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Das große Doppelspiel

Das große Doppelspiel

Titel: Das große Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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der
Marineakademie An­ napolis es konnte. »Commander, es ist eine
große Ehre, Sie kennenzulernen, Sir.«
    Hare erwiderte den Gruß ein bißchen verlegen.
    Der Junge sagte: »Wenn Sie mir bitte folgen würden, Gent­ lemen. Der Präsident wartet.«

    Das Oval Office lag im Halbdunkel, denn es brannte nur
die Lampe auf dem mit Papieren übersäten Schreibtisch.
Präsident Roosevelt saß in seinem Rollstuhl am Fenster und
starrte hin­ aus. Neben ihm glühte das Ende der Zigarette in
der langen Zigarettenspitze, die so etwas wie sein Markenzeichen
gewor­ den war. Er bewegte das eine Rad, und der Rollstuhl drehte
sich herum. »Da sind Sie ja, General.«
    »Mr. President.«
    »Und das ist Commander Hare?« Er streckte
die Hand aus. »Sie sind ein großer Aktivposten für
unser Land, Sir. Ich danke Ihnen als Ihr Präsident. Diese Sache in
Tulugu war schon etwas Großartiges.«
    »Beim Versenken des Zerstörers sind Bessere als ich ums Leben gekommen, Mr. President.«
    »Ich weiß, mein Sohn.«
Roosevelt hielt Hares Rechte mit beiden Händen fest. »Jeden
Tag sterben bessere Männer als Sie oder ich, aber wir müssen
einfach weitermachen und unser Bestes tun.« Er langte nach einer
neuen Zigarette und steckte sie in die Spitze. »Der General hat
Sie über diese ColdHarbour-Sache unterrichtet? Wie gefällt
sie Ihnen?«
    Hare warf einen Blick auf Munro, zögerte, sagte
dann: »Ein interessanter Vorschlag, Mr. President.«
    Roosevelt bog den Kopf zurück und lachte.
»Gut gesagt.« Er rollte zum Schreibtisch und drehte sich
um. »Die feindliche Uniform zu tragen, verstößt
eindeutig gegen die Genfer Kon­ vention, das ist Ihnen klar?«
    »Ja, Mr. President.«
    Roosevelt starrte zur Decke hoch. »Korrigieren
Sie mich bit­ te, wenn meine historischen Kenntnisse mich im Stich
lassen, General, aber ist es nicht so, daß Schiffe der britischen
Navy in den napoleonischen Kriegen gelegentlich unter
französischer Flagge angriffen?«
    »Das stimmt, Mr. President, und es waren nicht
selten fran­ zösische Schiffe, die wir erbeutet und unter
falscher Flagge haben segeln lassen.«
    »Dann gibt es einen Präzedenzfall, der
dieses Vorgehen als Kriegslist rechtfertigt?« sagte Roosevelt.
    »Gewiß, Mr. President.«
    Hare sagte: »Ich möchte darauf hinweisen,
daß die Briten kurz vor Beginn der eigentlichen Seeschlacht
jedoch ihre eige­ ne Flagge hißten.«
    »Das gefällt mir«, sagte
Roosevelt. »Wenn ein Mann sterben muß, dann unter seiner
eigenen Flagge.« Er blickte zu Hare auf. »Ein Befehl von
ihrem Oberbefehlshaber persönlich. Sie werden unsere Flagge zu
allen Zeiten auf Ihrem Schnellboot bei sich führen, und falls
jemals der Tag kommen sollte, an dem Sie in eine Schlacht geraten,
werden Sie sie an Stelle der deutschen Fahne aufziehen.
Verstanden?«
    »Sehr wohl, Mr. President.«
    Roosevelt streckte wieder die Hand aus. »Gut. Ich kann Ih­ nen nur noch Erfolg wünschen.«
    Sie gaben ihm beide die Hand, und wie durch einen
Zauber erschien der junge Oberleutnant aus dem Schatten und führte
sie hinaus.
    Als die Limousine in die Constitution Avenue einbog, sagte Hare: »Ein bemerkenswerter Mann.«
    »Die Untertreibung des Jahres«, sagte
Munro. »Was er und Churchill geleistet haben, ist schier
unfaßlich.« Er seufzte. »Ich frage mich, wie lange es
dauern wird, bis irgendwelche Leute in dicken Wälzern beweisen,
wie unwichtig sie in Wahrheit gewesen seien.«
    »Zweitrangige Wissenschaftler, die sich einen
Namen ma­ chen wollen?« sagte Hare. »Genau wie
wir?«
    »Jawohl.« Munro blickte zu den
beleuchteten Straßen hin­ über. »Diese Stadt wird
mir fehlen. Sie müssen sich auf einen Kulturschock gefaßt
machen, wenn wir in London sind. Zum einen die Verdunkelung, und zum
anderen versucht die Luft­ waffe wieder, uns nachts zu
bombardieren.«
    Hare lehnte sich zurück und schloß die
Augen, nicht weil er müde war, sondern weil er ein wildes
Glücksgefühl spürte. Es war, als hätte er lange
geschlafen und wäre urplötzlich wieder wach.

    Die Fliegende Festung war brandneu und
auf dem Weg zur Achten Luftflotte der US Air Force in
Großbritannien. Die Crew sorgte mit Armeedecken und Kissen und
einigen Ther­ mosflaschen dafür, daß Munro und Hare es
möglichst behag­ lich hatten. Hare schraubte eine
Thermosflasche auf, als sie die Küste Neuenglands überquerten
und auf den Atlantik hinaus­ flogen.
    »Kaffee?«
    »Nein, danke.« Munro schob sich ein Kissen
hinter den Kopf und zog sich eine Decke heran. »Ich trinke

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