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Das große Doppelspiel

Das große Doppelspiel

Titel: Das große Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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alt, wahrscheinlich arbeitete er
we­ gen des Krieges weiter, um seine Rente aufzubessern. Seine
Hände zitterten merklich.
    »O ja«, sagte er. »Man hat schon
Ihretwegen angerufen. Sie liegt in Nummer drei. Es gibt nur ein kleines
Problem. Es ist schon jemand dort, ein Herr.«
    Sie drängte sich an ihm vorbei und betrat den
schmalen Kor­ ridor zum hinteren Teil des Hauses. In der ersten
Nische stand ein geschlossener Sarg, die zweite war leer, und die
dritte war durch einen grünen Filzvorhang geschlossen. Jemand
murmelte auf hebräisch das Gebet für die Toten. Sie hatte es
nach den Bombenangriffen oft genug im St. Bartholomew’s Hospital
gehört.
    Sie zog den Vorhang zur Seite, und Baum fuhr herum. Er
hatte ein Gebetbuch in der Hand und auf dem Kopf ein kleines
Käppchen. Tränen liefen ihm die Wangen hinunter.
    »Es tut mir leid … Es tut mir so leid.
Der Herr ist mein Zeu­ ge, ich habe so etwas nicht gewollt. Wenn
ich gewußt hätte …«
    Hinter ihm konnte sie Anne-Marie sehen,
die Hände auf der Brust gefaltet, das Gesicht, ihr eigenes
Gesicht, das jetzt, im Schein der Kerzen, ganz friedlich wirkte, vom
Totenschleier umrahmt. Sie nahm seine Hand, hielt sie ganz fest und
sagte nichts, denn es gab nichts zu sagen.
    Es war ein grauer, nebelverhangener Morgen, und der
Fried­ hof Highgate war zu dieser Tageszeit alles andere als ein
ange­ nehmer Ort. Carter brachte sie auch hierher und wollte vor
dem Tor im Wagen warten.
    »Bemühen Sie sich nicht«, sagte sie. »Ich kann allein zu­ rückfahren.«
    Seltsamerweise wandte er nichts ein, sondern
ließ den Motor an und fuhr fort, und sie schritt, die Hände
in den Taschen ihrer Jacke vergraben, über den Friedhof. Sie
brauchte nicht lange nach dem Grab mit der richtigen Nummer zu suchen.
Sie sah sie schon nach ein paar Dutzend Metern in der anderen Ecke des
Friedhofs. Der alte Mann vom Bestattungsinstitut trug ei­ nen
schwarzen Mantel, zwei Totengräber lehnten sich auf ihren Spaten,
während ein Geistlicher die letzten Worte sprach.
    Sie wartete, bis er fertig war, sich umgedreht hatte
und mit dem alten Mann fortging. Erst dann kam sie näher,
während die Totengräber zu schaufeln anfingen. Sie blickten
auf, es waren betagte Männer, die das Alter für den
Militärdienst längst hin­ ter sich hatten.
    Einer von ihnen hielt inne. »Kann ich etwas für Sie tun, Miss? Haben Sie sie gekannt?«
    Sie blickte hinab auf den primitiven Sarg, der schon
teilwei­ se mit Erde bedeckt war. »Ja … Ich dachte
jedenfalls, ich hätte sie gekannt. Jetzt bin ich nicht mehr so
sicher.« Es fing an zu regnen, und sie blickte hoch. »Ob
Gott wohl jemals gewollt hat, daß es solche Morgen gibt?«
    Sie sahen sich ein bißchen beunruhigt an. »Geht es Ihnen gut, Miss?«
    »O ja, o ja, danke«, sagte Geneviève.
    Sie wandte sich um, und da, nur wenige Meter hinter ihr, stand Craig Osbourne und beobachtete sie.
    Er war in Uniform, Käppi und
Militärtrenchcoat. Und als er ihn auszog, sah sie, daß er
darunter die olivgrüne Kampf­ montur anhatte, mit Hosen, die
unten in Fliegerstiefel gesteckt waren. Die Bänder seiner
Auszeichnungen machten sich gut in dem grauen Morgen.
    »Sie gefällt mir besser als die letzte«, sagte sie. »Ich meine, die Uniform.«
    Er legte ihr wortlos den Trenchcoat um die Schultern.
Sie gingen den Weg zwischen den Grabsteinen hinunter, und trotz des
Regens hüllte der Nebel sie immer dichter ein, bis es nur noch sie
beide zu geben schien. Der Regen wurde zu einem Wolkenbruch, und sie
rannten zu einem kleinen Unterstand mit Bänken rings um einen
Brunnen, und alles, woran sie denken konnte, war ein anderer Friedhof
im Regen und Max Priem.
    Sie setzte sich hin. Er holte eine Schachtel
Zigaretten aus der Tasche und bot ihr eine an. »Es tut mir so
leid«, sagte er. »Ar­ me Anne-Marie. Munro hat es mir
gestern abend erzählt.«
    »Sie haben mir nicht gesagt, daß du gerettet bist. Selbst Jack hat kein Wort davon gesagt.«
    »Ich bin erst nach Mitternacht an Land gekommen.
Sie sag­ ten mir, daß du heute morgen hier sein
würdest.« Er zuckte mit den Schultern. »Ich habe Jack
gebeten, nichts zu erzählen. Ich wollte es dir selbst
sagen.«
    »Was ist passiert?« fragte sie.
    »Ich bin abgetrieben worden, als die Lili Marlen gesunken
war, zusammen mit Schmidt. Wir haben uns lange, stunden­ lang an
den Händen gefaßt und festgehalten. Bis wir an einem Strand
bei Lizard Point angetrieben wurden.«
    »Und Martin?«
    »Tot, Geneviève. Sie sind alle

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