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Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Titel: Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Grimm
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ihr Abendbrot. „Kann ich bei euch übernachten?“ frug er. „Ei mit Freuden,“ sprach die Frau, „setzet euch hin und tut als ob ihr zu Hause wäret.“ Das war dem Jüngling gerade recht, er aß und trank nach Herzenslust, denn er hatte den ganzen Tag noch nichts in den Magen bekommen, und schlief wie ein Prinz bis die Sonne schon hoch am Himmel stand. Er sprang empor und schaute durch das Fenster in den schönen grünen Wald; da liefen Hirsche und Rehe und Hasen in ganzen Herden herum und wilde Vögel aller Arten flogen von Baum zu Baum; dazu sangen die Lerchen und Finken und Nachtigallen, dass es ihm so wohl ward wie ihm nie gewesen war und er beschloss, den schönen Wald nicht so bald zu verlassen. 
    Beim Frühstück frug der Jüngling die Frau, wem der Wald gehöre? „Der Wald gehört mein,“ sprach sie. Da frug er weiter ob er wohl darin jagen dürfe, denn die Jagd sei seine größte Lust und Freude. „Das mögt ihr, soviel euch beliebt, doch ich rate euch, tut es nicht,“ erwiederte die Frau. Er schlug den Rat aber in den Wind, denn er sah keinen Grund dazu, ergriff eine Büchse und sprang fröhlich in den Wald hinein. Da rief die Frau seinen Diener und sprach: „Geh und folge deinem Herrn schnell, so lieb dir sein Leben ist. Wenn ihr auf den freien Waldplatz kommt, dann springen drei weiße Hirsche vor euch her, doch darf dein Herr keinen schießen, übrigens mag er töten, was ihm vor den Lauf kommt. Du darfst deinem Herrn aber nicht sagen, dass ich dir dies verraten habe, sonst ist es um dich geschehen.“ Der Diener dankte der Frau von Herzen für ihren Rat, denn er liebte seinen Herrn über alles.
    Kaum waren Beide einige hundert Schritte im Walde fortgegangen, da wurde es lichter und immer lichter und sie kamen auf eine große Wiese, da sprang ein Bächlein lustig über weiße Kiesel und die Vögel sangen, dass dem Jüngling das Herz im Leibe hüpfte. Da raschelte es plötzlich im Gebüsch und drei prächtige schneeweiße Hirsche mit stolzem Geweih sprangen heraus und liefen quer über die Wiese hin. Der Jüngling legte an, aber ehe der Schuss noch fiel, schlug der treue Diener ihm die Flinte in die Höhe, so dass die Kugel in einen Baum fuhr und die Hirsche unversehrt davonsprangen. Der Jüngling fuhr den Diener hart an, warum er das getan habe, doch dieser entschuldigte sich und sprach, eine Biene habe ihn in die Hand gestochen und darüber sei er aufgefahren.
    Sie gingen weiter und der Jüngling schoss noch allerlei Wild, aber die Freude war ihm verdorben, denn die drei weißen Hirsche wollten ihm nicht aus dem Kopfe. In dem Waldhäuschen nahm die Frau den Diener bei Seite und lobte ihn, er habe seinem Herrn das Leben gerettet. Sie trug in ihrer Freude die köstlichsten Speisen aller Art auf, schenkte Wein aus aller Herren Ländern ein und dem Jüngling gefiel es immer besser bei ihr.
    Am andern Morgen griff er wieder zur Flinte und ging in den Wald. Da sprach die Frau zu dem Diener: „Geh und folge schnell deinem Herrn; wenn ihr auf den freien Waldplatz kommt, dann springen drei braune Hirsche daher, aber verhüte, dass dein Herr sie schießt, so lieb dir sein Leben ist, und verrate nicht, dass ich dir dies gesagt habe, sonst ist es um dich geschehn.“ Der Jüngling ging ganz denselben Weg, wie Tags vorher, wie sehr auch der Diener suchte, ihn anderswohin zu führen. Bald kamen sie auf die schöne Waldwiese mit dem muntern Bächlein und all den tausend Vögeln. Da raschelte es wieder im Gebüsch und drei braune Hirsche mit prächtigem stolzem Geweih setzten quer über die Wiese hin. Der Jüngling schlug an, aber zugleich gab der Diener ihm einen Stoß, dass die Kugel in die Luft pfiff. Da fuhr der Jüngling zornig auf und rief: „Wenn du dies noch einmal wagst, dann schieße ich dich nieder;“ und was der treue Diener auch sagen und wie er sich auch entschuldigen mochte, Alles half nichts, sein Herr blieb dabei. Er konnte nicht verschmerzen, dass die drei Hirsche ihm durchgegangen waren, denn schönere hatte er sein Leben lang nicht gesehn.
    Die Frau in dem Waldhäuschen trug heute noch viel köstlicheres Essen auf als am Tage vorher und die guten Weine aller Art standen die Hülle und Fülle auf dem Tische. Zum Diener aber sprach sie heimlich, er habe seine Sache gut gemacht und sein Herr gehe einem großen Glück entgegen.
    Als der Jüngling am folgenden Morgen wieder in den Wald sprang, sprach die Frau zu dem Diener: „Gehe und folge deinem Herrn und lass ihn nur nicht schießen,

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