Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen
sie zu ihm kam, lag er da und schlief fest. Sie rüttelte ihn und rief ihn, aber sie konnte ihn nicht aufwecken. Da legte sie ein Brot neben ihn hin, dann ein Stück Fleisch, zum dritten eine Flasche Wein, und er konnte von allem so viel nehmen, als er wollte, es ward nicht weniger. Danach nahm sie einen goldenen Ring von ihrem Finger, und steckte ihn an seinen Finger, und war ihr Name eingegraben. Zuletzt legte sie einen Brief hin, darin stand was sie ihm gegeben hatte und dass es nie all würde, und es stand auch darin „ich sehe wohl dass du mich hier nicht erlösen kannst, willst du mich aber noch erlösen, so komm nach dem goldenen Schloss von Stromberg, es steht in deiner Macht, das weiß ich gewiss.“ Und wie sie ihm das alles gegeben hatte, setzte sie sich in ihren Wagen und fuhr in das goldene Schloss von Stromberg.
Als der Mann aufwachte und sah dass er geschlafen hatte, ward er von Herzen traurig und sprach „gewiss nun ist sie vorbei gefahren und ich habe sie nicht erlöst.“ Da fielen ihm die Dinge in die Augen, die neben ihm lagen, und er las den Brief darin geschrieben stand wie es zugegangen war. Also machte er sich auf und ging fort, und wollte nach dem goldenen Schloss von Stromberg, aber er wusste nicht wo es lag. Nun war er schon lange in der Welt herumgegangen, da kam er in einen dunkeln Wald und ging vierzehn Tage darin fort und konnte sich nicht heraus finden. Da ward es wieder Abend, und er war so müde, dass er sich an einen Busch legte und einschlief.
Am andern Tag ging er weiter und abends als er sich wieder an einen Busch legen wollte, hörte er ein Heulen und Jammern dass er nicht einschlafen konnte. Und wie die Zeit kam, wo die Leute Lichter anstecken, sah er eins schimmern, machte sich auf und ging ihm nach: da kam er vor ein Haus, das schien so klein, denn es stand ein großer Riese davor. Da dachte er bei sich „gehst du hinein und der Riese erblickt dich, so ist es leicht um dein Leben geschehen.“ Endlich wagte er es und trat heran. Als der Riese ihn sah, sprach er „es ist gut, dass du kommst, ich habe lange nichts gegessen: ich will dich gleich zum Abendbrot verschlucken.“ „Lass das lieber sein“, sprach der Mann, „ich lasse mich nicht gerne verschlucken; verlangst du zu essen, so habe ich genug, um dich satt zu machen.“ „Wenn das wahr ist,“ sagte der Riese, „so kannst du ruhig bleiben; ich wollte dich nur verzehren, weil ich nichts anderes habe.“ Da gingen sie und setzten sich an den Tisch, und der Mann holte Brot, Wein und Fleisch, das nicht all ward. „Das gefällt mir wohl“, sprach der Riese und aß nach Herzenslust.
Danach sprach der Mann zu ihm „kannst du mir nicht sagen wo das goldene Schloss von Stromberg ist?“ Der Riese sagte „ich will auf meiner Landkarte nachsehen, darauf sind alle Städte, Dörfer und Häuser zu finden.“ Er holte die Landkarte, die er in der Stube hatte, und suchte das Schloss, aber es stand nicht darauf. „Es tut nichts“, sprach er, „ich habe oben im Schranke noch größere Landkarten; darauf wollen wir suchen;“ aber es war auch vergeblich. Der Mann wollte nun weiter gehen; aber der Riese bat ihn noch ein paar Tage zu warten bis sein Bruder heim käme, der wäre ausgegangen Lebensmittel zu holen. Als der Bruder heim kam, fragten sie nach dem goldenen Schloss von Stromberg, er antwortete „wenn ich gegessen habe und satt bin, dann will ich auf der Karte suchen.“ Er stieg dann mit ihnen auf seine Kammer und sie suchten auf seiner Landkarte, konnten es aber nicht finden: da holte er noch andere alte Karten, und sie ließen nicht ab, bis sie endlich das goldene Schloss von Stromberg fanden, aber es war viele tausend Meilen weit weg. „Wie werde ich nun dahin kommen?“, fragte der Mann. Der Riese sprach „zwei Stunden hab ich Zeit, da will ich dich bis in die Nähe tragen, dann aber muss ich wieder nach Haus und das Kind säugen, das wir haben.“ Da trug der Riese den Mann bis etwa hundert Stunden vom Schloss und sagte „den übrigen Weg kannst du wohl allein gehen.“
Dann kehrte er um, der Mann aber ging vorwärts Tag und Nacht, bis er endlich zu dem goldenen Schloss von Stromberg kam. Es stand aber auf einem gläsernen Berge, und die verwünschte Jungfrau fuhr in ihrem Wagen um das Schloss herum und ging dann hinein. Er freute sich als er sie erblickte und wollte zu ihr hinauf steigen, aber wie er es auch anfing, er rutschte an dem Glas immer wieder herunter. Und als er sah dass er sie nicht
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