Das große Zeitabenteuer
spurlos.
Lafayette holte tief Luft. Yokabump kam herangewatschelt und rieb sich das Schienbein.
»Der alte Knabe ist noch recht beweglich«, meinte er. »Ich hätte ihn beinahe verpaßt. Aber vorläufig ist er außer Gefecht.«
O'Leary wandte sich an Adoranne. »Keine Angst, Sie sind in einer Minute frei.« Er löste den ersten Knoten. Yokabump klappte ein riesiges Taschenmesser auf und schnitt damit die Fesseln durch. Adoranne stand schwankend auf und warf sich in O'Learys Arme.
»Oh, Sir Lafayette…« Er spürte Tränen am Hals und merkte, daß er zufrieden grinste, während er Adoranne beruhigend auf den Rücken klopfte.
»Vorsicht, er wacht gerade auf!« Yokabump deutete auf den gestürzten Monarchen, der sich stöhnend bewegte.
»Am besten fesseln wir ihn«, schlug Lafayette vor. »Er ist zu gerissen, als daß man ihn in Freiheit lassen dürfte.«
»Mit Ihrer Erlaubnis, Sir Lafayette.« Der Zwerg hockte sich neben Goruble. »Ah, Majestät«, begann er, »haben Sie noch ein letztes Wort zu sagen, bevor … bevor …»
»Was …«, keuchte Goruble. »Wo …«
»Bleiben Sie ruhig liegen, Majestät, angeblich ist es so leichter.«
»Leichter? Au, mein Kopf…« Goruble wollte sich aufsetzen, aber der Hofnarr drückte ihn zurück. »Es war das Raubtier, Majestät; es hat Sie erwischt. Hat Ihre Eingeweide herausgerissen. Sehen Sie nicht hin. Es ist zu schrecklich.«
»Meine Eingeweide? Aber – aber ich spüre nichts, nur meinen Kopf.«
»Zum Glück hat die Natur es so eingerichtet. Beeilen Sie sich lieber mit Ihren letzten Worten …«
»Dann ist es also für mich zu Ende?« Goruble ließ sich zurücksinken. »Wirklich jammerschade, Yokabump. Nur weil ich zu mitleidig gewesen bin. Hätte ich damals das Kind beiseite geschafft…«
»Mitleidig?« warf O'Leary ein. »Sie haben den alten König ermordet, seinen Thron gestohlen, Lod und den Saurier hergeholt, um Ihre Untertanen zu erschrecken, und schließlich versucht, die Prinzessin zu beseitigen. Nennen Sie das etwa mitleidig?«
»Eines führt zum anderen«, keuchte Goruble, »das werden Sie selbst merken. Ich wollte das Volk nur ablenken – aber die Leute waren in Adoranne vernarrt, und es gab immer Gerüchte, in denen von einem verschollenen Prinzen die Rede war.« Er seufzte schwer. »Das hätte ich mir alles sparen können, wenn ich es damals übers Herz gebracht hätte, den kleinen Prinzen zu ermorden. Aber ich habe ihn nur ins Exil geschickt, anstatt gleich reinen Tisch zu machen.«
»Sie… haben den kleinen Prinzen ins Exil geschickt?« fragte Adoranne empört. »Pfui, Sie schlechter Kerl! Und ich habe Sie immer für meinen Onkel gehalten! Sie haben also gewußt, wo der verschollene Prinz lebte?«
»Nein, aber es scheint ihm nicht schlecht gegangen zu sein. Und jetzt…«
»Woher wollen Sie das wissen?« erkundigte Adoranne sich.
»Das sieht man auf den ersten Blick«, antwortete Goruble. »Er steht über mir und starrt mich vorwurfsvoll an.«
Adoranne stieß einen spitzen Schrei aus. O'Leary sah sich fragend um. Yokabump nickte weise.
»Halluzinationen, was?« meinte Lafayette verblüfft.
Goruble starrte ihn an. »Haben Sie das nicht gewußt?«
»Was nicht gewußt?«
»Der Prinz – das Kind, das ich vor dreiundzwanzig Jahren fortgeschickt habe – sind Sie!«
»Dann … sind Sie, Sir Lafayette … der rechtmäßige König von Artesia«, stellte die Prinzessin fest.
»Langsam!« protestierte O'Leary. »Seid ihr alle übergeschnappt? Ich bin Amerikaner und erst seit einer Woche hier.«
»Ich habe Sie an dem Ring erkannt«, erklärte Goruble.
»An welchem Ring?« fragte Adoranne.
Lafayette streckte die Hand aus.
»Axt und Drache – das königliche Siegel!« Die Prinzessin starrte ihn mit großen Augen an. »Weshalb haben Sie ihn nicht früher gezeigt, Sir Lafayette … Majestät?«
»Er hat mir geraten, den Ring zu verbergen«, antwortete O'Leary. »Aber…«
»Ich hätte erkennen müssen, daß meine Pläne zu keinem guten Ende führen konnten«, sagte Goruble mit schwacher Stimme. »Jetzt liege ich zu Tode verwundet hier und …«
»Oh, das war nur ein Scherz«, rief Yokabump aus dem Transmitter, den er eben von innen betrachtete. »Sie sind nicht verletzt, sondern stehen jetzt gefälligst auf und marschieren vor mir her ins Verlies. Dort bleiben Sie, bis der Prozeß gegen Sie stattfindet.«
»Unverletzt?« Goruble setzte sich langsam auf. »Soll das heißen, daß ich…« Er kam blitzschnell auf die Beine, eilte an
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