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interessierten, als vielmehr das Kursgezappel, das anscheinend nicht zufällig passierte. Durch die Brille der Charttechnik habe ich zum ersten Mal einen Blick auf die Emotionen der Marktteilnehmer erhalten, die hinter den Kursbewegungen stecken. Das Verhalten der Marktteilnehmer schien sich regelmäßig zu wiederholen und in ähnlicher Weise in den Kursmustern zu manifestieren. Der tendenziell wissenschaftliche Ansatz der Charttechnik, das Spiel mit den Wahrscheinlichkeiten zur Prognoseerstellung zu nutzen, das hat mich fasziniert und zum Trading motiviert.
Hattest oder hast du Vorbilder?
Nein, nicht aus dem Bereich Wirtschaft und Börse. Vorbilder finden sich meines Erachtens in anderen Bereichen des Lebens, in Menschen, die selbstlos anderen helfen und ihr Wissen zum Wohle der Menschheit einsetzen. Neben spirituellen Meistern sind hier auch Forscher wie Nikola Tesla oder Viktor Schauberger zu nennen. Oder Künstler wie Bono, die ihre Popularität nutzen, um der Ungerechtigkeit in der Welt entgegenzutreten.
Kannst du dich noch an deinen ersten Trade erinnern?
Die ersten Aktienkäufe nach dem Durchforsten verschiedener Börsenzeitschriften waren Biotech-und Neuer-Markt-Aktien. Coulter Pharma, die heutige Alexion, sowie die im NEMAX gelistete ACG waren meine ersten Trades. Danach kam irgendein australischer Minenwert.
Was hat sich bei dir im Trading über die Jahre geändert?
Sehr viel. Mein Hang zu spekulativen Aktien beziehungsweise das Traden von Extremsituationen ist geblieben. Ansonsten hat sich der Tradingstil meiner psychologischen Entwicklung und persönlichen Veränderung angepasst, was übrigens ein stetiger Prozess sein sollte. Nach Jahren des »Ausprobierens« und Kombinierens verschiedener charttechnischer Ansätze hab ich seit 2007 grob meine Richtung und meinen Stil gefunden, mit dem ich mich wohlfühle. Aber wie es im richtigen Leben ist, so ist es auch im Trading: Charakter, Vorlieben und Stärken beziehungsweise Schwächen verändern und entwickeln sich stetig, ebenso das Umfeld. So sehe ich es als wichtigste Aufgabe eines Traders, sich und seinen Handelsstil immer wieder zu reflektieren und weiterzuentwickeln. Dieser Prozess wird nie enden, weil auch die Börse als hochdynamisches System einer stetigen Veränderung unterworfen ist. Mittlerweile kann ich mich relativ gut auf mein Bauchgefühl verlassen, das sich über die Jahre entwickelt hat.
Welche Tipps kannst du aus deinen Erfahrungen für Einsteiger und erfahrene Anleger weitergeben? Welche Erkenntnis willst du mit allen teilen?
Zu wissen, wo die eigenen Stärken und Schwächen liegen, und sich intensiv damit auseinanderzusetzen, das ist der erste Schritt zum erfolgreichen Trading. Seine Emotionen einigermaßen im Griff zu haben und sich nicht zu sehr von Gier und Panik anstecken zu lassen lernt man dann mit den Jahren. Als Tipp würde ich sagen: Niemals aufgeben! Und nicht auf Lorbeeren ausruhen.
Was war dein »Schwarzer Freitag« (schlimmstes Erlebnis als Trader) und was könnten andere Trader aus diesem Misserfolg lernen?
Meine 13 Jahre an der Börse waren mit Ereignissen wie dem 11. September 2001, dem »Flash-Crash« des Dow am 6. Mai 2010 und der einen oder anderen Finanz-und Immobilienkrise sehr turbulent, wobei ich meist glimpflich davongekommen bin. Der mit Abstand schwärzeste Tag war der 12. März 2010, an dieses Datum erinnere ich mich noch genau. An diesem Tag habe ich die Aktie von Washington Mutual gehandelt. Nach freundlichem Start setzte ein Kursrutsch ein, wie ich ihn selten gesehen habe. Ich begann, mich an markanten Kreuzunterstützungen long zu positionieren. Die Aktie rauschte jedoch ungebremst in die Tiefe und durchschlug sämtliche Unterstützungsmarken wie Butter. Anstatt einen Stopp-Loss einzuhalten, kaufte ich noch drei Mal nach und war letztlich mit einer viel zu großen Position in einem viel zu labilen Wert investiert. In der Spitze verlor die Aktie 76 Prozent an Wert und mein Depot musste enorme Buchverluste einstecken. Zum Glück startete noch eine massive Kurserholung, wodurch sogar die tiefste Nachkaufposition ins Plus lief. Letztlich beendete die Aktie den Handelstag mit einem Minus von »nur« 47 Prozent. Ich kam also mit einem blauen Auge davon. Zwar hat mir dieser Tag immer noch hohe Verluste beschert, jedoch weit weniger, als es die massiven Buchverluste im Bereich des Tagestiefs anzeigten. So eine emotionale Achterbahnfahrt möchte ich nie wieder erleben. Seitdem bin ich vorsichtiger geworden,
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