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Das Grosse Spiel

Das Grosse Spiel

Titel: Das Grosse Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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Valentine zu sein.«
    »Wenn alles richtig verliefe.«
    »Bin ich es?«
    »Soweit wir das sagen können. Unsere Tests sind sehr gut, Ender. Aber sie verraten uns nicht alles. Wo es darauf ankommt, verraten sie uns genaugenommen kaum etwas. Aber sie sind besser als nichts.« Graff beugte sich hinüber und nahm Enders Hände in seine. »Ender Wiggin, wenn es nur darum ginge, die beste und glücklichste Zukunft für dich zu wählen, würde ich dir raten, zu Hause zu bleiben. Bleib hier, wachse auf, sei glücklich. Es gibt schlimmere Dinge, als ein Dritt zu sein, schlimmere Dinge als einen große Bruder, der sich nicht entscheiden kann, ob er ein menschliches Wesen oder ein Schakal sein will. Die Kampfschule ist eines dieser schlimmeren Dinge. Aber wir brauchen dich. Die Krabbler mögen für dich jetzt vielleicht wie ein Spiel aussehen, Ender, aber das letzte Mal waren sie verdammt nahe daran, uns auszulöschen. Aber es reichte nicht ganz. Sie hatten uns in der Hand, waren zahlen- und waffenmäßig überlegen. Das einzige, was uns rettete, war, daß wir den brillantesten militärischen Befehlshaber hatten, den wir je gefunden haben. Nenne es Schicksal, nenne es Gott, nenne es Idiotenglück - wir hatten Mazer Rackham.
    Aber jetzt haben wir ihn nicht mehr, Ender. Wir haben alles zusammengekratzt, was die Menschheit aufbieten konnte, eine Flotte, die jene, die sie das letzte Mal gegen uns ausgeschickt haben, wie einen Haufen Kinder aussehen läßt, der in einem Planschbecken spielt. Wir haben auch ein paar neue Waffen. Aber es könnte sein, daß es nicht reicht, trotz allem. Denn in den achtzig Jahren seit dem letzten Krieg haben sie ebenso viel Zeit zur Vorbereitung gehabt wie wir. Wir brauchen die besten, die wir kriegen können, und wir brauchen sie rasch. Vielleicht wirst du dich nicht als nützlich für uns erweisen und vielleicht doch. Vielleicht brichst du unter dem Druck zusammen, vielleicht wird es dein Leben zerstören, vielleicht wirst du mich dafür hassen, daß ich heute in euer Haus gekommen bin. Aber wenn eine Chance besteht, daß die Menschheit überlebt und die Krabbler uns für immer in Ruhe lassen, weil du zur Flotte gehörst - dann bitte ich dich, es zu tun. Mit mir zu kommen.«
    Ender hatte Schwierigkeiten, seinen Blick auf Oberst Graff zu konzentrieren. Der Mann wirkte weit entfernt und sehr klein, so, als ob Ender ihn mit einer Pinzette aufheben und ihn in eine Tasche fallen lassen könnte. Alles hier zurückzulassen und an einen Ort zu gehen, der sehr rauh war, ohne Valentine, ohne Mom und ohne Dad ...
    Und dann dachte er an die Filme über die Krabbler, die jeder sich wenigstens einmal im Jahr ansehen mußte. Die Vernichtung Chinas. Die Schlacht im Gürtel. Tod und Leid und Schrecken. Und Mazar Rackham und seine brillanten Manöver, mit denen er eine Feindflotte doppelt so groß wie seine und von zweifach überlegener Feuerkraft zerstört hatte, nur vermittels der kleinen menschlichen Schiffe, die so schwach und zerbrechlich wirkten. Wie Kinder, die mit Erwachsenen kämpften. Und wir haben gewonnen.
    »Ich habe Angst«, sagte Ender ruhig. »Aber ich werde mit Ihnen gehen.«
    »Sag das nochmal«, sagte Graff.
    »Es ist das, wofür ich geboren bin, oder nicht? Wenn ich nicht gehe, warum lebe ich dann?«
    »Nicht gut genug«, sagte Graff.
    »Ich will nicht gehen«, sagte Ender, »aber ich werde es.«
    Graff nickte. »Du kannst es dir noch anders überlegen. Bis zu dem Augenblick, wo du in den Wagen steigst, kannst du es dir noch anders überlegen. Danach bleibst du nach dem Ermessen der Internationalen Flotte. Begreifst du das?«
    Ender nickte.
    »Nun denn. Sagen wir es ihnen.«
    Mutter weinte. Vater hielt Ender fest an sich gepreßt. Peter schüttelte ihm die Hand und sagte: »Du glücklicher kleiner dummer Furzfresser.« Valentine küßte ihn und hinterließ ihre Tränen auf seiner Wange.
    Es gab nichts zu packen. Keine Besitztümer mitzunehmen.
    »Die Schule versorgt dich mit allem, was du brauchst, von Uniformen bis zu Lehrmitteln. Und was Spielzeug angeht - es gibt nur ein Spiel.«
    »Lebt wohl«, sagte Ender zu seiner Familie. Er griff nach oben und nahm Oberst Graffs Hand und ging mit ihm zusammen zur Tür hinaus.
    »Bring ein paar Krabbler für mich um!« schrie Peter.
    »Ich liebe dich, Andrew!« rief Mutter.
    »Wir werden dir schreiben!« sagte Vater.
    Und während sie in den Wagen stiegen, der geräuschlos im Korridor wartete, hörte er Valentines gequälten Aufschrei: »Komm zurück zu mir!

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