Das Grauen im Museum
haben. Als wir das Eis aus den Pfeilern der zentralen Ruine gesprengt hatten, lag die Treppe genauso vor uns, wie wir es erwartet hatten. Es waren noch ein Paar Reliefs erhalten, und so hatten wir keine Schwierigkeiten, die Yankees davon abzuhalten, uns zu folgen. Orabona zitterte wie Espenlaub, man würde es nicht für möglich halten, wenn man sieht, wie arrogant er hier immer herumstolziert. Er wußte genug von den alten Sagen, um tüchtig Angst zu haben. Das ewige Licht war nicht mehr da, aber unsere Fackeln zeigten uns genug. Wir sahen die Gebeine von anderen, die vor uns hier waren in
unvordenklichen Zeiten, als das Klima noch warm war. Manche dieser Gebeine stammten von Wesen, die wir uns nicht einmal vorstellen konnten. Auf der dritten Ebene unten fanden wir den Elfenbeinthron, von dem in den Fragmenten so oft die Rede war, und ich kann Ihnen sagen, daß er nicht leer war.
Das Wesen auf dem Thron rührte sich nicht, und da wußten wir, daß Es die Nahrung eines Opfers brauchte. Aber wir wollten Es noch nicht aufwecken. Wir wollten Es lieber erst nach London schaffen. Orabona und ich holten die große Kiste von der Oberfläche, aber als wir sie gepackt hatten, zeigte sich, daß wir nicht in der Lage waren, sie die drei Treppen hinaufzuschaffen. Die Stufen waren nicht für Menschen gemacht, sie waren einfach zu hoch. Außerdem war die Kiste verteufelt schwer. Wir mußten die Amerikaner hinunterschicken. Sie waren nicht scharf darauf, in die Tiefen hinunterzusteigen, aber das Schlimmste war ja sicher in der Kiste verpackt. Wir erzählten ihnen, es seien ein paar Elfenbeinschnitzereien, archäologisches Zeug; nachdem sie den Elfenbeinthron gesehen hatten, glaubten sie uns wahrscheinlich sogar. Es ist ein Wunder, daß sie nicht auf den Gedanken kamen, wir hätten einen versteckten Schatz gefunden, und einen Anteil verlangten. Hinterher müssen sie die sonderbarsten Geschichten in Nome erzählt haben; ich bezweifle aber, daß sie noch einmal zu den Ruinen zurückgekehrt sind, obwohl dort noch der Elfenbeinthron war.«
Rogers machte eine Pause, suchte etwas auf seinem Schreibtisch und brachte einen Umschlag mit großformatigen fotografischen Abzügen zum Vorschein. Er nahm einen heraus und legte ihn mit der Vorderseite nach unten vor sich auf den Tisch, während er die übrigen Jones reichte. Es waren tatsächlich seltsame Aufnahmen: eisbedeckte Berge, Hundeschlitten, Männer in Pelzen und riesige Ruinen vor einem Schneehintergrund, Ruinen, deren bizarre Umrisse und gewaltige Steinblöcke keiner vernünftigen Erklärung zugänglich waren. Auf einer Blitzlichtaufnahme war ein unglaublicher Innenraum mit fremdartigen Reliefs und einem seltsamen Thron zu sehen, dessen Proportionen nicht für einen Menschen bestimmt sein konnten. Die Reliefs auf den gigantischen Mauern waren überwiegend symbolisch und bestanden sowohl aus unbekannten Ornamenten als auch aus gewissen Hieroglyphen, über die in blasphemischen Legenden dunkle Andeutungen gemacht werden. Über dem Thron prangte dasselbe schreckliche Symbol, das jetzt über der verschlossenen Holztür auf die Wand der Werkstatt gemalt war. Jones warf einen nervösen Blick auf das verschlossene Portal. Rogers, so viel standfest, war an seltsamen Orten gewesen und hatte seltsame Dinge gesehen. Doch diese verrückte Innenaufnahme konnte ohne weiteres eine Fälschung sein, vielleicht eine Aufnahme von einem phantasievollen Bühnenbild. Man durfte nicht zu leichtgläubig sein, aber Rogers fuhr fort:
»Also wir verschickten die Kisten von Nome aus und gelangten ohne Zwischenfall nach London. Es war das erste Mal, daß wir etwas mitbrachten, bei dem die Möglichkeit bestand, Es ins Leben zurückzuholen. Ich stellte Es nicht aus, weil ich Wichtigeres damit vorhatte. Es brauchte Nahrung in Form eines Opfers, denn es war ein Gott. Natürlich konnte es sich dabei nicht um ein Opfer handeln, wie Er es zu Seiner Zeit bekommen hatte, denn solche Wesen existieren heute nicht mehr. Aber es gab andere Wesen, die genauso gut waren. Blut ist Leben, müssen Sie wissen. Selbst die Lemuren und Elementargeister kommen hervor, wenn ihnen unter den richtigen Bedingungen das Blut von Menschen oder Tieren geopfert wird.« Der Ausdruck auf dem Gesicht des Erzählers wurde immer beunruhigender, so daß Jones sich unbehaglich auf seinem Stuhl wand. Rogers schien die Nervosität seines Gastes zu bemerken und fuhr mit einem besonders bösartigen Lächeln fort. »Das war letztes Jahr, daß ich Es
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