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Das Grosse Spiel

Das Grosse Spiel

Titel: Das Grosse Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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selbst am meisten liebten, und ihnen schmeicheln. Es war eine zynische Art, es auszudrücken, aber es stimmte. Valentine konnte andere Leute zu ihrem Standpunkt überreden - sie konnte sie davon überzeugen, daß sie wollten, was sie wollte. Peter dagegen konnte sie nur fürchten lassen, was er sie fürchten lassen wollte. Als er Val zum erstenmal darauf hinwies, ärgerte sie sich darüber. Sie hatten glauben wollen, daß sie die Leute gut überreden konnte, weil sie recht hatte, nicht weil sie clever war.
    Aber wie sehr sie sich auch einredete, daß sie niemals Menschen auf Peters Art ausnutzen würde, genoß sie es doch zu wissen, daß sie, auf ihre Art, andere Menschen kontrollieren konnte. Und nicht bloß das kontrollieren, was sie taten. Sie konnte in gewisser Weise sogar ihren Willen kontrollieren. Sie schämte sich, daß sie Gefallen an dieser Macht fand, und doch ertappte sie sich dabei, wie sie sie manchmal benutzte. Um Lehrer dazu zu bringen, das zu tun, was sie wollte, und andere Schüler. Um Vater und Mutter dazu zu bringen, die Dinge auf ihre Weise zu sehen. Manchmal war sie imstande, sogar Peter zu überreden. Das war das erschreckendste von allem - daß sie Peter gut genug verstehen konnte, daß sie sich genug in ihn einfühlen konnte, um so in ihn einzugreifen. Es war mehr Peter in ihr, als sie zugeben konnte, auch wenn sie es manchmal dennoch wagte, darüber nachzudenken. Und während Peter sprach, dachte sie: Du träumst von Macht, Peter, aber auf meine eigene Art bin ich mächtiger als du.
    »Ich habe die Geschichte studiert«, sagte Peter. »Ich habe alles über die Muster des menschlichen Verhaltens gelernt. Es gibt Zeiten, da ordnet sich die Welt neu, und in solchen Zeiten können die richtigen Worte die Welt verändern. Denk nur, was Perikles in Athen gemacht hat, und Demosthenes ..«
    »Ja, sie haben es geschafft, Athen zweimal zugrunde zu richten.«
    »Perikles, ja, aber Demosthenes hatte recht hinsichtlich Philip ...«
    »Oder provozierte ihn ...«
    »Siehst du? Genau das ist es, was Historiker für gewöhnlich tun, Haarspaltereien über Ursache und Wirkung betreiben, wenn der entscheidende Punkt ist, daß es Zeiten gibt, da die Welt im Fluß ist und die richtige Stimme am richtigen Ort die Welt bewegen kann. Thomas Paine und Ben Franklin, zum Beispiel. Bismarck. Lenin.«
    »Nicht gerade Parallelfälle, Peter.« Jetzt widersprach sie ihm aus Gewohnheit; sie sah, worauf er hinauswollte, und sie hielt es immerhin für möglich.
    »Ich hatte nicht erwartet, daß du begreifen würdest. Du glaubst immer noch, daß Lehrer etwas wissen, das lernenswert ist.«
    Ich begreife mehr, als du denkst, Peter. »Also hältst du dich für Bismarck?«
    »Ich halte mich für jemanden, der weiß, wie man Ideen in das öffentliche Bewußtsein pflanzt. Hast du nie an einen Satz gedacht, Val, eine clevere Bemerkung, und es gesagt, und dann, zwei Wochen oder einen Monat später, hast du es irgendeinen Erwachsenen zu einem anderen Erwachsenen sagen hören, beides Fremde? Oder du siehst es in einem Video oder schnappst es in einem Netz auf?«
    »Ich dachte immer, ich hätte es vorher gehört und nur geglaubt, ich würde es erfinden.«
    »Du hast dich geirrt. Es gibt vielleicht zwei- oder dreitausend Leute auf der Welt, die so intelligent sind wie wir, kleine Schwester. Die meisten davon verdienen sich irgendwo ihren Lebensunterhalt. Sie lehren, die armen Hunde, oder treiben Forschung. Herzlich wenige von ihnen befinden sich tatsächlich in Machtstellungen.«
    »Ich vermute, wir gehören zu wenigen Glücklichen.«
    »Wir sind so komisch wie ein einbeiniges Kaninchen, Val.«
    »Von denen es zweifellos einige in diesen Wäldern gibt.«
    »Die in ordentlichen kleinen Kreisen herumhoppeln.«
    Valentine lachte angesichts des gräßlichen Bildes und haßte sich dafür, daß sie es komisch fand.
    »Val, wir können die Worte sagen, die alle anderen zwei Wochen später sagen werden, bis wir erwachsen und sicher in einer Karriere gefangen sind.«
    »Peter, du bist zwölf.«
    »Nicht in den Computernetzen, da nicht. In den Netzen kann ich mich nennen, wie immer ich will, und du auch.«
    »In den Netzen sind wir eindeutig als Schüler identifiziert, und wir können nicht einmal in die richtigen Diskussionen hineinkommen, außer im Zuhörermodus, wo wir sowieso nichts sagen können.«
    »Ich habe einen Plan.«
    »Das hast du immer.« Sie täuschte Gleichgültigkeit vor, aber sie hörte begierig zu:
    »Wir können als fertige

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