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Das Grosse Spiel

Das Grosse Spiel

Titel: Das Grosse Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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Ich liebe dich auf ewig!«

Kapitel 4
Start

       
    »Bei Ender müssen wir ein empfindliches Gleichgewicht herstellen. Ihn genug isolieren, daß er kreativ bleibt - andernfalls wird er das System hier annehmen, und wir werden ihn verlieren. Gleichzeitig müssen wir sicherstellen, daß er eine starke Fähigkeit zu führen bewahrt.«
    »Wenn er sich einen Rang verdient, wird er führen.«
    »So einfach ist es nicht. Mazer Rackham konnte seine kleine Flotte im Griff halten und siegen. Bis dieser Krieg eintritt, wird es zu viel sein, selbst für ein Genie. Zu viele kleine Boote. Er muß reibungslos mit seinen Untergebenen zusammenarbeiten.«
    »Oh, gut. Er muß ein Genie sein und außerdem nett.«
    »Nicht nett. Wenn er nett ist, kriegen die Krabbler uns alle am Arsch.«
    »Also wollen Sie ihn isolieren.«
    »Ich werde ihn völlig von den übrigen Jungen abgesondert haben, bis wir in der Schule ankommen.«
    »Daran zweifle ich nicht. Ich warte schon darauf, daß Sie hier ankommen. Ich habe mir die Videos von dem angesehen, was er mit dem kleinen Stilson gemacht hat. Nicht gerade ein lieber kleiner Junge, den Sie hier heraufbringen.«
    »Eben darin täuschen Sie sich. Er ist sogar noch lieber. Aber keine Sorge. Das werden wir ihm rasch austreiben.«
    »Manchmal denke ich, Sie haben Freude daran, diese kleinen Genies zu zerbrechen.«
    »Es hat etwas von einer Kunst an sich, und ich bin sehr, sehr gut darin. Aber Freude daran haben? Na ja, vielleicht. Wenn sie hinterher die Stücke wieder zusammensetzen und es sie besser macht.«
    »Sie sind ein Ungeheuer.«
    »Danke. Bedeutet das, ich kriege eine Gehaltserhöhung?«
    »Nur einen Orden. Das Budget ist nicht unerschöpflich.«
    Es heißt, daß Gewichtslosigkeit Desorientierung hervorrufen kann, besonders bei Kindern, deren Richtungssinn noch nicht sicher ist. Aber Ender war desorientiert, bevor er die Schwerkraft der Erde verließ. Bevor der Fährenstart auch nur begann.
    Noch neunzehn andere Jungen waren in seiner Startgruppe. Sie marschierten im Gänsemarsch aus dem Bus und in den Aufzug. Sie schwatzten und scherzten und prahlten und lachten. Ender bewahrte sein Schweigen. Er merkte, wie Graff und die anderen Offiziere sie beobachteten. Analysierend. Alles, was wir tun, bedeutet etwas, begriff Ender. Ihr Lachen. Mein Nichtlachen.
    Er spielte mit der Idee zu versuchen, wie die anderen Jungen zu sein. Aber ihm wollten keine Witze einfallen, und keiner der ihren schien komisch. Wo auch immer ihr Lachen herkam, Ender konnte keinen solchen Ort in sich entdecken. Er fürchtete sich, und die Angst machte ihn ernst.
    Sie hatten ihn in eine Uniform gesteckt, alles in einem einzigen Stück; es war ein komisches Gefühl, keinen Gürtel um die Taille geschlungen zu haben. Er fühlte sich sackartig und nackt, wenn er so angezogen war. Überall liefen Fernsehkameras, die wie Tiere auf den Schultern gebückter, umherschleichender Männer hockten. Die Männer bewegten sich langsam, katzenhaft, damit die Kamerabewegung geschmeidig wurde. Ender ertappte sich dabei, wie auch er sich geschmeidig bewegte.
    Er stellte sich vor, im Fernsehen zu sein, interviewt zu werden. Der Ansager fragte ihn: Wie fühlen Sie sich, Mr. Wiggin? Eigentlich ganz gut, nur hungrig. Hungrig. O ja, sie lassen einen zwanzig Stunden vor dem Start nichts essen. Wie interessant, das wußte ich noch nicht. Tatsächlich sind wir alle ziemlich hungrig. Und die ganze Zeit über während des Interviews würden Ender und der Mann vom Fernsehen geschmeidig vor den Kameraleuten dahinschleichen, mit langen, fließenden Schritten. Zum ersten Mal verspürte Ender das Bedürfnis zu lachen. Er lächelte. Die anderen Jungen in seiner Nähe lachten auch gerade, aus einem anderen Grund. Sie denken, ich lächelte über ihren Witz, dachte Ender. Aber ich lächele über etwas viel Komischeres.
    »Steigt immer einer nach dem anderen die Leiter hinauf«, sagte der Offizier. »Wenn ihr in ein Abteil mit leerstehenden Sitzen kommt, sucht euch einen aus. Es gibt keine Fensterplätze.«
    Es war ein Witz. Die anderen Jungen lachten.
    Ender war beinahe der Letzte, aber nicht der Allerletzte. Die Fernsehkameras gaben trotzdem nicht auf. Wird Valentine mich in der Fähre verschwinden sehen? Er dachte daran, ihr zuzuwinken, zum Kameramann zu laufen und zu sagen: »Kann ich Valentine Lebewohl sagen?« Er wußte nicht, daß es aus dem Band herauszensiert werden würde, wenn er es tat, denn von den Jungen, die zur Kampfschule aufstiegen, wurde

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