzer, dessen Kopfschmerzen sich wider Erwarten in Grenzen hielten, einen bis auf den Fahrer menschenleeren 36er-Bus. Was seine Theorie bestätigte, jenseits der 30-Grad-Marke bewegt sich nur, wer unbedingt muss. Immerhin war die Klimaanlage intakt. Keine Selbstverständlichkeit bei den Frankfurter Verkehrsbetrieben.
    Am Affentorplatz stieg er aus und lenkte seine Schritte in die Wallstraße. Nun war er doch neugierig geworden, wie wohl der Bembel, den er zum zehnten Jahrestag seiner Beziehung mit Maria in Auftrag gegeben hatte, gelungen sein mochte. Vor einer Woche hatte er Moni, der Besitzerin, anhand einer ungelenken Zeichnung seine Wünsche dargelegt. Im Gegensatz zu seiner Freundin, einerbedeutenden Bildhauerin, war Herr Schweitzer in 55 Jahren kein einziges Mal von der Muse der Kunst geküsst worden. So blieb ihm nur die Hoffnung, Moni habe seine unbeholfenen Skizzen professionell aufgehübscht. Doch davon ging er aus, Moni war ja schon länger im Geschäft. Noch 40 Meter, dann würde er das Bembelparadies erreicht haben. Die Töpferei Maurer, Fachgeschäft für Bembel aller Art. Selbst die Eintracht bestellte dort.
    Kaum war er um die Ecke gebogen, erblickte er vor dem Schaufenster der Töpferei den Nackten Jörg (beim Googeln einfach
Nackter Jörg
eingeben). Heute blieb ihm aber auch nichts erspart. Erst Karlo, dann der Nackische. Was sollte der Tag noch für ihn parat halten? Ein Neandertalerpärchen beim Ebbelwoi? Bei diesem Gedanken musste Herr Schweitzer schmunzeln. Im Gegensatz zum Nackten Jörg wären diese wohl zumindest mit einem Bärenfell bekleidet, evolutionstechnisch also schon einen Schritt weiter gewesen.
    Noch zehn Meter. Noch fünf Meter. Der Nackte Jörg hatte sich bislang kaum gerührt und betrachtete die Schaufensterauslage.
    Herr Schweitzer war gerade im Begriff, die erste Stufe zu erklimmen, als ein markerschütternder Schrei weiblicher Provenienz, der den Verdacht nahelegte, hier würden Dämonen exorziert, ihn selbst und alle weiteren Personen im Umkreis von fünfzig Metern erstarren ließ. Obendrein war besagter Schrei dergestalt lang anhaltend, dass die Illusion eines friedlich dahindämmernden Sachsenhausens jäh in tausend Scherben zerbrach.
    Während Herr Schweitzer noch mit seiner Gänsehaut zu kämpfen hatte, schaute sich der Nackte Jörg hektisch nach allen Seiten um. Vorsichtshalber bedeckte er seine Blöße. Zuerst dachte auch der Sachsenhäuser Gelegenheitsdetektiv, jemand sei beim Anblick eines unbekleideten Mannes völlig außer Kontrolle geraten. Vielleicht eine pubertierende Nonne, die das erste Mal in ihrem Leben die schützenden Mauern ihres Klosters verlassen hatte.
    Doch dann wurde ihm gewahr, dass der Schrei ja aus demInneren des Bembelparadieses gekommen war. Herr Schweitzer, heldenhaft wie immer, wollte gerade den Laden betreten, um nach dem Rechten zu sehen, als er von der herausstürmenden Inhaberin über den Haufen gerannt wurde. Eine beachtliche Leistung, wenn man bedachte, dass Moni nur halb so viel wog wie er. Herr Schweitzer konnte sich gerade noch mit den Armen abfangen, andernfalls wäre er wohl mit dem Kopf auf den Bürgersteig geknallt. Doch auch so verstauchte er sich das linke Handgelenk und seine Jeans zerfetzte in Kniehöhe.
    Der Nackte Jörg trollte sich schuldbewusst.
    „Dadadada drinnen“, stotterte die über fünfzig Jahre alte Moni mit kreideweißer Gesichtsfarbe, „da liegt ein Finger.“
    Herr Schweitzer setzte sich auf den Hosenboden. „Ein Finger? Wie?“
    „Was weiß ich denn?“, japste Moni. „Ein Ringfinger, ein Mittelfinger, keine Ahnung, ein Daumen ist’s jedenfalls nicht, glaub ich wenigstens.“
    „Irgendwelche Fingerabdrücke?“, fragte Herr Schweitzer automatisch. Er hatte in seinem Leben Tausende von Krimis geguckt. Wohl einen zu viel.
    Das brachte Moni endgültig zu Bewusstsein. „Ach, schau an, der Simon. Schuldischung, hast du dir wehgetan?“
    „Nö, geht schon. Höchstens ein bisschen querschnittsgelähmt, nichts weiter.“ Ungelenk stand er auf und besah sich den Schaden an seiner Jeans.
    Inzwischen hatten sich ob des Aufruhrs natürlich Neugierige eingefunden. Je nach Charakter hielten sie einen Sicherheitsabstand oder eben auch nicht. „Was ist los?“, fragte ein älterer Herr mit spärlichem Haarkranz in

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