Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen
Posten bei ihnen stehen. Da kam das rote Männchen und rief wer da? „Gutfreund.“ – „Was für Gutfreund?“ – „Drei alte abgedankte Soldaten.“ Da schenkte ihm das Männchen ein altes Beutelchen, das wurde nie leer von Geld, soviel auch herausgenommen wurde; er soll’s aber auch erst bei Tag seinen Kammeraden sagen. Da gingen sie noch den dritten Tag durch den Wald und Nachts musste der dritte Soldat Wache stehen. Das rote Männchen kam auch zu dem und rief wer da? „Gutfreund!“ – „Was für Gutfreund?“ – „Drei alte abgedankte Soldaten.“ Da schenkte ihm das rote Männchen ein Horn, wenn man darauf blies, kamen alle Völker zusammen. Am Morgen, wie nun jeder ein Geschenk hatte, tat der erste den Mantel um und wünschte, dass sie aus dem Wald wären, da waren sie gleich draußen. Sie gingen in ein Wirtshaus und ließen sich da Essen und Trinken geben, das Beste, das der Wirt nur auftreiben konnte; als sie fertig waren, bezahlte der mit dem Beutelchen alles und zog dem Wirt auch keinen Heller ab.
Nun waren sie das Reisen müde, da sprach der mit dem Beutel zu dem mit dem Mantel: „ich wollte, dass du uns ein Schloss dahin wünschtest, Geld haben wir doch genug, wir könnten wie Fürsten leben.“ Da wünschte er ein Schloss und gleich stand es da und war alles Zugehör dabei. Als sie eine Zeitlang da gelebt hatten, wünschte er einen Wagen mit drei Schimmeln, sie wollten in ein ander Königreich fahren und sich für drei Königssöhne ausgeben. Da fuhren sie ab mit einer großen Begleitung von Lakaien, dass es recht fürstlich aussah. Sie fuhren zu einem König, der nur eine einzige Prinzessin hatte und als sie ankamen, ließen sie sich melden und wurden gleich zur Tafel gebeten und sollten die Nacht da schlafen. Da ging’s nun lustig her und als sie gegessen und getrunken hatten, fingen sie an Karten zu spielen, was die Prinzessin so gerne tat. Sie spielte mit dem, der den Beutel hatte, und so viel sie ihm abgewann, so sah sie doch, dass sein Beutel nicht leer ward und merkte, dass es ein Wünschding sein müsste. Da sagte sie zu ihm, er sei so warm vom Spiel, er solle einmal trinken und schenkte ihm ein, aber sie tat einen Schlaftrunk in den Wein. Und wie er den kaum getrunken hatte, so schlief er ein, da nahm sie seinen Beutel, ging in ihre Kammer und näht einen andern, der ebenso aussah, tat auch ein wenig Geld hinein und legt ihn an die Stelle des alten. Am andern Morgen reisten die drei weiter, und als der eine das wenige Geld ausgegeben hatte, was noch im Beutel war und nun wieder hineingriff, war er leer und blieb leer. Da rief er aus: „mein Beutel ist mir von der falschen Prinzessin vertauscht worden, nun sind wir arme Leute!“ Der mit dem Mantel aber sprach: „lass dir keine graue Haare wachsen, ich will ihn bald wieder geschafft haben.“ Da hing er den Mantel um und wünschte sich in die Kammer der Prinzessin; gleich ist er da, und sie sitzt da und zählt an dem Geld, das sie in einem fort aus dem Beutel holt. Wie sie ihn sieht, schreit sie, es wär’ ein Räuber da, und schreit so gewaltig, dass der ganze Hof gelaufen kommt und will ihn fangen. Da springt er in der Hast zum Fenster hinaus und lässt den Mantel hängen und ist auch der verloren. Wie die drei wieder zusammenkamen, hatten sie nichts mehr als das Horn, da sprach der, dem es gehörte: „ich will schon helfen, wir wollen den Krieg anfangen,“ und blies soviel Husaren und Kavallerie zusammen, dass sie nicht alle zu zählen waren. Dann schickte er zum König und ließ ihm sagen, wenn er den Beutel und Mantel nicht herausgäbe, sollt’ von seinem Schloss kein Stein auf dem andern bleiben. Da redete der König seiner Tochter zu, sie sollt’ es herausgeben, eh’ sie sich so groß Unglück auf den Hals lüden, sie hörte aber nicht darauf und sprach, sie wollt’ erst noch etwas versuchen. Da zog sie sich an wie ein armes Mädchen, nahm einen Henkelkorb an den Arm und ging hinaus in’s Lager, allerlei Getränk zu verkaufen und ihre Kammerjungfer musste mitgehen. Wie sie nun mitten im Lager ist, fängt sie an zu singen so schön, dass die ganze Armee zusammenlauft aus den Zelten, und der das Horn hat, lauft auch heraus und hört zu; und wie sie den sieht, gibt sie ihrer Kammerjungfer ein Zeichen, die schleicht sich in sein Zelt, nimmt das Horn und lauft mit in’s Schloss. Dann ging sie auch wieder heim und hatte nun alles und die drei Kammeraden mussten wieder betteln gehen.
Also zogen sie fort, da sprach der
Weitere Kostenlose Bücher