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Das Grauen in den Bergen

Das Grauen in den Bergen

Titel: Das Grauen in den Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Ink
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massiven Stein.  
    »Halt dich fest!«
    »John!«
    »Um Himmels willen, halt dich fest!«
    Die Schreie wurden unartikuliert. Ein Ruck durchlief die Mauern. Die schrillen Stimmen näherten sich von oben. Vor dem geistigen Auge sah ich sie fallen, Ansammlungen aus spitzen Knochen, die mich in Sekundenbruchteilen treffen und zermalmen würden.
    Noch ein Ruck, gefolgt von einem metallischen Schaben. Die Schreie wurden hohl und entfernten sich zur Seite, wurden rasch leiser.
    Hände zerrten an mir, tasteten nach meinem Hals und schlangen sich darum. Ich wurde geschüttelt.
    »Was geschieht hier? Was macht es mit uns?«
    Weiße Lichtblitze in der Finsternis. Weiteres Grollen und Knirschen. Es roch nach Staub. Metallisches Rasseln, gefolgt von einem Luftzug. Ich konnte nicht atmen. Röchelte. Hinter den Wänden hörte ich John und Eliza, das Konstrukt leitete den Schall über die Spalten zu uns.
    »Wo sind wir hier?«
    »Ich weiß es nicht. Aber ich bin bei dir. Hab keine Angst.«
    »Der Boden fühlt sich merkwürdig an.« Wimmern. »Was ist das?«
    Die Hände ließen von mir ab. »John! Eliza! Wo seid ihr?« Ich spürte, wie der Körper neben mir sich aufrichtete. Den unregelmäßigen Geräuschen nach zu urteilen, humpelte er zur nächstgelegenen Wand. Er schlug dagegen. »John! Eliza!«
    »Henry!«, kam es dumpf aus dem Stein. »Wir sind hier! Wir sind durch eine … eine Art Röhre gerutscht und hier gelandet.«
    »Könnt ihr etwas sehen?«
    »Nein, es ist vollkommen finster! Wir …«
    »Dann müsst ihr tasten! Gibt es in der Mauer eine Tür? Ein Loch? Irgendeine Schwachstelle, um einen Durchbruch zu versuchen?«
    »Moment«, rief John, während Eliza weinte und immer wieder hauchte: »Es stinkt. Es stinkt so grauenvoll.«
    »Nein, hier ist nichts. Nur massiver Stein und seltsame Gitter, die sich nicht bewegen.«
    »John, wovon spricht sie?«
    »Von dem Boden. Er ist ganz glitschig und bedeckt von einer stinkenden Masse.«
    »Sie ist unter dem Boden«, schluchzte Eliza. »Sickert durch das Gitter nach oben.«
    »Etwas kommt aus dem Boden? Was ist es?«, rief Henry.
    Ich kroch langsam und unendlich vorsichtig von ihm fort, in die Richtung, in der Metall gerasselt hatte. Die Schwingung leitete mich.
    »Es brennt!« rief Eliza aus. »Großer Gott, meine Finger fühlen sich an, als stünden sie in Flammen!«
    »Fass das Zeug nicht an! Wisch deine Hände ab!«
    »Es steigt! Es kommt aus dem Boden und steigt!«
    »Was steigt?«, rief Henry. »Was kommt aus dem Boden?«
    »Der Schleim! Der Schleim!«, schrie Eliza. »Gott, er brennt! Meine Füße!«
    »Kletter auf meine Schultern!«
    »Nein, John! Ich … du wirst …«
    »Nun mach schon!«
    Weiteres Wimmern.
    »So ist … gut.« Schmerzhaftes Zischen. »Ich … ich hab dich.«
    »Meine Füße, meine Füße …«
    Metallisches Quietschen übertönte sie. Etwas öffnete sich. Und dann ein … Schwappen.
    »Aaaaah!« Eliza kreischte. »John! John!«
    Ein gurgelndes Geräusch.
    »John! Oh Gott, es brennt!«
    Henry trommelte gegen den Stein. »Was ist los? Was geht bei euch vor?«
    John gurgelte nicht mehr, er schrie. Doch Eliza war lauter. »Es kam aus der Wand! Es hat ihn getroffen! Oh Gott, es zischt. Und es brennt, es brennt! John! John, oh mein Gott!«
    »Kann dich … nicht mehr …« Wieder ein Gurgeln.
    Eliza kreischte abermals. »Es löst ihn auf. Es ist Säure oder so etwas. Oh Gott, oh Gott, oh Gott!«
    Henry brüllte: »Ihr müsst dort raus! Seht zu, dass ihr wegkommt!«
    »… mir leid.«
    »Nein, John, wenn du fällst, dann … nein, bitte nicht! Oh John, John!«
    Ein Platschen, und aus Elizas Flehen wurden spitze Schreie.
    »Nein!«, schrie Henry. »Nein, das darf nicht sein!« Er schlug wie wild auf die Mauer ein; seine Knöchel mussten allesamt aufgesprungen sein. »Lass sie gehen, du verdammtes Mistding!«
    Eliza schrie und schrie. Die Töne wurden immer unmenschlicher. Sie gipfelten in einem Wort, das mir unter anderen Umständen womöglich ein abfälliges Lächeln entlockt hätte, nun jedoch nichts als Grauen auslöste: »Mami!«
    Dann wurde es still hinter der Wand, abgesehen von dem Zischen und Brodeln sich zersetzender Materie.
    Ich schob mich weiter rückwärts, fort von Henrys schwerem Atmen. Hinter mir hatte sich ein Tor geöffnet, das hatte mir das Ding inzwischen erzählt. Ich musste hindurch, musste dem Briten entkommen.
    Gerade als ich eine metallene Kante ertastete, hörte ich den Kerl brüllen: »Sie!«
    Stampfende Schritte. Ein ohrenbetäubender

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