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Das hätt' ich vorher wissen müssen

Das hätt' ich vorher wissen müssen

Titel: Das hätt' ich vorher wissen müssen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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nicht zu bieten.
    »Und so was schimpft sich nun Werbeberater! Hätte ich eine neue Sorte Leberwurst erfunden, wäre dir sofort der passende Slogan eingefallen!«
    »Das ist auch wesentlich leichter, da braucht man sich nicht an Fakten zu halten.« Er grinste. »Die Seele einer Frau, der Magen einer Sau, das Inn’re einer Leberworscht, die sind noch gänzlich unerforscht! Übrigens könnte ich jetzt ganz gut ein zweites Frühstück vertragen. Aber mit Schinken.«
    Er bekam seinen Schinken und ich ein Vorsatzblatt für meine Leseprobe, handgemalt und dann in sechsfacher Ausfertigung fotokopiert. »Du mußt mindestens ein halbes Dutzend Eisen im Feuer haben! Je mehr Manuskripte unterwegs sind…«
    »… desto mehr kommen auch wieder zurück!« prophezeite ich.
    »Das hast du gesagt!«
    Der Rest war ganz einfach und wurde später zur Routine: Großen Briefumschlag beschriften, Schnellhefter samt Anschreiben hinein, zukleben, frankieren, wegschicken. Sobald die Manuskripte zurückkamen – und sie kamen mit schöner Regelmäßigkeit zurück, der Postbote beschwerte sich bereits – , Umschlag öffnen, Absagebrief vernichten, neues Anschreiben, neues Kuvert, und wieder ab in den Briefkasten. Vorher mußte ich allerdings auf meiner immer länger werdenden Liste diejenigen Verlage abhaken, denen mein Opus bedauerlicherweise nicht ins Programm gepaßt hatte, oder – das war die andere Version – die in den nächsten drei Jahren leider keine Möglichkeit gesehen hatten, mein Werk zu publizieren.
    Na schön, dann eben nicht! Mußte ja auch nicht sein! Hatte ich die kleinen Stories nicht ursprünglich für meine Kinder geschrieben? Sven wartete immer noch auf sein ganz spezielles Exemplar, zu dessen Fertigstellung ich vor lauter Eifer, mich nun auch in der Elite der schreibenden Zunft einzureihen, nicht gekommen war. Meine Höhenflüge sollte ich mir endlich abschminken und an den mir zustehenden Platz vor Kochtopf und Bügelbrett zurückkehren! Amen.
    Doch dann geschah etwas, womit ich nicht mehr gerechnet hatte: Ein Schweizer Verlag erbat sich das komplette Manuskript. Unter den beifälligen Blicken der gesamten Familie wurde es sorgfältig verpackt, von allen dreimal bespuckt und per Einschreiben auf den Weg geschickt.
    Nun begann das Warten. Jeden Vormittag lief ich dem Briefträger schon auf der Straße entgegen, aber meistens schüttelte er bereits von weitem den Kopf. Er war richtig glücklich, wenn er mir wenigstens eine zurückgesandte Leseprobe aushändigen konnte und ich ihm nicht völlig umsonst in die Arme gestürzt war. Nur der Brief, auf den ich so sehnsüchtig wartete, kam nicht.
    Dafür kam ein anderer. Ein Bayreuther Verlag, den ich erst angeschrieben hatte, nachdem mein Vorrat an Adressen langsam zur Neige gegangen war, wollte ebenfalls das ganze Manuskript haben. Ich hatte aber gar keins mehr! Von meinem Opus hatte ich nur einen einzigen Durchschlag gemacht, das Original ruhte noch immer auf irgendeinem Schweizer Schreibtisch, und die Kopie war bei Tante Käte in Düsseldorf. Am Telefon hatte ich ihr beiläufig etwas von meinen literarischen Ambitionen erzählt, und sie hatte sofort gefragt, ob ich ihr das Manuskript nicht mal schicken könnte. Dankbar, daß sich wenigstens einer dafür interessierte, hatte ich ihr den Gefallen getan. Jetzt lag es vierhundert Kilometer weit weg auf dem Klavier oder sonstwo, und ich kam nicht ran! Tante Käte weilte zu Besuch bei ihrer Tochter, wie mir die gerade Blumen gießende Nachbarin nach sieben vergeblichen Anrufen mitteilte.
    Ob sie irgendwo in der Wohnung einen dunkelblauen Schnellhefter sehen könnte, fragte ich verzweifelt. Nein, ihr sei nichts aufgefallen. Würde sie vielleicht so liebenswürdig sein und einmal etwas gründlicher nachschauen? Nein, und wie ich überhaupt dazu käme, sie schnüffle doch nicht in anderer Leute Wohnungen herum.
    Geduldig versuchte ich der guten Frau zu erklären, daß es um etwas Lebensnotwendiges ginge und Frau Zillich ganz bestimmt nichts dagegen hätte. Während ich nervös auf der Telefonstrippe herumkaute, suchte ich nach einem Ausweg, falls das Manuskript unauffindbar sein würde. Notgedrungen müßte ich die ganze Zweihundert-Seiten-Kladde noch einmal abschreiben.
    »Aufm Nachttisch han isch so en blaue Aktendeckel jefunde«, sagte die Stimme am Telefon, »isset dat, wat Sie meinen?«
    »Ja, das ist es!« jubelte ich. »Nun seien Sie bitte so nett, stecken den Schnellhefter in einen Umschlag und schicken ihn per Eilboten

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