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Das Grosse Spiel

Das Grosse Spiel

Titel: Das Grosse Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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Anfall von Wut etwas antun würde. Er würde es nur tun, wenn die Vorteile die Risiken überwogen.
    Und das taten sie nicht. Auf eine Art zog sie tatsächlich gerade deswegen Peter anderen Menschen vor. Er handelte immer, immer aus intelligentem Eigennutz. Alles, was sie tun mußte, um weiterhin in Sicherheit zu sein, war deshalb, dafür zu sorgen, daß es mehr in Peters Interesse lag, sie am Leben zu lassen als sie zu töten.
    »Valentine, die Lage spitzte sich zu. Ich habe Truppenbewegungen in Rußland verfolgt.«
    »Worüber sprechen wir?«
    »Über die Welt, Val. Du kennst Rußland? Großes Reich? Warschauer Pakt? Herrscher Eurasiens von den Niederlanden bis Pakistan?«
    »Sie veröffentlichen ihre Truppenbewegungen nicht, Peter.«
    »Natürlich nicht. Aber was sie veröffentlichen, sind die Fahrpläne ihrer Fracht- und Personenzüge. Ich habe mein Pult diese Fahrpläne analysieren und ermitteln lassen, wann die geheimen Truppenzüge sich über die Gleise bewegen. Rückwirkend für die vergangenen drei Jahre. In den letzten sechs Monaten haben die Bewegungen zugenommen. Sie bereiten sich auf einen Krieg vor. Einen Krieg zu Lande.«
    »Aber was ist mit der Liga? Was mit den Krabblern?«
    Valentine wußte nicht, worauf Peter hinauswollte, aber er begann oft Diskussionen wie diese; sachliche Erörterungen von Weltereignissen. Er benutzte sie, um seine Ideen zu erproben, sie weiterzuentwickeln. Dabei entwickelte sie auch ihr eigenes Denken weiter. Obwohl sie selten mit Peter darin übereinstimmte, wie die Welt tatsächlich war. Sie waren ziemlich geschickt darin geworden, exakte Informationen aus den Geschichten der rettungslos unwissenden, leichtgläubigen Nachrichtenschreiber herauszusieben. Die Nachrichtenherde nannte Peter sie.
    »Der Polemarch ist Russe, nicht wahr? Und er weiß, was mit der Flotte passiert. Entweder haben sie herausgefunden, daß die Krabbler doch keine Bedrohung mehr sind, oder wir stehen kurz vor einer großen Schlacht. Auf die eine oder andere Weise wird der Krabbler-Krieg bald vorbei sein. Sie bereiten sich auf die Zeit nach dem Krieg vor.«
    »Wenn sie Truppen verschieben, muß es unter der Leitung des Strategos geschehen.«
    »Es ist alles intern, innerhalb des Warschauer Paktes.«
    Das war beunruhigend. Die Fassade von Frieden und Zusammenarbeit war seit dem Beginn der Krabbler-Kriege beinahe ungestört gewesen. Was Peter entdeckt hatte, war eine grundlegende Störung in der Weltordnung. Sie hatte ein geistiges Bild, so deutlich wie eine Erinnerung, davon, wie die Welt gewesen war, bevor die Krabbler ihr den Frieden aufzwangen. »Also wird es wieder so wie früher sein.«
    »Ein paar Veränderungen. Die Schilde bewirken, daß sich niemand mehr mit Nuklearwaffen abgibt. Wir müssen einander zu Tausenden statt zu Millionen umbringen.« Peter grinste.
    »Val, es mußte eines Tages so kommen. Im Augenblick existiert eine riesige internationale Flotte und Armee unter amerikanischer Vorherrschaft. Wenn die Krabbler-Kriege vorbei sind, wird diese ganze Macht verschwinden, weil sie vollständig auf die Angst vor den Krabblern gebaut ist. Und plötzlich werden wir uns umsehen und feststellen, daß all die alten Allianzen verschwunden sind, tot und verschwunden, außer einer, dem Warschauer Pakt. Und dann heißt es: der Dollar gegen fünf Millionen Laser. Wir haben den Asteroidengürtel, aber sie haben die Erde, und ohne die Erde gehen einem die Rosinen und die Haferflocken ganz schön schnell aus.«
    Was Valentine am meisten beunruhigte, war, daß Peter nicht im geringsten beunruhigt wirkte. »Peter, wie kommt es bloß, daß ich glaube, du könntest das als eine goldene Gelegenheit für Peter Wiggin betrachten?«
    »Für uns beide, Val.«
    »Peter, du bist zwölf Jahre alt. Ich bin zehn. Sie haben ein Wort für Leute unseres Alters. Sie nennen uns Kinder, und sie behandeln uns wie Mäuse.«
    »Aber wir denken nicht wie andere Kinder, nicht wahr, Val? Wir reden nicht wie andere Kinder. Und vor allem schreiben wir nicht wie andere Kinder.«
    »Für eine Diskussion, die mit Todesdrohungen anfing, Peter, sind wir ganz schön vom Thema abgewichen, finde ich.«
    Trotzdem stellte Val fest, daß sie ganz aufgeregt wurde. Schreiben war etwas, das Val besser konnte als Peter. Sie wußten es beide. Peter hatte es sogar einmal erwähnt, als er sagte, er könne immer sehen, was andere Leute an sich selbst am meisten haßten, und sie tyrannisieren, während Val immer sehen könne, was andere Leute an sich

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