Das Grosse Spiel
auch ohne sie schwer genug.«
»Ach, ist das unfair? Sind die Karten gegen Sie? Sie können es mit Ender machen, aber Sie können es selber nicht ertragen, ist es das?«
»Ender Wiggin ist zehnmal gerissener und stärker als ich. Was ich mit ihm mache, wird sein Genie zum Vorschein bringen. Wenn ich es selbst durchzumachen hätte, würde es mich erdrücken. Major Anderson, ich weiß, daß ich das Spiel ruiniere, und ich weiß, daß Sie es mehr lieben als jeder der Jungen, die mitspielen. Hassen Sie mich, wenn Sie wollen, aber halten Sie mich nicht auf.«
»Ich behalte mir das Recht vor, mich jederzeit mit der Hegemonie und dem Strategos in Verbindung zu setzen. Aber fürs erste - machen Sie, was Sie wollen.«
»Allerherzlichsten Dank.«
»Ender Wiggin, der kleine Furzkopf, der die Rangliste anführt! Was für eine Freude, dich bei uns zu haben.« Der Kommandant des Rattentrupps lag ausgestreckt auf einer unteren Koje, nur mit seinem Pult bekleidet. »Wenn du dabei bist, wie kann da irgendein Trupp verlieren?« Mehrere der Jungen in der Nähe lachten.
Es hätte keine zwei gegensätzlicheren Trupps geben können als Salamander und Ratte. Die Stube war durcheinandergewühlt, vollgestopft, laut. Nach der Erfahrung mit Bonzo hatte Ender geglaubt, daß Disziplinlosigkeit eine willkommene Erleichterung sein würde. Statt dessen stellte er fest, daß er sich an Ruhe und Ordnung gewöhnt hatte und daß die Unordnung hier ihn unangenehm berührte.
»Wir kommen prima klar, Ender-Schlender. Ich bin Rose die Nase, Judenjunge der Extraklasse, und du bist nichts als ein dummer Schrumpelschwanz von einem Goi. Vergiß das nicht.«
Seit die I. F. formiert worden war, war der Strategos der militärischen Streitkräfte immer ein Jude gewesen. Es gab einen Mythos, daß jüdische Generäle keine Kriege verloren. Und bisher stimmte es noch. Deshalb träumten alle Juden in der Kampfschule davon, Strategos zu sein, und es verlieh ihnen von Anfang an Prestige. Es verursachte auch Ressentiments. Der Rattentrupp wurde oft die Itzigtruppe genannt, halb bewundernd, halb in Parodie auf Mazer Rackhams Blitztruppe. Es gab viele, die sich gerne daran erinnerten, daß während der Zweiten Invasion, wo doch ein amerikanischer Jude Strategos im Globalkommando der I. F.-Verteidigung und ein russischer Jude Polemarch der Flotte war, es Mazer Rackham, ein wenig bekannter, zweimal vors Kriegsgericht gestellter, halb maorischer Neuseeländer gewesen war, dessen Blitztruppe die Krabblerflotte sprengte und schließlich beim Gefecht rings um den Saturn vernichtete.
Wenn Mazer Rackham die Welt retten konnte, dann machte es nicht das geringste aus, ob man Jude war oder nicht, sagten die Leute.
Aber es machte etwas aus, und Rose die Nase wußte das. Er machte sich über sich selbst lustig, um den spöttischen Kommentaren von Antisemiten zuvorzukommen - fast jeder, den er in der Schlacht besiegte, wurde wenigstens eine Zeitlang Judenhasser -, aber er vergewisserte sich auch, daß jeder wußte, wer er war. Seine Armee stand auf dem zweiten Platz und griff nach dem ersten.
»Ich hab' dich genommen, Goi, damit die Leute nicht denken, ich würde nur gewinnen, weil ich tolle Soldaten habe. Ich will, daß sie wissen, daß ich mit jedem kleinen Pups von einem Soldaten wie dir immer noch gewinnen kann. Wir haben hier nur drei Regeln. Tu, was ich dir sage, und piß nicht ins Bett.«
Ender nickte. Er wußte, daß Rose von ihm erwartete, nach der dritten Regel zu fragen. Also tat er es.
»Das waren drei Regeln. Wir sind hier nicht so gut in Mathe.« Die Botschaft war klar: Gewinnen ist wichtiger als alles andere.
»Deine Trainingsstunden mit halbärschigen kleinen Startis sind vorbei, Wiggin. Aus. Du bist jetzt in einer Armee von großen Jungs. Ich werde dich in Dink Meekers Zug stecken. Von jetzt an ist, so weit es dich betrifft, Dink Meeker Gott.«
»Und wer bist du dann?«
»Der Personaloffizier, der Gott eingestellt hat.« Rose grinste.
»Und dir ist verboten, dein Pult wieder zu benutzen, bevor du nicht zwei feindliche Soldaten in derselben Schlacht eingefroren hast. Dieser Befehl erfolgt aus Gründen der Selbstverteidigung. Ich höre, du bist ein Programmiergenie. Ich will nicht, daß du mit meinem Pult herummachst.«
Alle brachen in Gelächter aus. Es dauerte einen Augenblick, bis Ender begriff, warum. Rose hatte sein Pult darauf programmiert, ein überlebensgroßes Bild männlicher Genitalien zu projizieren und in Bewegung zu versetzen. Sie wippten
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