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Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Titel: Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Grimm
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aus. Ihr habt euern Lohn redlich verdient, der soll auch nicht ausbleiben.“ Dann sprach sie zu der Gänsehirtin „geh du ins Haus hinein, mein Töchterchen, es schickt sich nicht dass du mit einem jungen Herrn allein bist, man muss nicht Öl ins Feuer gießen; er könnte sich in dich verlieben.“ Der Graf wusste nicht ob er weinen oder lachen sollte. „Solch ein Schätzchen,“ dachte er, „und wenn es dreißig Jahre jünger wäre, könnte doch mein Herz nicht rühren.“ Indessen hätschelte und streichelte die Alte ihre Gänse wie Kinder und ging dann mit ihrer Tochter in das Haus. Der Jüngling streckte sich auf die Bank unter einem wilden Apfelbaum. Die Luft war lau und mild: rings umher breitete sich eine grüne Wiese aus, die mit Himmelsschlüsseln, wildem Thymian und tausend andern Blumen übersät war: mitten durch rauschte ein klarer Bach, auf dem die Sonne glitzerte: und die weißen Gänse gingen auf und ab spazieren oder pudelten sich im Wasser. „Es ist recht lieblich hier,“ sagte er, „aber ich bin so müde, dass ich die Augen nicht aufbehalten mag: ich will ein wenig schlafen. Wenn nur kein Windstoß kommt und bläst mir meine Beine vom Leib weg, denn sie sind mürb wie Zunder.“
    Als er ein Weilchen geschlafen hatte, kam die Alte, und schüttelte ihn wach. „Steh auf,“ sagte sie, „hier kannst du nicht bleiben. Freilich habe ich dirs sauer genug gemacht, aber das Leben hats doch nicht gekostet. Jetzt will ich dir deinen Lohn geben, Geld und Gut brauchst du nicht, da hast du etwas anderes.“ Damit steckte sie ihm ein Büchslein in die Hand, das aus einem einzigen Smaragd geschnitten war. „Bewahrs wohl,“ setzte sie hinzu, „es wird dir Glück bringen.“ Der Graf sprang auf, und da er fühlte dass er ganz frisch und wieder bei Kräften war, so dankte er der Alten für ihr Geschenk und machte sich auf den Weg ohne nach dem schönen Töchterchen auch nur einmal umzublicken. Als er schon eine Strecke weg war, hörte er noch aus der Ferne das lustige Geschrei der Gänse.
    Der Graf musste drei Tage in der Wildnis herum irren, ehe er sich heraus finden konnte. Da kam er in eine große Stadt, und weil ihn niemand kannte, ward er in das königliche Schloss geführt, wo der König und die Königin auf dem Thron saßen. Der Graf ließ sich auf ein Knie nieder, zog das smaragdene Gefäß aus der Tasche und legte es der Königin zu Füßen. Sie hieß ihn aufstehen und er musste ihr das Büchslein hinauf reichen. Kaum aber hatte sie es geöffnet und hinein geblickt, so fiel sie wie tot zur Erde. Der Graf ward von den Dienern des Königs festgehalten und sollte in das Gefängnis geführt werden, da schlug die Königin die Augen auf und rief sie sollten ihn frei lassen, und jedermann sollte hinaus gehen, sie wollte insgeheim mit ihm reden.
    Als die Königin allein war, fing sie bitterlich an zu weinen und sprach „was hilft mir Glanz und Ehre, die mich umgeben, jeden Morgen erwache ich mit Sorgen und Kummer. Ich habe drei Töchter gehabt, davon war die jüngste so schön, dass sie alle Welt für ein Wunder hielt. Sie war so weiß wie Schnee, so roth wie Apfelblüthe, und ihr Haar so glänzend wie Sonnenstrahlen. Wenn sie weinte so fielen nicht Tränen aus ihren Augen, sondern lauter Perlen und Edelsteine. Als sie fünfzehn Jahr alt war, da ließ der König alle drei Schwestern vor seinen Thron kommen. Da hättet ihr sehen sollen was die Leute für Augen machten, als die jüngste eintrat, es war als wenn die Sonne aufging. Der König sprach „meine Töchter, ich weiß nicht wann mein letzter Tag kommt, ich will heute bestimmen was eine jede nach meinem Tode erhalten soll. Ihr alle habt mich lieb, aber welche mich von euch am liebsten hat, die soll das beste haben.“ Jede sagte sie hätte ihn am liebsten. „Könnt ihr mirs nicht ausdrücken,“ erwiederte der König, „wie lieb ihr mich habt? daran werde ichs sehen wie ihrs meint.“ Die älteste sprach „ich habe den Vater so lieb wie den süßesten Zucker.“ Die zweite „ich habe den Vater so lieb wie mein schönstes Kleid.“ Die jüngste aber schwieg. Da fragte der Vater „und du, mein liebstes Kind, wie lieb hast du mich?“ „Ich weiß es nicht,“ antwortete sie, „und kann meine Liebe mit nichts vergleichen.“ Aber der Vater bestand darauf, sie müsste etwas nennen. Da sagte sie endlich „die beste Speise schmeckt mir nicht ohne Salz, darum habe ich den Vater so lieb wie Salz.“ Als der König das hörte, geriet er in Zorn und

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