Das Grosse Spiel
bestand.
Allerdings hatte Zug B nur neun Jungen. Ender fragte sich, wer versetzt worden war, um Platz für ihn zu machen. Es wurde rasch deutlich, daß der Führer von Zug B neu war. Kein Wunder, daß Bonzo so empört war - er hatte einen Zugführer verloren, um Ender hinzuzubekommen.
Und Bonzo hatte noch in einer anderen Sache recht. Ender war noch nicht soweit. Die gesamte Trainingszeit wurde darauf verwendet, an Manövern zu arbeiten. Züge, die einander nicht sehen konnten, übten, zusammen Präzisionsmanöver mit exaktem Timing auszuführen; Züge lernten, sich gegenseitig zu benutzen, um plötzliche Richtungsänderungen durchzuführen, ohne daß ihre Formation sich auflöste. Alle diese Soldaten betrachteten Fähigkeiten als selbstverständlich, die Ender nicht hatte. Die Fähigkeit, sanft zu landen und den Großteil des Schocks zu absorbieren. Präzisen Flug. Kursangleichungen unter Benutzung der eingefrorenen Soldaten, die ziellos durch den Raum flogen. Rollen, Drehungen, Wegtauchen. An den Wänden entlangzugleiten - ein sehr schwieriges Manöver und doch eines der wichtigsten, weil dann der Feind nicht hinter einen gelangen konnte.
Gerade als Ender lernte, wie viel er nicht wußte, sah er auch Dinge, die er verbessern konnte. Die wohltrainierten Formationen waren ein Fehler. Es erlaubte den Soldaten, gerufene Befehle auf der Stelle zu befolgen, aber zugleich bedeutete es, daß sie berechenbar waren. Außerdem erhielten die einzelnen Soldaten wenig Möglichkeiten zu eigener Initiative. Nachdem einmal ein Ablauf festgesetzt war, mußten sie sich bis zum bitteren Ende daran halten. Es gab keinen Raum für eine Reaktion auf das, was der Feind gegen die Formation unternahm. Ender studierte Bonzos Formationen, wie es ein gegnerischer Kommandant getan hätte, und merkte sich Möglichkeiten, um die Formation zu sprengen.
Während des freien Spiels an diesem Abend bat Ender Petra, mit ihm zu üben.
»Nein«, sagte sie. »Ich möchte eines Tages Kommandant werden, also muß ich im Spieleraum spielen.« Es war ein verbreiteter Glaube, daß die Lehrer die Spiele überwachten und dort potentielle Anführer ausfindig machten. Ender bezweifelte das jedoch. Zugführer hatten eine bessere Chance zu zeigen, was sie als Kommandanten vermochten, als jeder Videospieler.
Aber er stritt nicht mit Petra. Das Training nach dem Frühstück war großzügig genug. Trotzdem mußte er üben.
Und er konnte nicht allein üben, außer ein paar grundlegende Fertigkeiten. Die meisten der schwierigen Sachen erforderten Partner oder Teams. Wenn er nur noch Alai und Shen gehabt hätte, um mit ihnen zu trainieren!
Nun ja, warum sollte er nicht mit ihnen trainieren? Er hatte noch nie von einem Soldaten gehört, der mit Startis trainierte, aber es gab keine Vorschrift dagegen. Man machte es nur einfach nicht; Startis wurden viel zu sehr verachtet. Nun, Ender wurde sowieso noch wie ein Starti behandelt. Er brauchte jemanden zum Trainieren, und als Gegenleistung dafür konnte er ihnen helfen, ein paar von den Dingen zu lernen, die er die älteren Jungen machen sah.
»He, der große Soldat kommt zurück!« sagte Bernard. Ender stand unter der Tür seiner alten Unterkunft. Er war nur einen Tag oder so weggewesen, aber schon wirkte sie wie ein exotischer Ort, und die anderen seiner Startgruppe waren Fremde.
Beinahe hätte er sich umgedreht und wäre wieder gegangen. Aber da war Alai, der ihre Freundschaft geheiligt hatte. Alai war kein Fremder.
Ender machte sich nicht die Mühe zu verbergen, wie er beim Salamandertrupp behandelt wurde. »Und sie haben recht. Ich bin ungefähr so nützlich wie ein Niesen in einem Raumanzug.«
Alai lachte, und andere Startis begannen, sich um sie zu versammeln. Ender schlug seinen Handel vor. Jeden Tag während des freien Spiels harte Arbeit im Kampfraum, unter Enders Leitung. Sie würden Dinge von den Trupps lernen, von den Kämpfen, die Ender sähe; er würde die Übung bekommen, die er brauchte, um soldatische Fähigkeiten zu entwickeln.
»Wir werden gemeinsam weiterkommen.«
Eine Menge Jungen wollten ebenfalls mitkommen. »Klar«, sagte Ender. »Wenn ihr kommt, um zu arbeiten. Wenn ihr nur rumfurzt, seid ihr draußen. Ich habe keine Zeit zu verschwenden.«
Sie verschwendeten keine Zeit. Ender war ungeschickt in seinen Versuchen zu beschreiben, was er gesehen hatte, und Wege auszuarbeiten, es zu bewerkstelligen. Aber als das freie Spiel endete, hatten sie einige Dinge gelernt. Sie waren müde, aber
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