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Das Grosse Spiel

Das Grosse Spiel

Titel: Das Grosse Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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Decke, dann abwärts gegen einen anderen Jungen in seinem Sitz, dann mit rudernden Armen hinaus in den Gang, bis er aufschrie, als sein Körper in das Schott an der Vorderseite des Abteils krachte, den linken Arm verdreht unter sich.
    Es dauerte nur Sekunden. Graff war schon da, angelte den Jungen aus der Luft. Geschickt schob er ihn den Gang hinunter auf den anderen Mann zu. »Linker Arm. Gebrochen, glaube ich«, sagte er. Binnen Augenblicken hatte der Junge ein Medikament erhalten und hing reglos in der Luft, während der Offizier eine Ballonschiene um seinen Arm herum aufblies.
    Ender war übel. Er hatte nur vorgehabt, den Arm des Jungen abzufangen. Nein. Nein, er hatte vorgehabt, ihm weh zu tun, und hatte mit aller Kraft gezogen. Er hatte nicht gewollt, daß es so öffentlich wurde, aber der Junge spürte nun genau den Schmerz, den Ender ihn hatte fühlen lassen wollen. Die Nullschwerkraft hatte ihn verraten, das war alles. Ich bin Peter. Ich bin genauso wie er. Und Ender haßte sich selbst.
    Graff blieb im Vorderteil der Kabine. »Was seid ihr, langsam im Lernen? Habt ihr in euren schwächlichen kleinen Hirnen eine winzige Tatsache noch nicht mitbekommen? Ihr wurdet hierher gebracht, um Soldaten zu werden. In euren alten Schulen, in euren alten Familien, wart ihr vielleicht die große Nummer, wart ihr vielleicht die Rabauken, wart ihr vielleicht die Superschlauen. Aber wir suchen die Besten der Besten aus, und das ist die einzige Art von Kindern, der ihr von nun an begegnen werdet. Und wenn ich euch sage, Ender Wiggin ist der Beste bei diesem Start, dann schreibt euch das hinter die Ohren, ihr Dummköpfe. Legt euch nicht mit ihm an. Schon früher sind kleine Jungs in der Kampfschule gestorben. Habe ich mich verständlich gemacht?«
    Der Rest des Fluges verlief in Schweigen. Der Junge, der neben Ender saß, achtete mit peinlicher Sorgfalt darauf, ihn nicht zu berühren.
    Ich bin kein Mörder, sagte sich Ender wieder und wieder. Ich bin nicht Peter. Ganz gleich, was er sagt, ich will es nicht. Ich bin's nicht. Ich habe mich nur selbst verteidigt. Ich habe es lange ertragen. Ich war geduldig. Ich bin nicht das, was er gesagt hat.
    Eine Stimme aus dem Lautsprecher erklärte ihnen, daß sie sich der Schule näherten; es nahm zwanzig Minuten in Anspruch, abzubremsen und anzudocken. Ender blieb hinter den anderen zurück. Sie hatten nichts dagegen, daß er als letzter die Fähre verließ. Er kletterte aufwärts in die Richtung, die unten gewesen war, als sie sich einschifften. Graff wartete schon am Ende der schmalen Röhre, die von der Fähre in den Kern der Kampfschule führte.
    »Guten Flug gehabt, Ender?« fragte Graff höflich.
    »Ich dachte, Sie wären mein Freund.« Unwillkürlich zitterte Enders Stimme.
    Graff wirkte verblüfft. »Was in aller Welt hat dich auf diese Idee gebracht, Ender?«
    »Weil Sie ...« Weil sie nett mit mir geredet haben, und aufrichtig. »Sie haben nicht gelogen.«
    »Ich werde auch jetzt nicht lügen«, sagte Graff. »Mein Job ist nicht, jemandes Freund zu sein. Mein Job ist, die besten Soldaten der Welt zu produzieren. In der ganzen Geschichte der Welt. Wir brauchen einen Napoleon. Einen Alexander. Außer, daß Napoleon am Ende verloren hat und Alexander ausbrannte und jung gestorben ist. Wir brauchen einen Julius Cäsar, außer, daß er sich zum Diktator ausgerufen hat und dafür gestorben ist. Meine Aufgabe ist es, ein solches Geschöpf zu produzieren und all die Männer und Frauen, die es braucht, um ihm zu helfen. Nirgendwo darin steht, daß ich Freundschaft mit Kindern schließen muß.«
    »Sie haben dafür gesorgt, daß sie mich hassen.«
    »Na und? Was wirst du dagegen machen? In eine Ecke kriechen? Anfangen, ihre kleinen Hinterteile zu küssen, damit sie dich wieder lieben? Es gibt nur eines, was sie dazu bringen wird, aufzuhören, dich zu hassen. Und das ist, in dem, was du tust, so gut zu sein, daß sie dich nicht ignorieren können. Ich habe ihnen erzählt, du seist der Beste. Jetzt wirst du verdammt nochmal auch besser sein.«
    »Was ist, wenn ich nicht kann?«
    »Das wäre schlimm für dich. Schau, Ender, es tut mir leid, wenn du einsam und ängstlich bist. Aber da draußen sind die Krabbler. Zehn Milliarden, hundert Milliarden, eine Million Milliarden davon, nach allem, was wir wissen. Mit ebensoviel Schiffen, nach allem, was wir wissen. Mit Waffen, die wir nicht begreifen können. Und der Bereitschaft, diese Waffen zu benutzen, um uns auszuradieren. Es steht nicht die

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