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Das Grauen im Museum

Das Grauen im Museum

Titel: Das Grauen im Museum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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ergeben mußten. An einem Ende war eine schwere Holztür, auf deren ungewöhnlich großes Schloß ein seltsames Symbol gemalt war. Jones, der früher einmal das gefürchtete Necronomiconin der Hand gehabt hatte, schauderte unwillkürlich, als er dieses Symbol erkannte. Dieser Schausteller, so überlegte er, mußte wahrhaftig ein Mensch mit erstaunlich umfassenden Kenntnissen auf allen möglichen dunklen und zweifelhaften Gebieten sein.
    Auch das Gespräch mit Rogers enttäuschte ihn nicht. Der Mann war groß, schlank und ziemlich ungepflegt und hatte große schwarze Augen, die aus einem bleichen, unrasierten Gesicht hervorbrannten. Er war nicht ungehalten über Jones’ Eindringen, sondern schien eher froh, eine Gelegenheit zu haben, sich mit einem interessierten Menschen zu unterhalten. Seine Stimme war ungewöhnlich tief und klangvoll und von einer unterdrückten Intensität, die ans Fieberhafte grenzte. Kein Wunder, dachte Jones, daß so viele ihn für verrückt gehalten hatten.
    Bei jedem seiner Besuche und diese Besuche wurden ihm mit der Zeit zur Gewohnheit hatte Jones Rogers mitteilsamer und vertraulicher gefunden. Von Anfang an hatte es Andeutungen über sonderbare Religionen und Praktiken von seilen des Schaustellers gegeben, und später wurden aus den Andeutungen richtige Erzählungen, deren Extravaganz trotz einiger bestätigender Fotografien beinahe komisch war. Es war irgendwann im Juni, an einem Abend, an dem Jones eine Flasche guten Whiskeys mitgebracht hatte und seinem Gastgeber immer wieder großzügig nachschenkte, als dieser zum erstenmal ausgesprochen wirres Zeug daherredete. Er hatte auch schon vorher die abenteuerlichsten Geschichten vom Stapel gelassen Berichte über geheimnisvolle Reisen nach Tibet, ins Innere Afrikas, in die arabische Wüste, ins Tal des Amazonas, nach Alaska und zu gewissen kaum bekannten Eilanden im Südpazifik, und er hatte auch behauptet, so monströse und halb sagenhafte Bücher wie die prähistorischen Pnakotischen Fragmente und die Dhol-Gesänge gelesen zu haben, die dem bösartigen, nichtmenschlichen Leng zugeschrieben werden, aber nichts von alledem war so unverkennbar wahnsinnig gewesen wie das, was an diesem Abend aus Rogers hervorbrach, nachdem der Whiskey ihm die Zunge gelöst hatte.
    Rogers erging sich in prahlerischen Andeutungen, er habe gewisse Dinge in der Natur gefunden, auf die vor ihm noch niemand gestoßen sei, und auch greifbare Beweise für diese Entdeckungen mitgebracht. Seinen weitschweifigen Erzählungen zufolge war er in der Deutung der obskuren urzeitlichen Bücher, die er studierte, weiter gekommen als jeder andere; diese Bücher hätten ihm den Weg zu gewissen entlegenen Orten gewiesen, an denen seltsame Wesen im Verborgenen überlebt hätten, Wesen aus Epochen und Lebenszyklen vor Anbeginn der Menschheit und in einigen Fällen mit Verbindungen zu anderen Dimensionen und anderen Welten, zu denen in den vergessenen vormenschlichen Zeiten regelmäßige Beziehungen bestanden hätten. Jones staunte über die Phantasie, die solche Ideen hervorbringen konnte, und fragte sich, wie wohl Rogers’ geistige Geschichte verlaufen sein mochte. War seine Arbeit inmitten der grotesken Figuren von Madame Tussaud’s der Beginn seiner Flucht in die Phantasie gewesen, oder war die Neigung angeboren und seine Berufswahl nur eine ihrer Erscheinungsformen? Auf jeden Fall bestand ein enger Zusammenhang zwischen der Arbeit des Mannes und seinen Ideen. Es war nicht zu übersehen, worauf er mit seinen dunklen Andeutungen über die alptraumhaften Monstrositäten in dem nur für Erwachsene zugänglichen Alkoven hinauswollte. Ohne die geringste Befürchtung, sich lächerlich zu machen, ließ er durchblicken, daß nicht alle diese dämonischen Spottgeburten künstlich angefertigt seien. Jones’ unverhohlene Skepsis und Erheiterung über diese unverantwortlichen Behauptungen störten schließlich das zunehmend herzliche Verhältnis. Rogers, so viel war klar, nahm sich selbst sehr ernst, denn er wurde jetzt reizbar und mürrisch und empfing Jones nur noch, weil er es sich in den Kopf gesetzt hatte, dessen Mauer urbaner und selbstgefälliger Ungläubigkeit zu durchbrechen. Die abenteuerlichen Geschichten und Andeutungen von Riten und Opfern an namenlose alte Götter gingen weiter, und hin und wieder führte Rogers seinen Gast zu einer der Schreckgestalten in dem abgeschirmten Alkoven und zeigte ihm Merkmale, die kaum von Menschenhand herrühren konnten. Jones setzte aus

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