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Das große Heft

Das große Heft

Titel: Das große Heft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agota Kristof
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zudem aus dem Land unserer heldenhaften Befreier stammt. 
    Der Offizier sagt: 
    - Ach ja? Sie stammt aus...
    - Ja. Sie spricht ihre Sprache perfekt. Und wir auch. Und sollten Sie die Absicht haben, einen Übergriff... 
    Der Offizier sagt sehr schnell:
    - Aber nein, aber nein! Was wollt ihr?
    - Außer Wasser und Strom wollen wir ein Bad. 
    - Sonst nichts! Und wo wollt ihr es haben, das Bad? 
    Wir führen ihn in unser Zimmer, wir zeigen ihm, wo wir unser Bad haben wollen.
    - Hier neben unserm Zimmer. Sieben bis acht Quadratmeter. Eingelassene Badewanne, Waschbecken, Dusche,
Wasserboiler, WC.
Er schaut uns lange an, er sagt:
- Das läßt sich machen.
Wir sagen:
    - Wir möchten auch einen Radioapparat. Wir haben keinen, und man kann keinen kaufen.
    Er fragt:
- Und das ist alles?
- Ja, das ist alles.
Er bricht in Lachen aus.
    - Ihr sollt euer Bad und euer Radio haben. Aber ich hätte doch besser mit eurer Großmutter verhandelt.

Großmutters Krankheit
    Eines Tages kommt Großmutter nicht aus ihrem Zimmer. Wir klopfen an ihre Tür, wir rufen sie, sie antwortet nicht.
    Wir gehen hinter das Haus, wir schlagen eine Fensterscheibe ihres Zimmers ein, damit wir hineinkönnen. Großmutter liegt auf dem Bett, sie bewegt sich nicht. Aber sie atmet, und ihr Herz schlägt. Einer von uns bleibt bei ihr, der andere holt einen Arzt.
    Der Arzt untersucht Großmutter. Er sagt:
    - Eure Großmutter hat einen Schlaganfall gehabt, eine Gehirnblutung.
- Wird sie sterben?
    - Das kann man nicht wissen. Sie ist alt, aber ihr Herz ist kräftig. Gebt ihr dreimal täglich diese Medikamente. Und dann müßte sich jemand um sie kümmern. 
    Wir sagen:
    - Wir werden uns um sie kümmern. Was müssen wir tun?
    - Ihr zu essen geben, sie waschen. Sie wird vermutlich für immer gelähmt bleiben.
    Der Arzt geht. Wir kochen einen Gemüsebrei und flößen ihn Großmutter mit einem kleinen Löffel ein. Gegen Abend riecht es sehr schlecht in ihrem Zimmer. Wir heben die Decke hoch: Ihr Strohsack ist voller Exkremente. Wir holen Stroh bei einem Bauern, wir kaufen eine Gummihose für Säuglinge und Windeln.
    Wir ziehen Großmutter aus, wir waschen sie in unserer Badewanne, wir machen ihr Bett sauber. Sie ist so mager, daß die Babyhose ihr sehr gut paßt. Wir wechseln mehrmals täglich ihre Windeln.
    Eine Woche später beginnt Großmutter, ihre Hände zu bewegen. Eines Morgens empfängt sie uns mit Beschimpfungen:
    - Hundesöhne! Kocht ein Huhn! Wie soll ich wieder zu Kräften kommen mit eurem Grünzeug und eurem Brei? Ich will auch Ziegenmilch! Ich hoffe, ihr habt nichts vernachlässigt, während ich krank war!
    - Nein, Großmutter, wir haben nichts vernachlässigt. 
    - Helft mir hoch, ihr Taugenichtse!
    - Großmutter, Sie müssen liegen bleiben, der Arzt hat es gesagt.
    - Der Arzt, der Arzt! Was für ein Schwachkopf! Für immer gelähmt! Ich werde ihm zeigen, wie gelähmt ich bin!
    Wir helfen ihr aufstehen, wir begleiten sie in die Küche, wir setzen sie auf die Bank. Als das Huhn gar ist, ißt sie es ganz allein. Nach dem Essen sagt sie:
    - Worauf wartet ihr? Macht mir einen kräftigen Stock, beeilt euch, ihr Faulpelze, ich will nachsehen, ob alles in Ordnung ist.
    Wir laufen in den Wald, wir finden einen passenden Ast, und vor ihren Augen schnitzen wir einen Stock nach Großmutters Maßen. Sie packt ihn und droht uns: 
    - Wehe euch, wenn nicht alles in Ordnung ist!
    Sie geht in den Garten. Wir folgen ihr von weitem. Sie geht auf die Toilette, wir hören sie murmeln:
    - Eine Hose! Was für eine Idee! Sie sind völlig verrückt!
    Als sie ins Haus zurückgeht, sehen wir auf der Toilette nach. Sie hat die Hose und die Windeln ins Loch geworfen.

Großmutters Schatz
    Eines Abends sagt Großmutter:
    - Macht alle Türen und alle Fenster gut zu. Ich will mit euch reden, und ich will nicht, daß uns jemand hört. 
    - Niemand kommt je hier vorbei, Großmutter. 
    - Die Grenzposten laufen überall rum, das wißt ihr. Und sie genieren sich nicht, an den Türen zu horchen. Bringt mir auch ein Blatt Papier und einen Stift. 
    Wir fragen:
    - Wollen Sie schreiben, Großmutter?
Sie schreit:
- Gehorcht! Stellt keine Fragen!
    Wir schließen die Fenster und die Türen, wir bringen das Papier und den Stift. Großmutter sitzt am andern Ende des Tischs und zeichnet etwas auf das Blatt. Sie sagt flüsternd: 
    - Da befindet sich mein Schatz.
    Sie reicht uns das Blatt. Sie hat ein Rechteck gezeichnet, ein Kreuz und unter das Kreuz einen Kreis. Großmutter
fragt:
- Habt ihr

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