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Das hätt' ich vorher wissen müssen

Das hätt' ich vorher wissen müssen

Titel: Das hätt' ich vorher wissen müssen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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an mich zurück.« Ich buchstabierte Namen und Adresse durch. »Gleich morgen früh geht ein Scheck an Sie ab, der alle Kosten decken wird.«
    »Dat is nich nötich, weil ich nämlich die Akten nich aus dä Hand jeben tu«, sagte diese Gemütsperson. »Die Frau Zillich würd mich sonstwat verzähle, wenn isch ihre Sachen an fremde Leut so einfach durchs Telefon wechjeben tät.«
    Alles Zureden half nichts. Frau Schmitz, wie sie sich inzwischen vorgestellt hatte, war nicht bereit, mir mein Eigentum zurückzugeben, »weil man jetzt immer so vill liest von Betrüjer und so«. Welche Betrugsmasche ich nach ihrer Meinung abzuziehen versuchte, blieb ungeklärt, aber wenigstens rückte sie die Telefonnummer von Tante Kätes Tochter heraus.
    Also rief ich dort an, und Tante Käte wiederum rief Frau Schmitz an und erteilte ihr die Erlaubnis, diesen heißumkämpften Schnellhefter an mich abzuschicken. Und ob sie ihn noch mal haben könne, wenn er wieder zurückkäme, sie sei noch nicht ganz fertig geworden. Ich versprach ihr ein Freiexemplar mit Widmung, sobald das Buch auf dem Markt sei. Immerhin interessierten sich jetzt schon zwei Verleger dafür, einer würde doch wohl anbeißen.
    Ich hatte mich geirrt! Ein paar Tage später war das Manuskript aus der Schweiz wieder da, zusammen mit einem Brief, in dem mir auf anderthalb Seiten mitgeteilt wurde, weshalb man mein Buch nun doch nicht einer Veröffentlichung für würdig befunden hatte. Der »rote Faden« fehle, und ich solle die ganze Geschichte noch einmal umschreiben und einen großangelegten Familienroman daraus machen. Das Talent dazu hätte ich auf jeden Fall.
    Das klang zwar tröstlich, aber »Ich denke gar nicht daran!« entschied ich. Inzwischen konnte ich den Text schon rückwärts und hatte nicht die geringste Lust, alles noch mal in epischer Breite wiederzukäuen.
    »Großangelegte Familienromane zeichnen sich doch wohl in erster Linie durch ihre Länge aus. Soll ich jetzt jede durchgewetzte Hose von Sascha im einzelnen beschreiben und mich drei Seiten lang über das muntere Glucksen des Wassers auslassen, als damals die ganzen Rosen ersoffen sind? Entweder nimmt mir jemand das Manuskript so ab, wie es ist, oder sämtliche Verleger Deutschlands und auch der Schweiz können mir im Mondschein begegnen!«
    »Versuch’s doch mal woanders im Ausland«, schlug Sven vor, und Stefanie fügte tröstend hinzu: »Soll ich meine Englischlehrerin fragen, ob sie dir das übersetzt?«
    »Nein!!!« Ich knallte die Tür hinter mir zu, lief ins Schlafzimmer, warf mich aufs Bett und heulte erst mal ein bißchen, weil mir gerade danach zumute war. Das haste nu davon, kicherte mein besseres Ich schadenfroh, hätt’ste dich bloß nicht auf das ganze Unternehmen eingelassen! Dir wäre so manche Enttäuschung erspart geblieben! Bloß, weil dein Mann sagt, er findet dein Geschreibsel ganz nett, fühlst du dich zur Schriftstellerin berufen. Langsam solltest du doch wissen, daß Ehemänner nie objektiv sind.
    Das andere Ich, dem ich meine Selbstüberschätzung verdankte, frohlockte auch ein bißchen. Wenigstens hatte Rolf das Titelblatt umsonst gezeichnet, und an Portokosten hatte er ein ganz hübsches Sümmchen herausrücken müssen, selbst wenn er es später wieder von der Steuer absetzen konnte.
    Schließlich gab ich mir einen Ruck: Nach Ansicht des Familienministers hast du als Frau von Natur aus selbstlos zu sein. Tätigkeiten, für die Geld gezahlt wird – und für Bücher kriegt man welches! –, widerstreben also deiner eigentlichen Natur. Am besten begräbst du deinen kurzen Traum von Ruhm, Geld und Anerkennung und stopfst weiter Strümpfe, das kannst du besser. Tröste dich mit der Tatsache, daß der Hausaufsatz, den du für Sascha entworfen hast, immerhin eine glatte Zwei eingebracht hat. Lessing liegt dir eben mehr als leichte Literatur!
    An den kahlen Weinranken hingen Papierschlangen, die morgens noch nicht dort gehangen hatten. Was sollte der Blödsinn? Zu Fasching hatten die Zwillinge in Ermangelung geeigneter Dekorationen das Haus mit Klopapier beflaggt, und jetzt wedelten mindestens ein Dutzend Papierschlangen trübselig im Märzwind. Wahrscheinlich hatten die Gören irgendwo noch eine Rolle gefunden und damit die Giebelwand geschmückt. Es sah ziemlich albern aus.
    Ich stellte meine Einkaufstüten ab und drückte auf die Klingel. Nichts tat sich. Normalerweise stürzte mir immer die halbe Familie entgegen, aber diesmal knallten weder Türen noch wankte das Treppenhaus

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