Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Grosse Spiel

Das Grosse Spiel

Titel: Das Grosse Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
Vom Netzwerk:
und verlierst, dann ist es nicht dein Fehler. Aber wenn du es nicht versuchst und wir verlieren, dann ist es ausschließlich dein Fehler. Dann hast du uns alle umgebracht.«
    »Ich bin sowieso ein Killer.«
    »Was sonst solltest du sein? Die Menschen haben ihr Gehirn nicht entwickelt, um auf Seen herumzuliegen. Töten ist das erste, was wir lernten. Und wir haben gute Arbeit geleistet, oder wir wären tot, und die Tiger besäßen die Erde.«
    »Ich könnte niemals Peter besiegen. Ganz egal, was ich gesagt oder getan habe, ich könnte es nie.«
    Also kam es wieder auf Peter zurück. »Er war Jahre älter als du. Und stärker.«
    »Genau wie die Krabbler.«
    Sie konnte die Vernunft hinter seinen Worten sehen. Oder besser, die Unvernunft. Er konnte alles gewinnen, was er wollte, aber in seinem Herzen wußte er, daß es immer jemanden gab, der ihn zerstören konnte. Er wußte immer, daß er nicht wirklich gewonnen hatte, weil da noch Peter war, der ungeschlagene Champion.
    »Du willst Peter besiegen?« fragte sie.
    »Nein«, antwortete er.
    »Besiege die Krabbler. Dann komm nach Hause und schau, wer Peter Wiggin noch bemerkt. Sieh ihm in die Augen, wenn die ganze Welt dich liebt und verehrt. Das wird in seinen Augen die Niederlage sein, Ender. Das ist es, wie du gewinnst.«
    »Du verstehst nicht«, sagte er.
    »Doch, das tue ich.«
    »Nein, tust du nicht. Ich will Peter nicht besiegen.«
    »Was willst du dann?«
    »Ich will, daß er mich liebt.«
    Darauf hatte sie keine Antwort. Soweit sie wußte, liebte Peter niemanden.
    Ender sagte nichts mehr. Lag einfach nur da. Und lag da.
    Schließlich, als der Schweiß an ihr heruntertropfte und die Moskitos bei Hereinbrechen der Dämmerung heranschwebten, nahm Valentine noch ein letztes Bad und schob das Floß langsam ans Ufer. Ender zeigte nicht, daß er wußte, was sie machte, aber sein unregelmäßiger Atem verriet ihr, daß er nicht schlief. Als sie das Ufer erreichten, kletterte sie auf den Steg und sagte: » Ich liebe dich, Ender. Mehr denn je. Gleichgültig, wie du dich entscheidest.«
    Er antwortete nicht. Sie bezweifelte, daß er ihr glaubte. Sie ging den Hügel hinauf, voll Wut auf die anderen, weil sie sie hatten so zu Ender kommen lassen. Denn am Ende hatte sie genau das getan, was sie wollten. Sie hatte Ender dazu überredet, seine Ausbildung wiederaufzunehmen, und das würde er ihr so bald nicht vergeben.
    Ender kam zur Tür herein, immer noch naß von seinem letzten Bad im See. Es war dunkel draußen und dunkel in dem Raum, wo Graff auf ihn wartete.
    »Gehen wir jetzt?« fragte Ender.
    »Wenn du möchtest«, sagte Graff.
    »Wann?«
    »Sobald du fertig bist.«
    Ender duschte und zog sich an. Er hatte sich schließlich an die Art und Weise gewöhnt, wie Zivilistenkleider zusammenpaßten, aber er fühlte sich ohne eine Uniform oder einen Blitzanzug immer noch nicht wohl. Ich werde nie wieder einen Blitzanzug tragen, dachte er. Das war das Spiel der Kampfschule, und damit bin ich fertig. Er hörte die Grillen wie toll in den Wäldern zirpen; aus der Nähe vernahm er das prasselnde Geräusch eines Wagens, der langsam auf Kies fuhr.
    Was sollte er sonst noch mitnehmen? Er hatte mehrere der Bücher in der Bibliothek gelesen, aber die gehörten zum Haus, und er konnte sie nicht einfach nehmen. Das einzige, was ihm gehörte, war das Floß, das er mit eigenen Händen gebaut hatte. Das würde auch hierbleiben.
    In dem Raum, wo Graff wartete, waren jetzt die Lichter an. Auch er hatte die Kleidung gewechselt. Er war wieder in Uniform.
    Sie saßen zusammen auf dem Rücksitz des Wagens, während sie die Landstraße entlangfuhren, um von der Rückseite an den Flugplatz heranzukommen. »Damals, als die Bevölkerung noch wuchs«, sagte Graff, »beließ man dieses Gebiet als Wälder und Farmen. Wasserscheidenland. Der Regen bringt eine Menge Flüsse zum Fließen, läßt eine Menge unterirdisches Wasser zirkulieren. Die Erde ist tief, und bis in den Kern hinein ist sie lebendig, Ender. Wir Menschen leben nur obendrauf, wie die Käfer, die auf dem Schaum eines stillen Gewässers am Ufer leben.«
    Ender sagte nichts.
    »Wir bilden unsere Kommandanten so aus, wie wir es tun, weil es das ist, was not tut - sie müssen in bestimmten Bahnen denken, sie dürfen nicht von vielen Dingen abgelenkt werden, also isolieren wir sie. Dich. Wir halten dich von anderen fern. Und es funktioniert. Aber es ist so leicht, wenn du nie andere Menschen triffst, wenn du nie die Erde selbst kennenlernst, wenn

Weitere Kostenlose Bücher