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Das hätt' ich vorher wissen müssen

Das hätt' ich vorher wissen müssen

Titel: Das hätt' ich vorher wissen müssen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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feststellte. Natürlich würde ich den ganzen Kram noch mal abtippen und Platz aussparen müssen für die Fotos, aber alles in allem war ich recht zufrieden. Zunächst verschwand der Schnellhefter in einer Schublade.
    Da lag er, bis Rolf einmal einen Schal suchte und in meinem Schrank damit anfing. Den Schal fand er nicht, statt dessen entdeckte er den Pappendeckel, und da alles, was irgendwie mit Akten zusammenhängt, in sein Ressort fiel, nahm er ihn mit. Am nächsten Morgen bekam ich ihn zurück.
    »Warum hast du mir nicht längst erzählt, daß du diese Heidenberger Geschichten fertig hast? Die halbe Nacht habe ich mir um die Ohren geschlagen, weil ich sie zu Ende lesen wollte.«
    »Und, hast du?«
    »Natürlich habe ich, und ich finde sie großartig. Ein Jammer, daß so etwas im Schrank verstaubt.«
    »Also das ist nicht wahr! Zweimal im Jahr mach ich die Schubkästen auch innen sauber!«
    »Du solltest das Manuskript einem Verlag anbieten.«
    »Blödsinn, wer interessiert sich schon für Familieninterna? Und überhaupt – kennst du denn einen?«
    »Wen?«
    »Einen Verlag.«
    »Nein.«
    Rolf ist Werbeberater, zu dessen Kunden Bonbonhersteller und Möbelfabrikanten gehören, aber leider keine Verleger. Also war sein Vorschlag von vornherein utopisch. Trotzdem ließ mir die Sache keine Ruhe. Er hatte mir einen Floh ins Ohr gesetzt, und der rumorte.
    »Versuch’s doch mal«, flüsterte er immer wieder, »jeder Autor hat irgendwann als Unbekannter angefangen…«
    »… und die meisten sind dabei auf die Schnauze gefallen!« antwortete mein realistisch geschulter Verstand, während die kleine Gehirnecke, die für Träume und Illusionen zuständig ist, bereits Schlagzeilen begeisterter Kritiker produzierte: Neue Bestseller-Autorin entdeckt! Vielversprechendes Talent verkümmerte am Kochtopf! Und so weiter.
    Beim nächsten Ausflug ins Großstadtleben graste ich sämtliche Heilbronner Buchhandlungen ab und sammelte alles ein, was an Verlagsprospekten und Leserinformationen herumlag. Es war eine ganze Menge, doch als ich zu Hause meine Ausbeute sortierte, mußte ich den größten Teil davon wieder in den Papierkorb werfen. Wer Böll und Grass verlegte, kam für mich natürlich nicht in Frage, mein Größenwahn hielt sich wenigstens noch in Grenzen. Die Kochbuchspezialisten konnte ich wohl ebenso abhaken wie die Herausgeber von Reiseführern, und wer sogar den letztjährigen Nobelpreisträger in seinem Programm hatte, dürfte über simple Unterhaltungsliteratur ohnehin erhaben sein. Da blieben wirklich nicht mehr sehr viele übrig, bei denen ich einen Vorstoß wagen konnte. Ich schrieb ein paar Namen auf verschiedene Zettel, breitete sie auf dem Fußboden aus und warf eine Münze über die Schulter. Sie drehte sich ein paarmal und kullerte zu einem größeren Verlag in Süddeutschland. Also würde dessen Lektor als erster die Chance bekommen, das neue Literaturgenie zu entdecken.
    Er entdeckte es nicht! Das Manuskript kam zurück, und an den vier Seiten, die ich an einer Ecke zusammengeklebt hatte und die immer noch pappten, konnte ich erkennen, daß man mein bedeutendes Werk nicht einmal gelesen hatte. So was frustriert!
    »Du fängst das auch falsch an!« sagte mein lieber Ehemann etwas herablassend. »Du mußt Leseproben verschicken! Zwanzig Seiten überfliegt man schneller als zweihundert. Wenn dein Stil ankommt, wird man das komplette Manuskript schon anfordern.«
    Das leuchtete ein, nur »Wie muß denn so eine Leseprobe aussehen?«
    Rolf wußte das auch nicht so genau. »Nimm irgendein Kapitel heraus, setz ein bißchen was davor und hintendran den Schluß vom Buch, damit die Sache ein Gesicht kriegt, und dann versuch’s noch mal. Hast du überhaupt schon einen Titel?«
    »Wieso? Braucht man den? Ich dachte immer, den sucht der Verlag.«
    Über soviel Naivität konnte Rolf nur wissend lächeln. »Das Kind muß einen Namen haben.«
    Mußte es wirklich? Außerdem war hier ja von fünf Kindern die Rede, die konnte ich doch unmöglich im Titel alle einzeln aufzählen. Wir hatten selbst schon bei jedem Neuankömmling Mühe gehabt, einen nicht allzu abgedroschenen Namen zu finden, bei den Zwillingen waren wir uns tagelang nicht einig geworden, Kinderreichtum hat auch seine negativen Seiten, – Moment mal, das klang doch gar nicht so schlecht: Mit Fünfen ist man kinderreich!
    »Hoffentlich vermutet niemand eine soziologische Abhandlung dahinter«, dämpfte Rolf meine Begeisterung, aber etwas Besseres hatte er auch

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