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Das Grosse Spiel

Das Grosse Spiel

Titel: Das Grosse Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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wir ihnen eine Unbedenklichkeitsbescheinigung ausstellen. Aber behalten Sie sie im Auge. Und ich muß natürlich Mittel und Wege finden, die Russen ruhig zu halten.«
    Trotz aller Befürchtungen hatte Valentine ihren Spaß daran, Demosthenes zu sein. Ihre Kolumne wurde jetzt praktisch von jedem Nachrichtennetz im Land gebracht, und es machte Spaß, zu beobachten, wie sich das Geld auf den Konten ihres Anwalts anhäufte. Hin und wieder spendeten sie und Peter in Demosthenes Namen eine sorgfältig berechnete Summe für einen bestimmten Kandidaten oder eine bestimmte Sache: genug Geld, daß die Spende bemerkt wurde, aber nicht so viel, daß der Kandidat das Gefühl hatte, sie versuche, seine Stimme zu kaufen. Sie bekam jetzt so viele Briefe, daß ihr Nachrichtennetz eine Sekretärin eingestellt hatte, um bestimmte Arten von Routinekorrespondenz für sie zu beantworten. Die amüsanten Briefe, von nationalen und internationalen Führern, manchmal feindselig, manchmal freundlich, immer aber auf diplomatische Weise darauf aus, Demosthenes Gedanken zu erforschen - die lasen sie und Peter gemeinsam, manchmal vergnügt darüber lachend, daß diese Leute an Kinder schrieben und es nicht wußten.
    Manchmal jedoch schämte sie sich auch. Vater las Demosthenes regelmäßig; er las nie Locke, und wenn er es doch tat, dann sagte er nichts darüber. Beim Essen jedoch erfreute er sie oft mit irgendeinem durchschlagenden Argument, das Demosthenes an jenem Tag wieder in seiner Kolumne angebracht hatte. Peter gefiel es, wenn Vater das machte - »Sieh doch, es beweist, daß der einfache Mann achtgibt« -, aber Valentine schämte sich deswegen für Vater. Wenn er jemals herausfände, daß ich diese ganze Zeit über die Kolumnen geschrieben habe, von denen er uns erzählt hat, und daß ich nicht einmal die Hälfte der Sachen geglaubt habe, die ich geschrieben habe, wäre er wütend und beschämt.
    In der Schule brachte sie sie beinahe in Schwierigkeiten, als ihr Geschichtslehrer der Klasse die Aufgabe stellte, einen Aufsatz zu schreiben, der im Gegensatz zu den Ansichten von Demosthenes und Locke stand, die sie in zwei ihrer frühen Kolumnen ausgedrückt hatten. Valentine war leichtsinnig und lieferte eine brillante Analyse. Als Ergebnis mußte sie sich sehr anstrengen, die Direktorin davon abzubringen, ihren Essay in genau jenem Nachrichtennetz veröffentlichen zu lassen, das Demosthenes Kolumne brachte. Peter war wütend deswegen.
    »Du schreibst zu sehr wie Demosthenes, du darfst nicht veröffentlicht werden. Ich sollte Demosthenes jetzt umbringen, du gerätst außer Kontrolle.«
    Wenn er wegen dieses Ausrutschers auch tobte, mehr Angst machte Peter ihr, als er still wurde. Es geschah, als man Demosthenes aufforderte, am Rat des Präsidenten zur Erziehung für die Zukunft teilzunehmen, einem Top-Ausschuß, der dazu da war, nichts zu tun, das jedoch mit allem Pomp. Valentine dachte, Peter werde es als Triumph betrachten, aber das tat er nicht. »Lehn es ab«, sagte er.
    »Warum sollte ich?« fragte sie. »Es ist überhaupt keine Arbeit, und sie haben sogar gesagt, daß sie aufgrund von Demosthenes allseits bekanntem Wunsch nach Zurückgezogenheit alle Treffen über das Netz abhalten würden. Es machte Demosthenes zu einer Respektsperson, und ...«
    »Und dir gefällt es, daß du das vor mir erreicht hast.«
    »Peter, es geht nicht um dich und mich, es geht um Demosthenes und Locke. Wir haben sie erfunden. Sie sind nicht real. Außerdem bedeutet diese Berufung nicht, daß sie Demosthenes lieber mögen als Locke, es bedeutet nur, daß Demosthenes einen viel stärkeren Rückhalt in der Bevölkerung hat. Du wußtest das vorher. Seine Ernennung befriedigt eine große Anzahl von Russenhassern und Chauvinisten.«
    »Es sollte andersherum funktionieren. Locke sollte der Geachtete sein.«
    »Das ist er! Wirkliche Achtung braucht länger als offizielle Anerkennung. Peter, sei mir nicht böse, weil ich erfolgreich gewesen bin mit dem, was du mir zu tun befohlen hast.«
    Aber er war ihr böse, tagelang, und von da an ließ er sie alle ihre Kolumnen selbst durchdenken, statt ihr zu sagen, was sie schreiben sollte. Wahrscheinlich nahm er an, daß das die Qualität von Demosthenes Kolumnen mindern würde, aber wenn es das tat, bemerkte es niemand. Vielleicht machte es ihn noch wütender, daß sie nie hilfesuchend zu ihm kam. Sie war nun zu lange Demosthenes gewesen, als daß ihr jemand sagen mußte, was Demosthenes denken würde.
    Und als ihre

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