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Das Grosse Spiel

Das Grosse Spiel

Titel: Das Grosse Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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des alten Mazer Rackham und der Siegreichen Flotte einige Neuerungen in der Wissenschaft gegeben hat. Offenbar können wir jetzt die Schwerkraft kontrollieren. Sie an- und abschalten, die Richtung ändern, sie vielleicht reflektieren - ich hab' mir eine Menge raffinierter Sachen ausgedacht, die man mit Schwerkraftwaffen und Schwerkraftantrieben auf Sternenschiffen machen könnte. Und bedenke, wie Sternenschiffe sich in der Nähe von Planeten bewegen könnten. Vielleicht große Brocken aus ihnen herausreißen, indem sie die eigene Schwerkraft des Planeten auf ihn zurückwerfen, nur aus einer anderen Richtung und auf einen kleineren Punkt ausgerichtet. Aber sie sagen nichts.«
    Ender verstand mehr als sie sagte. Die Manipulation der Schwerkraft war eine Sache; die Täuschung durch die Offiziere war eine andere; aber die wichtigste Botschaft war diese: Die Erwachsenen sind die Feinde, nicht die anderen Armeen. Sie erzählen uns nicht die Wahrheit.
    »Komm, mein Kleiner«, sagte sie. »Der Kampfraum ist bereit. Petra ist soweit. Der Feind, der ist bald pleit'.« Sie kicherte. »Petra die Dichterin, so nennen sie mich.«
    »Sie sagen auch, du wärst so bekloppt wie einer aus der Klapsmühle.«
    »Glaub's lieber, Babyarsch.« Sie hatte zehn Zielbälle in einem Beutel. Ender hielt sich mit einer Hand an ihrem Anzug und mit der anderen an der Wand fest, um sie zu stabilisieren, als sie sie hart in verschiedene Richtungen warf. In der Nullschwerkraft sprangen sie in jede erdenkliche Richtung. »Laß mich los«, sagte sie. Sie stieß sich ab, mit Absicht rotierend; mit ein paar geschickten Handbewegungen stabilisierte sie sich und begann, sorgfältig auf einen Ball nach dem anderen zu zielen. Wenn sie einen abschoß, wechselte sein Leuchten von weiß zu rot. Ender wußte, daß die Farbveränderung weniger als zwei Minuten anhielt. Erst ein Ball hatte zurück zu weiß gewechselt, als sie beim letzten ankam.
    Sie prallte genau berechnet von einer Wand ab und kam mit hohem Tempo zu Ender zurück. Er fing sie und hielt sie mit seinem eigenen Rückprall auf - eine der ersten Techniken, die man ihm als Starti beigebracht hatte.
    »Du bist gut«, sagte er.
    »Gibt keinen besseren. Und du wirst lernen, wie man es macht.«
    Petra brachte ihm bei, den Arm gerade zu halten, um mit dem ganzen Arm zu zielen. »Etwas, das die meisten Soldaten nicht begreifen, ist, daß, je weiter dein Ziel entfernt ist, du den Strahl desto länger innerhalb eines Kreises von ungefähr zwei Zentimetern halten mußt. Es ist der Unterschied zwischen einer Zehntel- und einer halben Sekunde, aber in der Schlacht ist das eine lange Zeit. Viele Soldaten denken, sie lägen daneben, wenn sie genau im Ziel sind, aber sie rücken nur zu schnell weiter. Deshalb kannst du deine Pistole nicht wie ein Schwert gebrauchen, swisch swisch schneid-sie-entzwei. Du mußt zielen.«
    Sie benutzte den Ballfänger, um die Ziele zurückzuholen, dann setzte sie sie langsam wieder aus, einen nach dem anderen. Ender feuerte auf sie. Er verfehlte alle.
    »Gut«, sagte sie. »Du hast keine schlechten Angewohnheiten.«
    »Ich hab' aber auch keine guten«, betonte er.
    »Die bekommst du von mir.«
    Sie brachten an diesem ersten Morgen nicht viel zustande. Hauptsächlich redeten sie. Wie man denken muß, wenn man zielt. Man muß die eigene Bewegung und die Bewegung seines Feindes im Sinn behalten - gleichzeitig. Man muß seinen Arm ganz gerade ausstrecken und mit dem Körper zielen, damit man immer noch schießen kann, falls der Arm eingefroren wird. Lerne, wo dein Abzug tatsächlich feuert und reite auf dem Druckpunkt, damit du nicht jedesmal so weit durchziehen mußt, um zu feuern! Entspanne deinen Körper, verkrampfe dich nicht, das läßt dich zittern!
    Es war das einzige Training, das Ender an diesem Tag erhielt. Beim nachmittäglichen Drill des Trupps wurde Ender befohlen, sein Pult mitzubringen und Schularbeiten zu machen, während er in einer Ecke des Raumes saß. Bonzo mußte alle seine Soldaten im Kampfraum haben, aber er mußte sie nicht einsetzen.
    Ender jedoch machte keineswegs seine Schularbeiten. Wenn er schon keinen Drill als Soldat bekam, konnte er wenigstens Bonzo als Taktiker studieren. Der Salamandertrupp war in die üblichen vier Züge zu je zehn Soldaten unterteilt. Manche Kommandanten stellten ihre Züge so zusammen, daß Zug A aus den besten Soldaten bestand und Zug D die schlechtesten hatte. Bonzo hatte sie gemischt, so daß jeder aus guten Soldaten und schwächeren

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