Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen
Vorzimmer bringen, so werden sie herzukommen und werden sich daran freuen, und das tut kein Mann.“ Dem König gefiel der Rat, und er ließ die Spinnräder ins Vorzimmer stellen.
Der Diener aber, ders redlich mit den Jägern meinte, ging hin und entdeckte ihnen den Anschlag. Da sprach die Königstochter, als sie allein waren, zu ihren elf Mädchen „tut euch Gewalt an und blickt euch nicht um nach den Spinnrädern.“ Wie nun der König am andern Morgen seine zwölf Jäger rufen ließ, so kamen sie durch das Vorzimmer und sahen die Spinnräder gar nicht an. Da sprach der König wiederum zum Löwen „du hast mich belogen, es sind Männer, denn sie haben die Spinnräder nicht angesehen.“ Der Löwe antwortete „sie habens gewusst, dass sie sollten auf die Probe gestellt werden, und haben sich Gewalt angetan.“ Der König aber wollte dem Löwen nicht mehr glauben.
Die zwölf Jäger folgten dem König beständig zur Jagd, und er hatte sie je länger je lieber. Nun geschah es, dass, als sie einmal auf der Jagd waren, Nachricht kam, die Braut des Königs wäre im Anzug. Wie die rechte Braut das hörte, tats ihr so weh, dass es ihr fast das Herz abstieß, und sie ohnmächtig auf die Erde fiel. Der König meinte seinem lieben Jäger sei etwas begegnet, lief hinzu und wollte ihm helfen, und zog ihm den Handschuh aus. Da erblickte er den Ring, den er seiner ersten Braut gegeben, und als er ihr in das Gesicht sah, erkannte er sie. Da ward sein Herz so gerührt, dass er sie küsste, und als sie die Augen aufschlug, sprach er „du bist mein und ich bin dein, und kein Mensch auf der Welt kann das ändern.“ Zu der andern Braut aber schickte er einen Boten, und ließ sie bitten in ihr Reich zurückzukehren, denn er habe schon eine Gemahlin, und wer einen alten Schlüssel wiedergefunden habe, brauche den neuen nicht. Darauf ward die Hochzeit gefeiert, und der Löwe kam wieder in Gnade, weil er doch die Wahrheit gesagt hatte.
Von dem Sommer- und Wintergarten
Ein Kaufmann wollte auf die Messe gehen, da fragte er seine drei Töchter, was er ihnen mitbringen sollte. Die älteste sprach: „ein schönes Kleid;“ die zweite: „ein paar hübsche Schuhe;“ die dritte: „eine Rose.“ Aber die Rose zu verschaffen, war etwas Schweres, weil es mitten im Winter war, doch weil die jüngste die schönste war, und sie eine so große Freude an den Blumen hatte, sagte der Vater, er wolle zusehen, ob er sie bekommen könne, und sich rechte Mühe darum geben.
Als der Kaufmann wieder auf der Rückreise war, hatte er ein prächtiges Kleid für die älteste, und ein paar schöne Schuhe für die zweite, aber die Rose für die dritte hatte er nicht bekommen können. Wenn er in einen Garten gegangen war, und nach Rosen gefragt, hatten die Leute ihn ausgelacht: „Ob er denn glaube, dass die Rosen im Schnee wüchsen.“ Das war ihm aber gar leid, und wie er darüber sann, ob er gar nichts für sein liebstes Kind mitbringen könne, kam er vor ein Schloss, und dabei war ein Garten, in dem war es halb Sommer und halb Winter, und auf der einen Seite blühten die schönsten Blumen groß und klein, und auf der andern war alles kahl und lag ein tiefer Schnee.
Der Mann stieg vom Pferd herab, und wie er einen ganze Hecke voll Rosen auf der Sommerseite erblickte, war er froh, ging hinzu und brach eine ab, dann ritt er wieder fort. Er war schon ein Stück Wegs geritten, da hörte er etwas hinter sich herlaufen und schnaufen, er drehte sich um, und sah ein großes schwarzes Tier, das rief: „du gibst mir meine Rose wieder, oder ich mache dich tot, du gibst mir meine Rose wieder, oder ich mach dich tot!“ da sprach der Mann: „Ich bitt dich, lass mir die Rose, ich soll sie meiner Tochter mitbringen, die ist die schönste auf der Welt.“ „Meinetwegen, aber gib mir die schöne Tochter dafür zur Frau?“ Der Mann, um das Tier los zu werden, sagt ja, und denkt, das wird doch nicht kommen und sie fordern, das Tier aber rief noch hinter ihm drein: „in acht Tagen komm ich und hol meine Braut.“
Der Kaufmann brachte nun einer jeden Tochter mit, was sie gewünscht hatten; sie freuten sich auch alle darüber, am meisten aber die jüngste über die Rose. Nach acht Tagen saßen die drei Schwestern beisammen am Tisch, da kam etwas mit schwerem Gang die Treppe herauf, und an die Türe und rief: „Macht auf! Macht auf!“ Da machten sie auf, aber sie erschracken recht, als ein großes schwarzes Tier hereintrat: „Weil meine Braut nicht gekommen, und die
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