Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen
und nahm noch am selben Tage Dienst unter den Soldaten als Rekrut. Als es am folgenden Morgen ans Exerciren ging, hei da verstand er das viel besser als die Corporale und Feldwebel, so dass der König ihn sogleich zum Hauptmann machte. Die Mannschaft, welche er kommandirte, sah aber schlecht aus, sie hatte Monturen aller Art und dazu noch zerrissene. Das konnte er nicht sehen und ließ sie sofort neu auskleiden und die alten Kleider den Armen geben. Was der König für Augen machte, als bei der Revue der neue Hauptmann heranmarschirt kam! Er kannte seine eignen Soldaten nicht mehr wieder und kurzum, er war so entzückt darüber, dass er den Hauptmann mit an seiner Tafel speisen ließ und drei Tage drauf ihn zum General der ganzen Cavallerie ernannte. Jetzt wurde die Wunschbörse noch ärger angezapft; alle Pferde vom ganzen Regiment wurden verkauft und neue stattliche Tiere dafür angeschafft. Hundert Schneider mussten herbei und Tag und Nacht nähen, bis das ganze Regiment neu ausgekleidet war. Dadurch kam der General so in Gnade bei dem König, dass dieser ihm ein Stück Land gerade neben dem Schloss schenkte und ihm erlaubte, sich daselbst ein Schloss zu bauen.
Nun setzt sich mein General hin und macht selbst den Plan von dem Schloss, und macht ihn genau so, wie das Schloss gewesen war, worin er die Prinzessin erlöst hatte. Dann ließ er, als Alles fertig dastand, ein Dutzend Maler kommen, die mussten das Schloss grade so malen, wie er es ihnen sagte und zeigte, denn er hatte die Abzeichnungen der Zimmer aus dem verwünschten Schloss mitgebracht. Endlich wurden Diener angeschafft und so gekleidet, wie die Diener der Prinzessin am Tage ihrer Erlösung gekleidet gewesen waren. Ach da war viel nicht genug und das Geld flog nur so weg. Eben war sein Schloss fertig, da kam eine Staffette an den König, die meldete, in Zeit von zwei Tagen würde die Prinzessin anlangen und gab einen Brief ab, worin stand, sie sei von einem Wachtmeister erlöst worden, aber ihr Erlöser liege im Zauberschlaf vor dem verwünschten Schloss. Sogleich ließ der König den General kommen und erzählte ihm Alles, befahl ihm auch, an der Spitze des Heeres der Prinzessin entgegen zu ziehen und sie feierlich zu empfangen. Der General sagte blos: „Ewer Majestät befehlen“ und ließ sich gar nichts merken.
An dem bestimmten Tage holte er die Prinzessin an der Grenze ab und führte sie unter großem Jubel des Volkes in die Hauptstadt. Sie erkannte ihn nicht; wie hätte sie auch drauf kommen sollen, dass der von Gold und Ordenszeichen strotzende General ihr Erlöser sei, von dem sie nicht anders wusste, als dass er noch am Wall des Schlosses im Zauberschlaf liege. Als sie aber an ihres Vaters Schloss kam und das des Generals daneben neu erbaut sah, da erstaunte sie nicht wenig und ihre erste Frage bei Tische war an ihren Vater, wem doch das prächtige, stolze Schloss gehöre? „Das gehört unserm General“ sagte der König und konnte ihr nicht genug von ihm erzählen. „Ei das Schloss muss ich sehen“ sprach sie und nach Tische führte der König sie dahin. Als ihr die Diener entgegen kamen, sprach sie: „Vater das wundert mich.“ „Was, mein Kind?“ „Ei die Bedienten, die hat der General nicht nach seinem Kopf also gekleidet.“ Als sie in das erste Zimmer trat, rief sie: „Vater das erstaunt mich!“ „Was, mein Kind?“ „Ei das Zimmer, das hat der General nicht nach seinem Kopf also gemalt.“ Als sie in das zweite Zimmer kam, sprach sie gar nichts mehr, in dem dritten wurde sie totenblass und im vierten wäre sie in Ohnmacht gefallen, wenn der General nicht in seiner Wachtmeisters-Uniform herbeigesprungen wäre und sie gehalten hätte. „Was ist das, mein Kind?“ rief der König erstaunt. Sie aber sprach: „Das ist mein Erlöser und euer General“ und da musste er ihren Ring und ihre Kette zeigen. Jetzt war des Jubels kein Ende und eine solche Hochzeit wie die war, ist im ganzen Odenwald noch nie gehalten worden.
Das goldne Königreich
Ein reicher Herr hatte einen einzigen Sohn. Als dieser zwanzig Jahre alt war, sprach er: „Vater, ich will reisen und die Welt sehn.“ Der Alte war damit zufrieden, gab ihm einen Wagen und Pferde, einen Bedienten, viel Geld und noch mehr gute Lehren und der Jüngling zog dahin.
Eines Abends kamen sie in einen großen Wald und weil es dunkel war gerieten sie vom Wege ab und gelangten zu einem kleinen Hause. Der Jüngling trat hinein und da saß eine Frau beim Feuer und kochte sich
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