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Das Grosse Spiel

Das Grosse Spiel

Titel: Das Grosse Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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Erinnerungen.«
    »Vielleicht ist es das, was du bist - an was du dich erinnerst.«
    »Nein. Meine Erinnerungen an Fremde. Meine Erinnerungen an die Krabbler.«
    Valentine erschauerte, als ob plötzlich ein kalter Luftzug vorübergestrichen wäre. »Ich weigere mich, mir länger die Krabbler-Videos anzuschauen. Sie sind immer gleich.«
    »Ich habe sie früher stundenlang studiert. Die Art, wie ihre Schiffe sich durch den Weltraum bewegen. Und etwas Merkwürdiges, das mir erst auffiel, daß alle Schlachten, bei denen Krabbler und Menschen Mann, gegen Mann kämpften, all die sind von der Ersten Invasion. Alle Szenen von der Zweiten Invasion, wenn unsere Soldaten in I. F.-Uniformen sind, in diesen Szenen sind die Krabbler immer schon tot. Sie liegen einfach da, über ihren Kontrollen zuammengesunken. Nicht ein Anzeichen für einen Kampf oder so etwas. Und Mazer Rackhams Schlacht - man zeigt uns nie irgendwelches Filmmaterial von jener Schlacht.«
    »Vielleicht ist es eine Geheimwaffe.«
    »Nein, nein, es geht mir nicht darum, wie wir sie umgebracht haben. Es sind die Krabbler selbst. Ich weiß nicht das Geringste über sie, und doch soll ich eines Tages gegen sie kämpfen. Ich habe in meinem Leben eine Menge Kämpfe mitgemacht, manchmal Spiele, manchmal ... keine Spiele. Jedesmal habe ich gewonnen, weil ich die Art, wie mein Feind dachte, verstehen konnte. Anhand dessen, was sie taten. Ich konnte sagen, was sie über meine Pläne dachten, wie sie die Entwicklung des Kampfes gerne sähen. Und danach habe ich meine Karten ausgespielt. Ich bin sehr gut darin. Zu verstehen, wie andere Leute denken.«
    »Der Fluch der Wiggin-Kinder.« Sie scherzte, aber es machte ihr Angst, daß Ender sie so vollständig verstehen könnte wie seine Feinde. Peter verstand sie immer, oder wenigstens glaubte er das, aber er war so eine moralische Senkgrube, daß sie sich nie peinlich berührt fühlen mußte, selbst wenn er ihre schlimmsten Gedanken erriet. Aber Ender - sie wollte nicht, daß er sie verstand. Es hätte sie nackt vor ihm gemacht. Sie hätte sich geschämt. »Du glaubst nicht, daß du die Krabbler besiegen kannst, wenn du sie nicht kennst.«
    »Es geht tiefer als das. Da ich hier allein bin, ohne eine Beschäftigung, habe ich auch über mich selbst nachgedacht. Habe versucht, zu verstehen, warum ich mich selbst so sehr hasse.«
    »Nein, Ender.«
    »Sag nicht ›Nein, Ender‹. Es hat lange gedauert, bis ich erkannte, daß ich es tat, aber glaube mir, ich tat es. Tue es. Und am Ende läuft es auf dies hinaus: In dem Augenblick, da ich meinen Feind wirklich verstehe, ihn gut genug verstehe, um ihn zu besiegen, dann, in ebenjenem Augenblick, liebe ich ihn auch. Ich glaube, es ist unmöglich, jemanden wirklich zu verstehen, zu wissen, was sie wollen, was sie glauben, und sie nicht so zu lieben, wie sie sich selber lieben. Und dann, in ebenjenem Augenblick, da ich sie liebe ... «
    »Besiegst du sie.« Einen Augenblick lang fürchtete sie sich nicht vor seinem Verständnis.
    »Nein, du verstehst nicht. Ich vernichte sie. Ich mache es ihnen unmöglich, mir je wieder weh zu tun. Ich zermalme und zermalme sie, bis sie nicht mehr existieren. «
    »Natürlich tust du das nicht.« Und jetzt kam die Furcht wieder, schlimmer als zuvor. Peter ist sanfter geworden, aber dich, dich haben sie zu einem Killer gemacht. Zwei Seiten derselben Münze, aber welche Seite ist welche?
    »Ich habe wirklich einigen Leuten weh getan, Val. Ich erfinde das nicht.«
    »Ich weiß, Ender.« Wie wirst du mir weh tun?
    »Siehst du, was aus mir wird, Val?« sagte er leise. »Sogar du fürchtest dich vor mir.« Und er berührte so sanft ihre Wange, daß sie hätte weinen mögen. Wie die Berührung seiner weichen Babyhand, als er noch ein Säugling war. Daran erinnerte sie sich, an die Berührung seiner weichen und unschuldigen Hand auf ihrer Wange.
    »Das tue ich nicht«, sagte sie, und in jenem Augenblick war es die Wahrheit.
    »Das solltest du aber.«
    Nein. Das sollte ich nicht. »Du wirst noch einlaufen, wenn du im Wasser bleibst. Außerdem könnten dich die Haie erwischen.«
    Er lächelte. »Die Haie haben schon vor langer Zeit gelernt, mich in Ruhe zu lassen.« Aber er zog sich auf das Floß, so daß Wasser darüberbrandete, als es sich neigte. Valentines Rücken wurde kalt.
    »Ender, Peter wird es schaffen. Er ist gescheit genug, um sich die Zeit zu lassen, die nötig ist, aber er wird seinen Weg an die Macht finden - wenn nicht jetzt, dann später. Ich bin mir

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