Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen
König, „ich bin dir Dank schuldig, kann ich dir etwas zu Gefallen tun?“ „Ja“ antwortete er, „das könnt ihr wohl, gebt mir eure Tochter zur Frau.“ Da lachte die Jungfrau und sprach „der macht keine Umstände, aber ich habe schon an seinen goldenen Haaren gesehen dass er kein Gärtnerjunge ist:“ ging dann hin und küsste ihn. Zu der Vermählung kam sein Vater und seine Mutter und waren in großer Freude, denn sie hatten schon alle Hoffnung aufgegeben ihren lieben Sohn wieder zu sehen. Und als sie an der Hochzeitstafel saßen, da schwieg auf einmal die Musik, die Türen gingen auf und ein stolzer König trat herein mit großem Gefolge. Er ging auf den Jüngling zu, umarmte ihn und sprach „ich bin der Eisenhans, und war in einen wilden Mann verwünscht, aber du hast mich erlöst. Alle Schätze, die ich besitze, die sollen dein Eigentum sein.“
Das Lämmchen und Fischchen
Es war einmal ein Brüderchen und Schwesterchen, die hatten sich herzlich lieb. Ihre rechte Mutter war aber tot, und sie hatten eine Stiefmutter, die war ihnen nicht gut und tat ihnen heimlich alles Leid an. Es trug sich zu, dass die zwei mit andern Kindern auf einer Wiese vor dem Haus spielten, und an der Wiese war ein Teich, der ging bis an die eine Seite vom Haus. Die Kinder liefen da herum, kriegten sich und spielten Abzählens:
„Eneke, Beneke, lat mi liewen,
will die ock min Vügelken giewen.
Vügelken sall mie Strau söken,
Strau will ick den Köseken giewen,
Köseken sall mie Melk giewen,
Melk will ick den Bäcker giewen,
Bäcker sall mie ’n Kocken backen,
Kocken will ick den Kätken giewen,
Kätken sall mie Müse fangen,
Müse will ick in ’n Rauck hangen
un will se anschnien.“
Dabei standen sie in einem Kreis, und auf welchen nun das Wort „anschnien“ fiel, der musste fortlaufen, und die anderen liefen ihm nach und fingen ihn. Wie sie so fröhlich dahinsprangen, sah’s die Stiefmutter vom Fenster mit an und ärgerte sich. Weil sie aber Hexenkünste verstand, so verwünschte sie beide, das Brüderchen in einen Fisch und das Schwesterchen in ein Lamm. Da schwamm das Fischchen im Teich hin und her, und war traurig, das Lämmchen ging auf der Wiese hin und her, und war traurig und fraß nicht und rührte kein Hälmchen an.
So ging eine lange Zeit hin, da kamen fremde Gäste auf das Schloss. Die falsche Stiefmutter dachte „jetzt ist die Gelegenheit gut,“ rief den Koch, und sprach zu ihm „geh und hol das Lamm von der Wiese und schlachts, wir haben sonst nichts für die Gäste.“ Da ging der Koch hin und holte das Lämmchen und führte es in die Küche und band ihm die Füßchen; das litt es alles geduldig. Wie er nun sein Messer herausgezogen hatte und auf der Schwelle wetzte, um es abzustechen, sah es, wie ein Fischlein in dem Wasser vor dem Gossenstein hin und her schwamm und zu ihm hinaufblickte. Das war aber das Brüderchen, denn als das Fischchen gesehen hatte wie der Koch das Lämmchen fortführte, war es im Teich mitgeschwommen bis zum Haus. Da rief das Lämmchen hinab
„ach Brüderchen im tiefen See,
wie tut mir doch mein Herz so weh!
der Koch der wetzt das Messer,
will mir mein Herz durchstechen.“
Das Fischchen antwortete
„ach Schwesterchen in der Höh,
wie tut mir doch mein Herz so weh
in dieser tiefen See!“
Wie der Koch hörte dass das Lämmchen sprechen konnte und so traurige Worte zu dem Fischchen hinabrief, erschrack er und dachte es müsste kein natürliches Lämmchen sein, sondern wäre von der bösen Frau im Haus verwünscht. Da sprach er „sei ruhig, ich will dich nicht schlachten“ nahm ein anderes Tier und bereitete das für die Gäste, und brachte das Lämmchen zu einer guten Bäuerin, der erzählte er alles, was er gesehen und gehört hatte. Die Bäuerin war aber gerade die Amme von dem Schwesterchen gewesen, verMutete gleich wer’s sein würde und ging mit ihm zu einer weisen Frau. Da sprach die weise Frau einen Segen über das Lämmchen und Fischchen, wovon sie ihre menschliche Gestalt wieder bekamen, und danach führte sie beide in einen großen Wald in ein klein Häuschen, wo sie einsam, aber zufrieden und glücklich lebten.
Simeliberg
Es waren zwei Brüder, einer war reich, der andere arm. Der Reiche aber gab dem Armen nichts, und er musste sich vom Kornhandel kümmerlich ernähren; da ging es ihm oft so schlecht, dass er für seine Frau und Kinder kein Brot hatte. Einmal fuhr er mit seinem Karren durch den Wald, da erblickte er zur Seite
Weitere Kostenlose Bücher