Das grosse Muminbuch
Sobald er es tat, sah er zwei Pferdchen, zwei lachende Pferdchen, die beide gleich aussahen. Sie sprangen immerzu aus dem Meer und wieder hinein, seine Augen wurden davon ganz müde. Schließlich wurden es viele, ganze Herden, er konnte sie nicht mehr zählen. Er wollte schlafen und Ruhe haben.
Das Wandgemälde der Mutter wurde immer schöner. Sie war jetzt beinah bis zur Tür gekommen, sie hatte große grüne Apfelbäume gemalt, die voller Blüten und voller Früchte waren, auch im Gras lagen Äpfel. Überall wuchsen Rosensträucher, meistens mit roten Rosen, Gartenrosen. Um jeden Strauch herum lagen weiße Muscheln. Der Brunnen war grün, der Holzschuppen braun.
Und eines Abends, als der Sonnenuntergang über die Wand strömte, malte die Mutter eine Ecke der Veranda.
Der Vater kam hinein und schaute zu. Malst du keine Berge, fragte
Es gibt keine Berge, antwortete die Mutter abwesend.
Sie malte gerade das Geländer, es war sehr schwierig, dass es gerade wurde.
Ist das dort der Horizont, fuhr der Vater fort.
Die Mutter blickte auf. Nein, das wird die blaue Veranda, sagte sie. Hier gibt es kein Meer.
Der Vater schaute lange und sagte nichts. Dann ging er und setzte Teewasser auf.
Als er sich wieder umdrehte, hatte die Mutter einen großen blauen Fleck gemalt und obendrauf etwas, das anscheinend ein Boot vorstellen sollte. Es wirkte keineswegs überzeugend.
Hör mal, sagte der Vater, das ist nicht sehr gelungen.
Es ist nicht so geworden, wie ich wollte, gab die Mutter kleinlaut zu.
Aber es war sicher ein schöner Gedanke von dir, meinte der Vater tröstend. Ich glaube beinah, du solltest es doch lieber in eine Veranda ändern. Man kann wohl nur das malen, wozu man Lust hat.
Nach jenem Abend begann Mutters Wandgemälde mehr und mehr dem Mumintal zu ähneln. Die Perspektive machte ihr Mühe, und zuweilen musste sie irgendein Detail aus seinem richtigen Zusammenhang reißen und es allein darstellen. Zum Beispiel den Herd und Teile des Wohnzimmers. Es war einfach unmöglich, für alle Zimmer Platz zu finden. Man konnte ja immer nur eine Wand malen, und das sah unnatürlich aus.
Die Mutter malte am besten kurz vor Sonnenuntergang. Dann war der Turm leer und einsam, und sie sah das heimatliche Tal viel deutlicher vor sich.
Eines Abends brannte der Himmel im Westen im schönsten und heftigsten Sonnenuntergang. So etwas hatte die Mutter noch nie gesehen. Flammen in Rot und Orange schlugen nach oben, in Rosa und Neapelgelb. Die Wolken tropften brennende Farben in das dunkle stürmische Meer. Der Wind kam jetzt von Südwesten, er kam genau auf die Insel zu von einem kohlschwarzen und sehr scharf gezeichneten Horizont.
Die Mutter stand auf dem Esstisch und malte mit roter Mennige Äpfel auf eine Baumspitze. Wenn sie die Farben von draußen zum Malen gehabt hätte! Nein, was für Äpfel! Und welche Rosen!
Während sie den Himmel betrachtete, kroch das Abendlicht die Wände hinauf und zündete die Blumen in ihrem Garten an. Sie wurden lebendig und begannen zu glänzen. Der Garten öffnete sich, der geharkte Weg wurde in seiner wunderlichen Perspektive jetzt ganz richtig und führte genau zur Veranda. Die Mutter legte die Pfoten auf den Baumstamm, er war warm von der Sonne, sie fühlte, dass der Flieder blühte.
Plötzlich flog über die Wand ein Schatten, blitzschnell, etwas Schwarzes sauste am Fenster vorbei. Ein großer schwarzer Vogel flog um ihren Leuchtturm herum, er tauchte in einem Fenster nach dem anderen auf, im westlichen, dem südlichen, dem östlichen, dem nördlichen ... er flog und flog, gleich einem Rasenden, mit langen pfeifenden Flügelschlägen.
Jetzt sind wir umzingelt, dachte die Mutter verwirrt. Es ist ein Zauberkreis, ich fürchte mich. Ich will nach Hause ... ich will endlich nach Hause, weg von dieser schrecklichen leeren Insel und dem boshaften Meer.
Sie schlang die Arme um ihren Apfelbaum und schloss die Augen. Die Borke war rau und warm. Das Tosen der Brandung verschwand. Die Mutter war in ihren Garten gegangen. Nun war der Leuchtturm leer. Die Farbtöpfe waren auf dem Tisch stehengeblieben, und vor dem Fenster flog die Sturmschwalbe weiter ihre einsamen Kreise. Als der Westhimmel erlosch, segelte sie geradenwegs hinaus aufs Meer. Es war Teezeit, die Familie kam nach Hause.
Wo ist Mutter, fragte Mumintroll.
Vielleicht ist sie Wasser holen gegangen, sagte der Vater. Die Kleine My ging zur Wand. Sie hat schon wieder einen neuen Baum gemalt.
Die Mutter stand
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