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Seine Toten kann man sich nicht aussuchen: Eine Polizistin erzählt (German Edition)

Seine Toten kann man sich nicht aussuchen: Eine Polizistin erzählt (German Edition)

Titel: Seine Toten kann man sich nicht aussuchen: Eine Polizistin erzählt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Binder
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Vorwort
 
     
    Liebe Leser!
    Bevor Sie sich in meine Geschichten stürzen, möchte ich kurz ein paar ernste Worte verlieren. Nicht, dass meine Geschichten nicht schon ernst genug wären, zumindest einige davon. Aber wenn man so wie ich hauptsächlich über Dinge schreibt, die man selbst erlebt und durchlebt hat, dann ist das immer eine etwas schwierige Sache. Es kann passieren, dass andere Menschen in diesen Erlebnissen vorkommen und nicht damit einverstanden sind, nun in einem Buch aufzutauchen, oder dass ich aus Gründen der Pflichten meinem Dienstherrn gegenüber dazu gezwungen bin, aus manchem ein Geheimnis zu machen. Aus diesem Grund sind alle Erlebnisse, Namen, Orte und Personen so abgewandelt, dass niemand sich wiedererkennen kann und ich keine großen Geheimnisse ausplaudere. Trotzdem beruhen alle Geschichten auf meiner dienstlichen Erfahrung. Sie geben meine Erlebnisse aus vielen verschiedenen Einsätzen, mit täglich wechselnden Kollegen an meiner Seite und ihren ganz unterschiedlichen Charakteren, sowie meine persönlichen Eindrücke wieder. Vor allem aber verdanke ich diese Geschichten Ihnen, den Bürgern, die uns anrufen, um eine Katze zu retten, einen Unfall aufzunehmen, für Ruhe zu sorgen und viele Dinge mehr.
    Warum ich überhaupt Geschichten schreibe, ist hingegen nicht so einfach zu beantworten. In erster Linie schreibe ich, weil es mir Spaß macht und weil meiner schriftstellerischen Kreativität beim Schreiben von amtsdeutschen Anzeigen und Berichten enge Grenzen gesetzt sind. Außerdem hat das Schreiben einen nicht ganz unerheblichen psychologischen Effekt: Es dient mir dazu, die manchmal wirklich unschönen, traurig stimmenden oder auch hilflos machenden Ereignisse, deren Zeugin ich täglich werde, zu verarbeiten. Ich erlebe im Dienst häufig etwas, das mich beschäftigt, das mich berührt, anekelt oder verletzt. Damit diese negativen Gefühle sich nicht in mir ansammeln und zum Problem werden können, schreibe ich sie mir im wahrsten Sinn des Wortes von der Seele. Meine Gedanken werden dann zu einer Geschichte, die mich nicht mehr bedrücken, mir keine Angst mehr machen und mich nur noch selten traurig stimmen kann.
    Liebe Menschen fanden irgendwann Gefallen an meinen Erzählungen und brachten mich auf die Idee, die ersten Geschichten vorsichtig im Internet zu veröffentlichen. Und schließlich wurde daraus dann sogar ein Buch – dieses, das Sie gerade in Händen halten.
    Natürlich hoffe ich auch, dass ich durch meine Geschichten einen kleinen Einblick gewähren und zeigen kann, wie die Welt der Polizei wirklich ist, fernab von Fernsehkrimis, zurechtgeschnittenen Dokumentationen und Kinofilmen. Ich möchte zeigen, dass in jeder Polizeiuniform ein Mensch steckt, dem der eine oder andere Einsatz nahegeht, der vielleicht auch mal mit schlechter Laune aufsteht und der nicht immer nur funktionieren kann, obwohl er das sicherlich gerne würde.
    Auch ich bin ganz bestimmt nicht die furchtlose Vorzeigepolizistin, bei der niemals das Hemd aus der Hose rutscht, die immer ihre Mütze aufhat, deren Haare immer ordentlich liegen, die niemals Gefühle zeigt und die sich selbst perfekt und überall an alle Regeln hält. Auch ich bin einfach nur ein Mensch, einer, der gerne mal zu schnell Auto fährt, einer, der hin und wieder überfordert ist, und vor allem einer mit einer nur geringen Geduldspanne, der gerne auch mal laut wird.
    Trotzdem versuche ich, meinem Beruf so gut wie möglich gerecht zu werden, gerecht zu sein und für Gerechtigkeit zu sorgen. In den meisten Fällen ist mir das bisher ganz gut gelungen, finde ich, auch wenn das so mancher von mir Festgenommene sicherlich anders beurteilen würde.
    Aber genug der einleitenden Worte, machen Sie sich selbst ein Bild von meinem Traumberuf, und schieben Sie mit mir und meinen Kollegen Dienst. Erleben Sie ein paar Einsätze, schauen Sie sich an, wie es ist, Streife zu fahren. Vielleicht sehen Sie dann in Zukunft einen Streifenwagen, der an Ihnen vorbeifährt, mit anderen Augen.
    Schlüpfen Sie in meine Uniform, nehmen Sie mein Funkgerät in die Hand, tragen Sie meine Waffe, und schalten Sie Martinshorn und Blaulicht an. Jetzt geht’s los, der nächste Einsatz wartet schon …
    Kerpen, im Juni 2011
    Janine Binder

Worauf uns niemand vorbereitet …
2011
     
    Die Nacht war turbulent: Einbrüche, Fälle häuslicher Gewalt, kleinere Prügeleien, ein Unfall. Wir – das sind heute Nacht mein frisch aus dem Studium kommender Kollege Christian und ich –

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