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Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Titel: Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Grimm
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zur Rechten die andere zur Linken. Sie grüßte ihn freundlich und sprach: „Auf dich habe ich schon viele hundert Jahre gewartet, denn du sollst mein Erlöser sein. Willst du drei Nächte hier schlafen und schweigen und dich nicht fürchten, was auch um dich vorgehen mag, dann hast du das Schwerste vollbracht und wir werden glücklich sein auf ewige Zeit.“ „Ei das will ich schon“ sprach der Wachtmeister. „Wer so lange gedient und so viel Pulver gerochen hat, wie ich der hat verlernt was Fürchten heißt.“ „Rühme dich nicht zu früh“ sprach die Prinzessin, lächelte ihm holdselig zu und ging mit ihren Kammerjungfern fort. Der Wachtmeister war aber im neunten Himmel, denn die Prinzessin war gar zu schön und sein Herz in heller Liebe zu ihr entbrannt. Er warf sich ganz glückselig auf das schwarze Bett, welches nebenan in einer prächtigen schwarzen Schlafkammer stand; ans Schlafen aber dachte er nicht.
    Als es zwölf Uhr schlug tat es einen Schlag, als sollte die Welt untergehn. Zugleich flog die Türe auf und drei schwarze Männer traten herein und setzten sich an den Tisch. Einer von ihnen zog Karten aus dem Sack mischte sie und sprach: „Drei sind wir, aber zum Spiel gehören vier.“ „Der vierte ist der Wachtmeister, der dort in der Kammer auf dem Bette liegt“ sprach der Andre. „Ich will ihn holen, er muss mit spielen“ sagte der Dritte, ging zu dem Bette und lud den Wachtmeister zum Spiele ein. Der stand auf, setzte sich zu ihnen und spielte mit, schlug kräftig mit der Faust auf den Tisch, wenn er auftrumpfte, gewann und verlor, aber er sprach kein Wort. Die Andern gaben sich zwar alle Mühe, ihn zum Sprechen zu bringen, sie frugen ihn allerhand, schimpften ihn, taten als ob sie ihn schlagen wollten, er aber hielt sich ganz ruhig und schwieg. Da schlug es ein Uhr, die drei Männer rafften in aller Eil ihre Karten zusammen und fort waren sie. Der Wachtmeister legte sich aber zu Bett und schlief bis zum hellen Tage. Die Diener brachten ihm, sobald er aufstand, sein Frühstück; sie hatten jetzt alle Gesichter weiß und roth, wie andere Menschen, die Schüsseln und Tassen weiße Ränder und die Messer und Löffel weiße Stiele; auch die Decke seines Zimmers war weiß geworden und die Laken und Kissen auf seinem Bette. Da öffnete sich die Thür und die Prinzessin trat ein, grüßte ihn noch viel freundlicher als das Erstemal und er bemerkte, dass auch sie einen weißen Schleier trug, der wallte ihr bis auf die Brust herab. „Nun halte nur noch zwei Nächte aus, mein Erlöser,“ sprach sie, „und Alles ist gut. lass dich nichts anfechten, was auch um dich herum vorgehen mag, es geschieht dir nichts zu Leide.“ Alsdann reichte sie ihm holdseelig lächelnd ihre Hand und verschwand wieder mit ihren beiden Kammerjungfern.
    Dem Wachtmeister hüpfte das Herz im Leibe wie ein Eichhörnchen und er vergaß Himmel und Erde über der wunderschönen Prinzessin. „Wo mag die nur ihren Aufenthalt haben?“ dachte er und da ihm ohnedieß nichts als das Sprechen bei der Nacht verboten war, so ging er einmal im Schlosse herum, von einem Zimmer ins andre. Nein, was das eine Pracht und Herrlichkeit war! Gold und Silber und Sammt und Seide überall wohin man blickte, so dass man sich gar nicht satt genug daran sehen konnte. Wenn der Wachtmeister mit dem letzten Zimmer fertig war, fing er wieder mit dem ersten an und tat nichts anderes als sehen und sehen. Mittags stand sein köstliches Mahl auf dem Tisch und Abends wiederum. Gegen zwölf Uhr tat es wiederum einen Schlag, dass die Schindeln auf dem Dach rasselten und die Fenster und Türen fast aus den Angeln flogen. Der Wachtmeister, welcher sich schon zu Bette gelegt hatte, richtete sich auf und schaute auf die Türe hin. Da kam einer der Männer vom vorigen Abend und brachte eine lange blutrote Tischplatte, die beiden andern hatten Messer, Hackmesser und Schlachtbeile und waren wie auch der erste über und über mit Blut bespritzt. Sie legten die Platte über ein paar Tische und fingen an ihre Messer zu wetzen und die Hackmesser und Beile zu schleifen. Dazwischen unterredeten sie sich, wie sie den Wachtmeister schlachten wollten. Der eine sollte ihn mit dem Beil vor die Stirn schlagen, wie einen Ochsen, der andre ihn mit dem Schlachtmesser zerschneiden und der dritte das Fleisch zerhacken. Da wurde es dem Wachtmeister zwar ein wenig schwül, aber er biß sich die Zunge und hielt aus, er gab auch keinen Laut von sich, als sie kamen ihn zu packen. Ehe sie

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