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Das Grauen im Bembelparadies (German Edition)

Das Grauen im Bembelparadies (German Edition)

Titel: Das Grauen im Bembelparadies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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vorderster Front.
    „Da drinnen, vor meinem Brennofen, liegt ein abgetrennter Finger“, erklärte Moni seelenruhig. Sie war wieder die alte, so wie man sie kannte.
Die
Moni, die nichts aus der Ruhe bringen konnte.
    „Soll ich die Polizei rufen?“, fragte ein etwa zwölf Jahre alter Bub mit bereits gezücktem Handy.
    „Logo, mach mal“, entgegnete der ältere Herr. „Wer weiß, was für Körperteile da noch so rumliegen.“
    Herr Schweitzer, der probehalber seine malträtierte Hand ein wenig hin und her bewegte: „Hast du schon im Ofen nachgesehen?“
    „Wollte ihn gerade öffnen, da sah ich den Finger am Boden liegen“, erklärte Moni.
    „Also noch nicht. Gut.“ Herr Schweitzer ging rein. „Wo steht der Ofen?“
    „Rechts und gleich wieder links.“
    Dann sah auch er das Glied im Spalt zwischen Wand und Ofen. Sauber abgetrennt. Wahrscheinlich der kleine Finger. So gut wie kein Blut drum herum. Sah aus, als könne man ihn sich gleich wieder anstecken. Herr Schweitzer setzte sich seine Lesebrille auf und untersuchte die Ofentür, entdeckte aber nur einen kleinen, fast schwarzen Striemen, der ebenso gut ein Ruß- oder Ölfleck sein konnte. Nicht gerade ungewöhnlich bei einem Brennofen. Seine Augen scannten die Fläche um den Fundort. Keine weiteren abgetrennten Gliedmaßen waren zu sehen. Er ging wieder raus.
    „Besser, da geht jetzt keiner mehr rein“, sagte er zu Moni. „Wo ist eigentlich Adam?“
    „Der macht gerade Pause. Drüben im Dautel. Soll ich ihn holen?“
    „Hm, weiß nicht. Warten wir ab, bis die Polizei da ist.“
    „Meinst du, der Rest vom Finger liegt im Ofen?“, fragte Moni besorgt.
    „Keine Ahnung. Sollen sich die Bullen drum kümmern.“ Es bringt ja doch nichts, bereits in diesem frühen Stadium über ungelegte Eier zu spekulieren, sagte er sich.
    „Hast Recht. Dein Bembel ist übrigens fertig. Ich glaube, er wird dir gefallen.“
    Fünf Minuten darauf hielt ein Streifenwagen mit ausgeschaltetem Martinshorn. Frederik Funkal und Odilo Sanchez, Herrn Schweitzersalte Trinkgefährten – damals, als er noch jung war –, stiegen in aller Seelenruhe aus.
    „Oh Simon, hallo, du hier?! Hätten wir uns ja denken können.“
    Was sollte denn das schon wieder?, fragte sich Herr Schweitzer. Klang fast so, als würde er das Verbrechen anziehen wie eine Pfandflasche die Obdachlosen.
    Funkal: „Ein Junge hat uns angerufen“, sprach er in die Runde der Wartenden, „eine Alte habe einen abgetrennten Arm gefunden.“ Dabei sah er sich um. Doch ein Junge war nirgends mehr zu sehen. „Also …“
    Moni hatte es die Sprache verschlagen. Sie brauchte einige Sekunden, dann aber: „Wo ist diese kleine Rotznase? Dem geb ich’s. Von wegen Alte.“ Sie spähte in alle Richtungen, konnte aber das Objekt ihrer Wut nicht lokalisieren. „Wenn ich den erwische, der kann was erleben!“
    „Also, was ist?“, drängte nun auch Odilo.
    „Arm ist vielleicht etwas übertrieben, maximal ein kleiner Teil davon. Ihr könnt ja reingehen und euch den Mist mal ansehen. Rechts und gleich wieder links. Auf dem Boden liegt ein abgetrennter Finger“, schilderte Herr Schweitzer die Sachlage und fügte hinzu: „Aber nicht drauftreten.“
    Dafür erntete er zwei böse Blicke. Wortlos gingen die beiden hinein.
    Wortlos kamen sie wieder heraus und gingen zum Wagen. Odilo sprach etwas ins Funkgerät und Frederik öffnete den Kofferraum.
    Kurz darauf war der Bürgersteig vorm Bembelparadies mit rotweißem Absperrband gesichert. Die Schaulustigen – nun schon etwa zwei Dutzend – wurden aus der Sperrzone komplimentiert.
    Inzwischen war auch Adam zurück. „Was geht denn hier ab? Hat sich mal wieder jemand an der Kasse zu schaffen gemacht?“
    Moni, seine Chefin: „Nee, schlimmer. Da liegen Leichenteile rum. Dass du die nicht gesehen hast. Du bist doch schon den ganzen Tag im Laden.“
    Adam fiel die Kinnlade herunter und guckte ziemlich blöd aus der Wäsche. Dann stotterte er: „Aber, aber … du bist doch nur … nur zehn Minuten nach mir gekommen.“ Augenscheinlich fiel es ihm schwer sich vorzustellen, stundenlang zwischen Leichenteilen seiner Arbeit nachgegangen zu sein.
    Nachvollziehbar.
    Herr Schweitzer relativierte: „Na ja, bislang ist’s nur ein kleiner Finger. Aber bislang hat auch noch keiner den Brennofen geöffnet. Möglich, dass da noch eine vom Tod gezeichnete Leiche zum Vorschein kommt.“
    Adam: „Eine vom Tod … gezeichnete Leiche? Sag mal, spinnst du?“
    Moni: „Oder ein Häufchen Asche.

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