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Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Titel: Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Grimm
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rollten alle Köpfe zur Erde, und er war allein der Herr und war wieder König vom goldenen Berge.
     
     

Die Rabe
    Es war einmal eine Königin, die hatte ein Töchterchen, das war noch klein und musste noch auf dem Arm getragen werden. Zu einer Zeit war das Kind unartig, und die Mutter mochte sagen was sie wollte, es hielt nicht Ruhe. Da ward sie ungeduldig, und weil die Raben so um das Schloss herum flogen, öffnete sie das Fenster und sagte „ich wollte du wärst eine Rabe und flögst fort, so hätt ich Ruhe.“ Kaum hatte sie das Wort gesagt, so war das Kind in eine Rabe verwandelt und flog von ihrem Arm zum Fenster hinaus. Sie flog aber in einen dunkeln Wald und blieb lange Zeit darin und die Eltern hörten nichts von ihr. 
    Danach führte einmal einen Mann sein Weg in diesen Wald, der hörte die Rabe rufen und ging der Stimme nach: und als er näher kam, sprach die Rabe „ich bin eine Königstochter von Geburt und bin verwünscht worden, du aber kannst mich erlösen.“ „Was soll ich tun?“, fragte er. Sie sagte „geh weiter in den Wald und du wirst ein Haus finden, darin sitzt eine alte Frau, die wird dir Essen und Trinken reichen, aber du darfst nichts nehmen: wenn du etwas isst oder trinkst, so verfällst du in einen Schlaf und kannst du mich nicht erlösen. Im Garten hinter dem Haus ist eine große Lohhucke, darauf sollst du stehen und mich erwarten. Drei Tage lang komm ich jeden Mittag um zwei Uhr zu dir in einem Wagen, der ist erst mit vier weißen Hengsten bespannt, dann mit vier roten und zuletzt mit vier schwarzen, wenn du aber nicht wach bist, sondern schläfst, so werde ich nicht erlöst.“ 
    Der Mann versprach alles zu tun, was sie verlangt hatte, die Rabe aber sagte „ach, ich weiß es schon, du wirst mich nicht erlösen, du nimmst etwas von der Frau.“ Da versprach der Mann noch einmal er wollte gewiss nichts anrühren weder von dem Essen noch von dem Trinken. Wie er aber in das Haus kam, trat die alte Frau zu ihm und sagte „armer Mann, was seid ihr abgemattet, kommt und erquickt euch, esset und trinkt.“ „Nein“, sagte der Mann, „ich will nicht essen und nicht trinken.“ Sie ließ ihm aber keine Ruhe und sprach „wenn ihr dann nicht essen wollt, so tut einen Zug aus dem Glas, einmal ist keinmal.“ Da ließ er sich überreden und trank. Nachmittags gegen zwei Uhr ging er hinaus in den Garten auf die Lohhucke und wollte auf die Rabe warten. Wie er da stand, ward er auf einmal so müde, und konnte es nicht überwinden und legte sich ein wenig nieder: doch wollte er nicht einschlafen. Aber kaum hatte er sich hin gestreckt, so fielen ihm die Augen von selber zu, und er schlief ein und schlief so fest dass ihn nichts auf der Welt hätte erwecken können. Um zwei Uhr kam die Rabe mit vier weißen Hengsten gefahren, aber sie war schon in voller Trauer und sprach „ich weiß dass er schläft.“ Und als sie in den Garten kam, lag er auch da auf der Lohhucke und schlief. Sie stieg aus dem Wagen, ging zu ihm und schüttelte ihn und rief ihn an, aber er erwachte nicht. 
    Am andern Tag zur Mittagszeit kam die alte Frau wieder und brachte ihm Essen und Trinken, aber er wollte es nicht annehmen. Doch sie ließ ihm keine Ruhe und redete ihm so lange zu bis er wieder einen Zug aus dem Glase tat. Gegen zwei Uhr ging er in den Garten auf die Lohhucke und wollte auf die Rabe warten, da empfand er auf einmal so große Müdigkeit, dass seine Glieder ihn nicht mehr hielten: er konnte sich nicht helfen, musste sich legen und fiel in tiefen Schlaf. Als die Rabe daher fuhr mit vier braunen Hengsten, war sie schon in voller Trauer und sagte „ich weiß dass er schläft.“ Sie ging zu ihm hin, aber er lag da im Schlaf und war nicht zu erwecken. 
    Am andern Tag sagte die alte Frau was das wäre? Er äße und tränke nichts, ob er sterben wollte? Er antwortete „ich will und darf nicht essen und nicht trinken.“ Sie stellte aber die Schüssel mit Essen und das Glas mit Wein vor ihm hin, und als der Geruch davon zu ihm aufstieg, so konnte er nicht widerstehen und tat einen starken Zug. Als die Zeit kam, ging er hinaus in den Garten auf die Lohhucke und wartete auf die Königstochter: da ward er noch müder, als die Tage vorher, legte sich nieder und schlief so fest als wär er ein Stein. Um zwei Uhr kam die Rabe und hatte vier schwarze Hengste, und die Kutsche und alles war schwarz. Sie war aber schon in voller Trauer und sprach „ich weiß dass er schläft und mich nicht erlösen kann.“ Als

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