Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Grosse Spiel

Das Grosse Spiel

Titel: Das Grosse Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
Vom Netzwerk:
nicht viel gesagt, das tun die ja nie. Offiziell heißt es, er sei weiterversetzt worden, aber wo sie sonst die Zuweisung hinschreiben - du weißt schon, Taktikschule, Unterstützung, Kommando-Vorbereitung, Navigation, so etwas - hieß es bloß Cartagena, Spanien. Das ist sein Zuhause.«
    »Ich freue mich, daß sie ihm noch den Abschluß gegeben haben.«
    »Verdammt, Ender, wir sind einfach bloß froh, daß er weg ist. Wenn wir gewußt hätten, was er mit dir gemacht hat, hätten wir ihn auf der Stelle umgebracht. Stimmt es, daß er eine ganze Bande von Typen auf dich gehetzt hat?«
    »Nein. Es war nur er und ich. Er kämpfte ehrenhaft.« Wäre es nicht um seine Ehre gegangen, hätten er und die anderen mich zusammen verprügelt. Dann hätten sie mich vielleicht umgebracht. Sein Ehrgefühl hat mir das Leben gerettet. »Ich habe nicht ehrenhaft gekämpft«, fügte Ender hinzu. »Ich habe gekämpft, um zu gewinnen.«
    Bohne lachte. »Und das hast du auch. Hast ihn geradewegs aus dem Orbit gekickt.«
    Ein Klopfen an der Tür. Bevor Ender antworten konnte, öffnete sich die Tür. Ender hatte weitere seiner Soldaten erwartet. Statt dessen war es Major Anderson. Und hinter ihm kam Oberst Graff.
    »Ender Wiggin«, sagte Graff.
    Ender erhob sich. »Jawohl, Sir.«
    »Deine Zurschaustellung von Wut heute im Kampfraum war eine Aufsässigkeit, die sich nicht wiederholen darf.«
    »Jawohl, Sir«, sagte Ender.
    Bohne fühlte sich immer noch aufsässig, und er fand nicht, daß Ender den Tadel verdiente. »Ich denke, es war an der Zeit, daß jemand mal einem Lehrer sagte, was wir von dem halten, was sie machen.«
    Die Erwachsenen ignorierten ihn. Anderson überreichte Ender ein Blatt Papier. Ein Blatt von voller Größe. Nicht einen der kleinen Zettel, die für interne Befehle innerhalb der Kampfschule dienten; es war ein ausgewachsener Satz Befehle. Bohne wußte, was das bedeutete. Ender wurde aus der Schule hinausversetzt.
    »Weiterversetzt?« fragte Bohne. Ender nickte. »Wieso haben sie so lange gebraucht? Du bist nur zwei oder drei Jahre zu früh dran. Du hast schon gelernt, wie man geht und spricht und sich selbst anzieht. Was müssen sie dir noch beibringen?«
    Ender schüttelte den Kopf. »Alles, was ich weiß, ist: das Spiel ist vorüber.« Er faltete das Papier zusammen. »Keinen Augenblick zu früh. Kann ich es meinem Trupp sagen?«
    »Dazu ist nicht genug Zeit«, sagte Graff. »Deine Fähre legt in zwanzig Minuten ab. Außerdem ist es besser, nicht mit ihnen zu sprechen, nachdem man seine Befehle erhalten hat. Das macht es leichter.«
    »Für die oder für Sie?« fragte Ender. Er wartete die Antwort nicht ab. Schnell wandte er sich Bohne zu, nahm einen Augenblick seine Hand und eilte dann zur Tür.
    »Warte«, sagte Bohne. »Wohin gehst du? Taktik? Navigation? Unterstützung?«
    »Kommandoschule«, antwortete Ender.
    »Kommando- Vorbereitung? «
    »Kommando«, sagte Ender, und dann war er zur Tür hinaus. Anderson folgte ihm dichtauf. Bohne packte Oberst Graff am Ärmel. »Niemand kommt zur Kommandoschule, bis er sechzehn ist!«
    Graff schüttelte Bohnes Hand ab und ging, die Tür hinter sich schließend.
    Bohne stand allein im Zimmer und versuchte zu begreifen, was das bedeuten mochte. Niemand kam zur Kommandoschule ohne drei Jahre Kommando-Vorbereitung, entweder in Taktik oder in Unterstützung. Aber andererseits verließ niemand die Kampfschule vor Ablauf von wenigstens sechs Jahren, und Ender hatte nur vier Jahre hier verbracht.
    Das System bricht zusammen. Daran besteht kein Zweifel. Entweder ist jemand an der Spitze dabei, verrückt, zu werden, oder es ist etwas mit dem Krieg schiefgelaufen, dem richtigen Krieg, dem Krabblerkrieg. Warum sonst würden sie das Ausbildungssystem derart niederreißen, das Spiel so ruinieren, wie sie es getan haben? Warum sonst würden sie einem kleinen Jungen wie mir das Kommando über einen Trupp übertragen?
    Darüber dachte Bohne nach, während er den Korridor entlang zu seinem eigenen Bett ging. Die Lichter gingen aus, als er gerade seine Koje erreichte. Er zog sich im Dunkeln aus, tastete, um seine Kleidung in einen Spind zu hängen, den er nicht sehen konnte. Er fühlte sich schrecklich. Zuerst dachte er, er fühle sich schlecht, weil er Angst davor hatte, einen Trupp, anzuführen, aber das stimmte nicht. Er wußte, er würde einen guten Kommandanten abgeben. Er verspürte das Bedürfnis zu weinen. Er hatte nicht geweint seit den ersten paar Tagen des Heimwehs, nachdem er hierher

Weitere Kostenlose Bücher