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Das grosse Muminbuch

Das grosse Muminbuch

Titel: Das grosse Muminbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tove Jansson
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viel Petroleum.
    Er blieb eine Weile stehen und sah zu, wie die Morra über die Insel irrte, und er fühlte nichts anderes, als dass er es mit gewissem Wohl­wollen übersah. Morgen darf sie tanzen, sagte sich Mumintroll. Aber jetzt nicht. Heute ist ein Abend, an dem man zu Hause bleibt.
    Er kehrte allen den Rücken und machte einen Umweg zurück zu seiner Lichtung.
    Mumintroll erwachte bei Sonnenaufgang mit einem Gefühl von Panik. Er war in seinem Schlafsack eingeschnürt und nahe am Er­sticken durch die feuchte Hitze. Etwas hielt ihn fest, und er bekam die Pfoten nicht frei. Alles war verkehrt, um ihn herum herrschte ein eigentümliches, braunes Zwielicht, und es roch, als befände er sich tief in der Erde. Jetzt bekam er den Reißverschluss auf. Nadeln und Erde wirbelten ihm um die Nase, die ganze Welt war verändert, und er war ihr völlig ausgeliefert.
    Braune Wurzeln kletterten und krochen quer über den Schlafsack. Die Bäume standen jetzt unbeweglich, doch im Dunkeln waren sie einfach über ihn hinweggegangen.
    Der ganze Wald hatte seine Wurzeln aus der Erde gezogen und war über ihn hinweggegangen, als sei er ein Stein.
    Dort lag die Streichholzschachtel an ihrem Platz und daneben die Flasche mit dem Blaubeersaft. Aber die Lichtung war verschwunden, es gab sie nicht mehr. Seine Tunnel waren zugewachsen. Es war nur noch ein Urwald flüchtender Bäume, in dem er immer weiter kroch. Den Schlafsack zog er hinter sich her, denn es war ein sehr schöner Schlafsack und außerdem hatte er ihn geschenkt bekommen.
    Nun sah er die Sturmlaterne. Sie hing an ihrem Baum, doch der Baum war weitergegangen.
    Mumintroll setzte sich auf seinen Schwanz und schrie wie am Spieß. Er rief die Kleine My. Sie antwortete sofort, eine lange Reihe von Rettungssignalen. Ihre Stimme war wie eine kleine helle Trompete. Oder wie eine Glockenboje im Diskant. Mumintroll kroch in die Richtung, aus der ihre Stimme gekommen war.
    Endlich kam er ins Tageslicht, und der Sturm fegte ihm entgegen. Mumintroll erhob sich mit zitternden Beinen und betrachtete er­leichtert die Kleine My. Er fand sie beinah hübsch.
    Ein paar von den kleineren Sträuchern, die ihre Wurzeln leichter lösen konnten, waren bereits weit draußen in der Heide, ungekämmt und verwirrt. Das Moos war in die Erde hineingekrochen und zu einer tiefen grünen Schlucht geworden.
    Wo laufen sie hin, rief Mumintroll, warum ziehen sie ihre Wurzeln heraus, ich verstehe überhaupt nichts mehr ...
    Sie furchten sich, sagte die Kleine My und schaute ihm ins Gesicht. Sie furchten sich so sehr, dass sich jede Nadel sträubt, sie furchten sich sogar mehr als du. Wenn ich nicht wüsste, dass es umgekehrt ist, würde ich glauben, dass eine gewisse Morra hier in der Nähe herumwankt, was?
    Mumintroll spürte eine Leere im Magen und setzte sich. Das Heide­kraut war Gott sei Dank wie immer, es blühte unberührt. Es hatte sich entschlossen zu bleiben.
    Eine Morra, fuhr die Kleine My nachdenklich fort, eine große kalte Morra, die umherirrt und sich hier und da ein bisschen hinsetzt ... Und weißt du, was da geschieht, wo sie sich hingesetzt hat?
    Natürlich wusste er es, dort konnte nichts wachsen. Niemals. Nicht ein Hälmchen.
    Warum gaffst du mich so an? rief Mumintroll.
    Habe ich dich angegafft? fragte die Kleine My unschuldsvoll. Wieso? Vielleicht habe ich etwas angegafft, was hinter dir steht ...
    Mumintroll sprang auf und drehte sich blitzschnell um.
    Hah. Ich habe dich angeführt, schrie die Kleine My begeistert. Wovor fürchtest du dich? Ist es nicht komisch, dass sich eine ganze Land­schaft aufregt und einfach losrennt. Mich interessiert das kolossal.
    Doch Mumintroll fand das nicht lustig. Das Gestrüppwäldchen war auf dem Weg zum Leuchtturm, auf der Wanderung quer über die Insel, zur Leuchtturmtreppe hin. Jede Nacht würde der Wald ein wenig näher kommen, bis sich die erste Zwergtanne gegen die Tür presste, um hineingelassen zu werden.
    Wir machen nicht auf, sagte er und sah der Kleinen My plötzlich gerade in die Augen. Sie waren fröhlich und spöttisch und wussten um alle seine Geheimnisse. Das war fast eine Erleichterung.
    Gleich nach dem Morgenkaffee ging der Vater hinab und setzte sich auf das Gesims des Leuchtturmwärters. Er versank in Spekulationen. Das Wachstuchheft war fast voll von Überlegungen über das Meer. Jetzt hatte er ein ganz neues Kapitel angefangen: «Die Veränderungen des Meeres während der Nacht», und darunter einen Strich gezogen.
    Der Vater starrte

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