Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Grosse Spiel

Das Grosse Spiel

Titel: Das Grosse Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
Vom Netzwerk:
die Decken vom Bettrahmen und warf sie hinaus auf den Korridor. Dann knüllte er seine Uniform als Kissen zusammen, und legte sich auf das über den Rahmen gespannte Drahtgeflecht. Es war unbequem, aber Ender war es nicht der Mühe wert aufzustehen.
    Er war erst einige Minuten da, als jemand an seine Tür klopfte.
    »Verschwindet«, sagte er leise. Wer immer da klopfte, hörte ihn nicht oder machte sich nichts daraus. Schließlich forderte Ender ihn auf, reinzukommen.
    Es war Bohne.
    »Verschwinde, Bohne.«
    Bohne nickte, ging aber nicht. Statt dessen blickte er auf seine Schuhe. Ender hätte ihn fast angebrüllt, angeflucht, angeschrien, er möge gehen. Statt dessen bemerkte er, wie außerordentlich müde Bohne aussah, sein ganzer Körper gebeugt vor Erschöpfung, seine Augen dunkel vom Schlafentzug; und trotzdem war seine Haut immer noch weich und durchscheinend, die Haut eines Kindes, die sanft gerundeten Wangen, die schlanken Gliedmaßen eines kleinen Jungen. Er war noch keine acht Jahre alt. Es machte nichts aus, daß er brillant und ergeben und gut war. Er war ein Kind. Er war jung.
    Nein, ist er nicht, dachte Ender. Klein, ja. Aber Bohne hat eine Schlacht hinter sich, bei der eine ganze Armee abhing von ihm und von den Soldaten, die er führte, und er hat sich großartig gehalten, und sie haben gewonnen. Darin ist keine Jugend. Keine Kindheit.
    Bohne nahm Enders Schweigen und seinen sanfter werdenden Gesichtsausdruck als Erlaubnis zu bleiben und machte einen weiteren Schritt in den Raum hinein. Erst da sah Ender den kleinen Zettel in seiner Hand.
    »Du bist versetzt worden?« fragte Ender. Er konnte es nicht glauben, aber seine Stimme klang uninteressiert und tot.
    »Zum Kaninchentrupp.«
    Ender nickte. Natürlich. Es war offensichtlich. Wenn ich nicht mit meinem Trupp geschlagen werden kann, nehmen sie mir meinen Trupp weg. »Carn Carby ist ein guter Mann«, sagte Ender. »Ich hoffe, er erkennt deinen Wert.«
    »Carn Carby wurde heute weiterversetzt. Er erhielt die Benachrichtigung, während wir unsere Schlacht schlugen.«
    »Und wer kommandiert die Kaninchen dann?«
    Bohne streckte hilflos die Hände aus. »Ich.«
    Ender schaute zur Decke und nickte. »Natürlich. Schließlich liegst du nur vier Jahre unter dem regulären Alter.«
    »Das ist nicht komisch. Ich weiß nicht, was hier vorgeht. Die ganzen Veränderungen im Spiel. Und jetzt dies. Ich war nicht der einzige, den man befördert hat, weißt du. Sie haben die Hälfte aller Kommandanten weiterversetzt und eine Menge deiner Jungen befördert, um eigene Trupps zu befehligen.«
    »Welche Jungen?«
    »Wie es scheint - jeden Zugführer und jeden Stellvertreter.«
    »Natürlich. Wenn sie beschließen, meine Armee zu ruinieren, dann stutzen sie sie von Grund auf zusammen. Was immer sie machen, gründlich sind sie.«
    »Du wirst immer noch gewinnen, Ender. Wir alle wissen das. Jeder weiß, daß du der Beste bist. Sie können dich nicht zerbrechen, ganz gleich, was sie ...«
    »Sie haben es schon.«
    »Nein, Ender, sie können nicht ...«
    »Ich mache mir nichts mehr aus dem Spiel, Bohne. Ich werde es nicht länger spielen. Kein Training mehr. Keine Kämpfe mehr. Sie können ihre kleinen Papierzettel auf den Fußboden legen, soviel sie wollen, aber ich werde nicht gehen. Das habe ich beschlossen, bevor ich heute durch die Tür ging. Das ist der Grund, warum ich euch auf das Tor habe losstürmen lassen. Ich dachte nicht, daß es funktionieren würde, aber es war mir egal. Ich wollte nur mit Stil abtreten.«
    »Du hättest William Bees Gesicht sehen sollen. Er stand bloß da und versuchte zu kapieren, wieso er verloren hatte, wo du nur noch sieben Jungs hattest, die mit den Zehen wackeln konnten, und er nur drei, die es nicht konnten.«
    »Warum sollte ich William Bees Gesicht sehen wollen? Warum sollte ich irgend jemanden schlagen wollen?« Ender preßte die Handflächen gegen die Augen. »Ich habe Bonzo heute wirklich ernsthaft weh getan, Bohne. Ich habe ihn wirklich böse verletzt.«
    »Er hatte es darauf angelegt.«
    »Ich habe ihn im Stehen ausgeknockt. Er hätte genau so gut tot sein können, wie er da so stand. Und ich habe nicht aufgehört, ihm weh zu tun.«
    Bohne sagte nichts.
    »Ich wollte einfach sichergehen, daß er mir nie wieder etwas tut.«
    »Das wird er nicht«, sagte Bohne. »Sie haben ihn nach Hause geschickt.«
    »Schon?«
    »Die Lehrer haben nicht viel gesagt, das tun die ja nie. Offiziell heißt es, er sei weiterversetzt worden, aber wo sie

Weitere Kostenlose Bücher