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Das grosse Muminbuch

Das grosse Muminbuch

Titel: Das grosse Muminbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tove Jansson
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hinter dem Apfelbaum und sah, wie sie Tee koch­ten. Alle waren etwas verschwommen, als ob sie sich unter Wasser be­wegten. Die Mutter war nicht überrascht von dem, was geschehen war, sie war endlich in ihrem eigenen Garten, wo alles war und wuchs wie es sollte. Das eine oder andere war ein wenig falsch gezeichnet, aber das machte nichts. Sie setzte sich in das hohe Gras und lauschte dem Kuckuck, der irgendwo hinter dem Fluss rief. 
    Als das Teewasser kochte, war die Mutter, den Kopf an ihren Apfel­baum gelehnt, fest eingeschlafen. 

Südwestwind
    In der Dämmerung fühlte es der Fischer deutlich: nun würden die schönen Wellen kommen. Er zog sein Boot hoch hinauf auf seine Land­zunge, drehte es um und band seine Angeln fest. Dann kroch er ins Zementhaus, rollte sich zu einem grauen, zerknitterten Ball zusammen und ließ die Einsamkeit bei sich vollkommen werden.
    Am meisten von allen Winden liebte der Fischer den Südwestwind, der sich jetzt eingestürmt hatte und bis zur Nacht nicht abnehmen würde. Es war der Südwest des Herbstes, der viele Wochen lang stür­men konnte, bis die Wellen große graue Berge wurden.
    Der Fischer saß in seinem Haus und sah die Wogen wachsen. Es war zu schön, dass er sich darum nicht mehr zu kümmern brauchte. Nie­mand, der erzählte oder fragte, niemand und nichts, was man bedauern musste Nur die unbegreifliche und unnahbare Größe des Meeres, die über ihn hinweg- und an ihm vorbeispülte, und die ihn niemals ent­täuschen konnte.
    Es war beinah schon dunkel, als die Vollkommenheit durch Mumintroll gestört wurde, der über den Berg geschlittert kam. Der Troll winkte und lamentierte, und fing schließlich an, gegen das Fenster zu klopfen und zu schreien, dass seine Mutter verlorengegangen sei. Der Fischer lächelte und schüttelte den Kopf. Die Scheibe war viel zu dick. Mumintroll flatterte mit dem Wind weiter, watete in der Brandung zurück über die Landspitze und wollte in die Heide und dort suchen.
    Nun hörte Mumintroll den Vater rufen, und er sah, wie das schau­kelnde Licht der Sturmlaterne sich über den Berg tastete. Die Insel war heute Nacht von Furcht und Flüstern und Rufen erfüllt. Beim Laufen bewegte sich der Boden unter den Füßen.
    Mutter ist verschwunden, dachte Mumintroll. Sie war so einsam, dass sie verlorengegangen ist.
    Die Kleine My saß zusammengekauert auf dem Steinacker. Hast du gesehen, die Steine bewegen sich?
    Das ist mir gleichgültig, rief Mumintroll. Mutter ist weg.
    Ach nicht doch, so einfach kommen Mütter nicht weg, sagte die Kleine My. Die gibt es immer in irgendeiner Ecke, man muss nur nach­gucken. Jetzt gehe ich und schlafe, bevor die ganze Insel davonkriecht. Hier gibt es ein teuflisches Pandämonium, das kannst du mir glauben.
    Nun befand sich die Sturmlaterne am Kolk. Mumintroll ging dort­hin, der Vater drehte sich um und hob die Lampe hoch. Sie kann doch da nicht hineingefallen sein ...
    Mutter kann schwimmen, sagte Mumintroll.
    Sie standen eine Weile schweigend und sahen sich an, das Meer toste hinter dem Leuchtturmberg.
    Hör mal, sagte der Vater plötzlich, wo hast du dich eigentlich in letzter Zeit herumgetrieben ...
    Oh, ein bisschen hier und ein bisschen dort, murmelte Mumintroll und guckte weg.
    Ich habe furchtbar viel zu tun gehabt, sagte der Vater unbestimmt.
    Mumintroll hörte, wie sich die Steine auf dem Acker umdrehten, sie rieben sich aneinander, und das gab ein eigentümlich trockenes Ge­räusch.
    Jetzt gehe ich im Gestrüppwäldchen suchen, sagte er.
    Doch gerade in diesem Augenblick wurden im Fenster des Leucht­turms zwei Lichter angezündet, die Mutter war nach Hause gekommen.
    Als sie hereinkamen, war sie dabei, ein Handtuch zu flicken.
    Wo bist du gewesen, sagte der Vater heftig.
    Ich? fragte die Mutter unschuldig. Ich habe nur einen kleinen Spaziergang gemacht und wollte ein bisschen Luft schnappen.
    Du darfst uns nicht so einen Schrecken einjagen, sagte der Vater. Du musst bedenken, wir sind gewöhnt, dich abends im Hause zu haben.
    Das ist ja das Schreckliche, seufzte die Mutter. Man braucht Ab­wechslung. Man gewöhnt sich zu sehr aneinander, und alles ist immer dasselbe nicht wahr, Liebling?
    Der Vater starrte sie unsicher an, doch sie lachte nur und nähte weiter. Daraufhin ging er zu dem Wandkalender, machte ein Kreuz, das bedeutet Freitag, darunter schrieb er: 5 Beaufort.
    Mumintroll fand, dass sich das Bild mit dem Seepferdchen verändert hatte. Das Meer war nicht mehr so blau und der Mond etwas

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